Schattenkrieger: Roman (German Edition)
Streitmacht, doch wenn die Berichte zutreffen, dann hat Thelassa nicht weniger als drei Söldnerkompanien aus Sumnia unter Vertrag genommen.«
Der Magierfürst kniff die Augen zusammen. »Dann müssen wir zusätzliche Soldaten in unseren Vasallenstädten ausheben. Thelassa besitzt kein nennenswertes Heer, und die verweichlichten Kämpfer taugen nicht einmal so viel wie eine dorminianische Frau.«
»Wie dem auch sei, Herr, dreitausend Söldner werden unausgebildete Gegner wie Weizenhalme umlegen. Die Krieger aus dem Sonnenland sind für ihre Disziplin und Kampfkraft bekannt. Sie werden uns überwältigen, ganz egal, wie viele Zivilisten wir rekrutieren.«
Salazar trommelte mit den Fingern auf die Lehnen des Throns. Barandas beobachtete ihn schweigend. Die Große Ratskammer kam ihm riesig und leer vor, wenn sich nur zwei Menschen darin aufhielten. Timerus erholte sich noch von der Vergiftung, die er nur überlebt hatte, weil er den Wein nicht ganz heruntergeschluckt, sondern sofort wieder ausgespuckt hatte. Marschall Halendorf war weiterhin dienstunfähig. Sogar der graue Kanzler Ardling hätte die Situation etwas belebt.
»Wir haben kein Gold mehr, um eigene Söldner zu entlohnen«, erklärte der Magierfürst schließlich. »Die Weiße Lady hat viel aufs Spiel gesetzt, als sie ihren Krieg den Sumniern anvertraute. Ich bedaure jetzt, dass ich Schattenhafen nicht schon zerschmettert habe, ehe Admiral Kramers Unfähigkeit unsere Marine dem Untergang geweiht hat.«
Barandas nickte. Die Sumnier waren auf dem Land und in den Wüsten ihrer Heimat auf der anderen Seite des Kontinents gefürchtete Krieger, besaßen aber keinerlei Erfahrung mit der Seekriegführung.
»Ich glaube, das sumnische Heer wird bald marschieren«, fuhr er fort. »Sie wissen, dass wir keinen Angriff führen können. Ohne Marine ist uns dies nicht möglich. Die Weiße Lady ist sicherlich auch – verzeiht mir – über Euren geschwächten Zustand im Bilde. Jetzt wäre für sie der richtige Augenblick, ihren Angriff vorzutragen.«
Der Tyrann von Dorminia kniff drohend die Augen zusammen. »Ich bin nicht so schwach, wie sie annehmen. Auch werde ich mich nicht noch einmal überrumpeln lassen. Die Diener der Weißen Lady sind geschickt in jeder Art von Blendwerk, aber ich bin jetzt vorbereitet. Wenn sie noch einmal einzudringen wagen, werde ich sie töten.«
»Blendwerk, Herr?«, fragte Barandas.
»Das ist eine Form der Magie, die auf feine Täuschungen und geistige Manipulation baut. Die Vorväter waren Meister dieser Disziplin, als sie noch in diesem Land lebten. Sie konnten Jahrzehnte unbemerkt in einer Stadt leben. Das war nur eine von vielen Qualitäten, die sie so unglaublich gefährlich machten.« Die Worte des Magierfürsten klangen abwesend, als beschäftigte ihn etwas ganz anderes. Barandas war zu klug, um weiter nachzufragen.
Auf einmal erhob sich Lord Salazar von seinem Thron. »Ich muss Dorminia eine Zeit lang verlassen. Jemand ist mir einen Gefallen schuldig, aber er wird nicht erfreut sein, wenn ich die Schuld einfordere. Es gibt Wunden, die keine Zeit der Welt heilen kann, wie ich nur zu gut aus eigener Erfahrung weiß.«
Schockiert vernahm Barandas, wie bekümmert sein Herr und Meister sprach. »Herr … wollt Ihr wirklich die Stadt verlassen? Wer soll in Eurem Namen regieren, da der Großmagistrat Timerus sein Amt noch nicht wieder ausfüllen kann?«
»Ich werde nicht lange fort sein, Erster Augmentor. Ich bin sicher, dass Ihr während meiner Abwesenheit zurechtkommt. Der Halbmagier wird Euch zur Seite stehen. Er besitzt einen scharfen Verstand und ist durchaus gerissen. Behaltet ihn gut im Auge.«
Barandas verneigte sich. »Das werde ich tun, Herr.«
Salazar nickte. »Ich will Euch nicht länger aufhalten.« Er schwieg einen Moment. »Eure Hingabe entgeht mir nicht, Erster Augmentor.«
Barandas hätte beinahe gekeucht. Von einem Magierfürsten konnte man eine Menge erwarten, aber Dankbarkeit zählte gewiss nicht dazu. Zum zweiten Mal in seinem Leben hatte ihm der Herr von Dorminia ein kostbares Geschenk gemacht.
Die Stadt der Türme
Die Glück der Lady legte vier Tage später in Thelassa an. Das Wetter hatte sich gehalten, und das Schiff hatte gute Fahrt gemacht. Cole war unter der schweigsamen Aufsicht einer Wächterin in einer kleinen Kabine eingesperrt gewesen, hatte die Reise aber verglichen mit den mörderischen Bedingungen auf der Erlösung als recht angenehm empfunden.
Die Tür ging auf, und die Wächterin sah
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