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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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dem kurzen Fußweg vom Stadttor herauf außer Atem. Links und rechts neben ihrem eigenen Zirkel liefen die Hexen aus den beiden anderen Gemarkungen. Es war eine bunte Truppe von jungen, alten und greisen Hexen – Wahrsagerinnen, Heilerinnen, weise Frauen aus zahlreichen entlegenen Dörfern und Städten, die eilig für den Kriegszug zusammengerufen worden waren. In Herzstein lebten die Hexen miteinander und bildeten einen ständigen Zirkel. In den Gemarkungen durften sie sich nur zu besonderen Gelegenheiten versammeln.
    Die Hexen wurden geduldet und gelegentlich sogar gewürdigt, aber man mochte sie nicht, und ganz gewiss traute man ihnen nicht über den Weg.
    Ein Grunzen erregte ihre Aufmerksamkeit. Ein Verteidiger der Stadt lief auf sie zu. Die verdreckten Pelze, die er trug, schlotterten um den ausgemergelten Körper, doch in den Augen blitzte die nackte Wut, und er hatte mit der hässlichen Keule schon zum Schlag ausgeholt
    Die alte Agatha hob den Gehstock, murmelte rasch eine Anrufung und zielte mit ihrem gichtbrüchigen Finger auf den Mann. Aus dem ausgestreckten Zeigefinger brach Feuer hervor, und gleich darauf hüllte eine Flamme den Angreifer ein. Er schrie auf und stürzte unter lautem Zischen in den Schnee. Die Flammen erloschen fast sofort wieder, zurück blieb nur ein Haufen aus verkohlten Knochen und verbrannter Haut.
    Eine Hexe aus der Ostmark übergab sich. Yllandris kniff die Augen zusammen. Der Mann war direkt auf sie losgegangen. Hätte die alte Agatha nicht eingegriffen …
    Dann hätte ich getan, was notwendig war. Die zukünftige Königin der Hohen Klippen wird nicht an so einem trostlosen Ort sterben.
    »Halt!«, zischte Shranree auf einmal. Die Hexen blieben sofort stehen. »Ich spüre es. Hexen aus den Gemarkungen, der Augenblick ist gekommen.«
    Yllandris sträubten sich die Nackenhaare. Die Luft schmeckte förmlich nach Magie. In der Ferne war jetzt ein Flackern zu erkennen, phosphoreszierende grüne Kugeln aus reiner Energie erschienen am schwarzen Himmel und näherten sich mit erschreckender Geschwindigkeit. Sie hielt den Atem an.
    Über den Köpfen der Hexen entstand schlagartig eine durchsichtige blaue Barriere. Die Frauen aus den Gemarkungen legten sich ins Zeug, um den magischen Schild aufzubauen.
    Keinen Augenblick zu früh. Die Kugeln prasselten herab und trafen den Schild, explodierten und sonderten dabei eine zischende, blubbernde grüne Masse ab. Eine Hexe aus der Seemark rutschte auf dem Eis aus, worauf der Abschnitt der Barriere, der sich direkt über ihr befand, flackerte und verschwand. Grüner Schleim tropfte herab und bedeckte ihren Kopf und die Schultern, die sofort zu dampfen begannen. Die Frau stieß ein schrilles Kreischen aus und griff hektisch nach dem ätzenden Brei, doch er hatte sich bereits in ihren Körper gefressen und löste Knochen und Sehnen auf.
    Yllandris riss sich von dem schrecklichen Anblick los. Vor ihnen schimmerte der Himmel, und ein weiterer Schwarm Kugeln stieg hoch und flog im Bogen auf sie zu.
    »Schwestern, leiht mir eure Kräfte!«, schrie Shranree. Yllandris bot ihre ganze Magie auf; sie spürte, wie die Energie durch ihre Adern schoss, bis die Haut kribbelte. Die Kraft schien ungeduldig in ihr zu beben, als wollte sie sofort freigelassen werden, doch Yllandris hielt weiter fest, bis sie Shranrees sanftes Drängen spürte. Schaudernd überließ sie ihr die Magie.
    Shranree warf triumphierend den Kopf zurück und hob die Arme. Feuer spielte über ihre Hände. Von der gesammelten Kraft der Schwestern beflügelt, stieß sie die Arme in die Richtung des feindlichen Zirkels vor.
    Orangefarbene Flecken strömten zum Himmel hinauf und verschwanden. Stille breitete sich aus. Es schien, als würde nichts weiter geschehen. Yllandris betrachtete die dicke kleine Frau und schürzte empört die Lippen.
    Dafür haben wir uns so angestrengt? Für ein paar tanzende kleine Lichter? Du bist nicht geeignet, diesen Zirkel zu führen, du nutzloser Haufen …
    Auf einmal erschienen glühende goldene Kugeln am Himmel. Es waren dreizehn, die dreißig Schritte über der Stadt eine Formation bildeten. Der mittlere Feuerball schwebte direkt über der Stelle, von der die grünen Kugeln aufgestiegen waren. Er vibrierte heftig und schien zu schrumpfen …
    Dann aber raste eine mächtige Flammensäule aus dem Himmel herab. Die Hexen wurden von dem warmen Schein erfasst, als die ungeheuer heiße Flamme alles einäscherte, was sie traf.
    Auch die anderen Kugeln vibrierten und

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