Schattenkrieger: Roman (German Edition)
gewiss tun«, versprach er. Sofern wir überhaupt etwas übrig haben. Es ist nicht billig, eine Rebellenarmee auszustatten. »Ich muss meinen Plan mit den anderen besprechen«, sagte er. »Ich warte bis heute Abend. Sobald es dunkel ist, kann ich mich unbemerkt bewegen.«
»Ich bin dabei, Junge«, erklärte Jack. »Ich will schon seit Jahren ein eigenes Schiff haben. Ha, sie haben mich erwischt, als ich im Hafen einen hübschen kleinen Schoner stehlen wollte. Wie sich herausstellte, gehörte er einem mächtigen Magistrat. Ich sollte gehenkt werden, bevor ich auf die Erlösung kam.«
»Ich bin ebenfalls dabei«, sagte Dreifinger. »Ich sterbe lieber mit der Waffe in der Hand, wenn ich schon sterben soll.« Der Sträfling rieb sich wieder über das entzündete Gesicht. »Aber du hast dich noch nicht vorgestellt, Junge. Du hast auch nicht erklärt, wie du einen Haufen Verbrecher überreden willst, zusammenzuarbeiten und die Flucht des Jahrhunderts durchzuziehen.«
Cole richtete sich auf und sah die drei Männer der Reihe nach ernst an. Der Stolz ließ ihn vorübergehend sogar die Schmerzen und Verletzungen vergessen. Endlich bekam er die Achtung, die er verdient hatte! Er sah schon das Erstaunen in Garretts Gesicht, wenn in den nächsten Jahren seine Brillanz zu voller Blüte erwachte.
»Ich heiße Davarus Cole«, sagte er. »Macht euch keine Gedanken über die Einzelheiten meines Plans. Ich habe viel Erfahrung mit solchen Dingen. Ihr müsst wissen«, wieder hielt er der dramatischen Wirkung wegen inne, »dass ich so etwas nicht zum ersten Mal mache.«
Die endgültige Lektion
Yllandris hatte angenommen, sie wüsste genau, wie es war, bittere Kälte zu ertragen. Die letzten paar Tage hatten sie eines Besseren belehrt.
Sie blinzelte und versuchte, die Stadt auszumachen, die nur ein paar hundert Schritte vor der Kriegertruppe lag. Der Schneesturm, der sie schon seit ein paar Stunden behelligte, ließ nicht nach, störte ihren Vormarsch und setzte dem Elend, das ihren Feldzug von Beginn an heimgesucht hatte, die Krone auf.
»Die Geister sollen verdammt sein«, schimpfte Krazka und wischte sich mit dem Handrücken den Reif aus dem Bart. Das tote Auge war vereist und glänzte böse in dem grausamen Gesicht.
Neben dem blutrünstigen Häuptling der Seemark stand Orgrim Hammertod. Der ergraute Kämpe hob die berüchtigte große Keule und betrachtete finster das kleine Heer der Hochländer, das hinter ihm Aufstellung nahm.
Fünfhundert Mann zählte die Kriegertruppe. Die beiden Gemarkungen stellten den größten Teil der Streitmacht, König Magnus hatte aus Herzstein hundert seiner besten Krieger beigesteuert. Irgendwo vor ihnen lagen im Schneetreiben die Brüder bereit. Sie sollten als tödlicher Wirbelsturm aus dem Nebel vorstoßen, sobald die Auseinandersetzung mit Frostwehr begann, und mit Klauen und Zähnen alles niedermachen, was sich ihnen in den Weg stellte.
Die Kriegertruppe hatte auf dem Zug nach Norden sieben Männer verloren. Ein Bär war aus einer versteckten Höhle gestürmt und hatte den ersten getötet. Er hatte ihn wie ein welkes Blatt geschüttelt, bis der Arm an der Schulter abgerissen war. Das riesige Raubtier hatte den schreienden Krieger ausgeweidet, noch ehe sich ein halbes Dutzend Speere in seine Flanke gebohrt hatten.
Zwei weitere Hochländer waren von einer Bö erfasst und von einem Höhenzug geschleudert worden. Weitere drei waren an Unterkühlung gestorben.
Der letzte Mann war einfach in der Nacht verschwunden. Keiner seiner Gefährten konnte sich erinnern, wie und wann er weggegangen war. Dieser Vorfall war der beunruhigendste, denn Wulgreth stammte ursprünglich aus der Nordmark und hatte erst später König Magnar seine Gefolgschaft geschworen. Falls er desertiert war, um Frostwehr zu warnen, wurde die Eroberung des Ortes viel schwieriger.
Auch so war es ein schwieriges Unterfangen. Die Hauptstadt der Nordmark beherbergte fast dreihundert Hochländer, von denen ein Viertel Männer im kampffähigen Alter waren. Das war aber nicht einmal Yllandris’ größte Sorge. Der Zirkel von Frostwehr war groß und mächtig. Obwohl ihre Schwestern und die Zirkel der anderen beiden Gemarkungen sie begleiteten, sah sie dem Kampf voller Bangen entgegen.
Fünfzehn Hexen gegen acht. So ein Gefecht haben die Hohen Klippen seit vielen Jahren nicht mehr erlebt.
»Pass doch auf, Schwester!«, fauchte Shranree. Die dicken roten Wangen der Frau traten in der Kälte noch deutlicher hervor, sodass sie an
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