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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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Seite an Seite. Auch die bescheidensten Gebäude waren schön geschmückt und aus dem gleichen weißen Marmor errichtet, der anscheinend fast überall in Thelassa als Baumaterial gedient hatte.
    Etwas später kamen sie an einem bescheidenen Anwesen vorbei, das mit Bildnissen von hold herablächelnden Engeln geschmückt war. Einen Augenblick lang glaubte Cole, drinnen jemanden weinen zu hören. Die Kapitänin ging schneller, und bald waren sie außer Hörweite.
    Endlich erreichten sie das Stadtzentrum. Hier waren weniger Bürger unterwegs, und stattdessen sah man viele sumnische Krieger, die mit Lederwesten und Schwertern, Speeren und anderen Waffen Wache hielten. Cole starrte die Soldaten an, deren Haut schwärzer war als die der gharzianischen Kaufleute, die manchmal Dorminia besuchten.
    Es waren Hunderte, die in den Straßen patrouillierten. Offenbar warteten sie nur darauf, dass etwas passierte, was einen seltsamen Kontrast zu den gelassenen Thelassanern bildete. Die Frau, die auf der Glück der Lady seine Kabine bewacht hatte, bemerkte seine Verwunderung.
    »Du bist überrascht, so viele Fremde hier zu sehen. Unsere Herrin hat die Sumnier als Krieger in Dienst genommen. Sie sind unvergleichliche Meister der Kriegskunst. Dorminia kann ihnen nichts entgegensetzen.«
    Cole war geneigt, ihr recht zu geben. Dorminias Augmentoren waren eine Elitetruppe, die rücksichtslos ihre Gegner vernichtete, aber es waren nur wenige. Die Rote Wache war kaum mehr als ein Haufen Tagediebe und Dummköpfe. Ein Heer von Sumniern würde sie im Handumdrehen aufreiben.
    »Der Palast ist gleich da vorn«, warnte ihn die Kapitänin. »Du wirst in der Gegenwart unserer ruhmreichen Herrscherin Demut zeigen. Verneige dich und wende den Blick ab, solange du nicht aufgefordert wirst, etwas anderes zu tun. Und sprich nicht, solange man dich nicht dazu auffordert.«
    Cole nickte stumm. Wieder einmal hatte das Schicksal ihm den Weg zu seiner letztendlichen Bestimmung gewiesen. Er war sicher, dass die Weiße Lady von diesem wackeren jungen Rebellen, der da in ihren Palast marschierte und seine Klinge in den Dienst ihrer Sache stellte, gebührend beeindruckt sein würde.
    Unwillkürlich griff er nach Magierfluch und musste sich erneut daran erinnern, dass die Waffe sich in den Händen von Brodar Kayne befand.
    Seufzend fuhr er sich mit gespreizten Fingern durch die Haare und bereitete sich innerlich auf die Audienz bei der sagenhaften Weißen Lady von Thelassa vor.

    »Du hast dich lange genug niedergeworfen.«
    Er raffte sich auf und schaffte es sogar, trotz des stechenden Schmerzes, den seine gequetschten Rippen auslösten, nicht zusammenzuzucken. Sein Blick wanderte zu der Gestalt, deren Thron mitten im Audienzsaal auf einem Podium stand. Sonnenlicht strömte durch ein hoch oben in die gewölbte Decke eingelassenes Fenster und tauchte sie in hellen Glanz. Er hielt den Atem an.
    Die Weiße Lady trug ein kostbares Kleid aus rein weißer Seide, die durchlässig zu sein schien, sodass er glaubte, unter dem Stoff die Körperformen erkennen zu kennen. Das hellblonde, beinahe silbern schimmernde Haar umrahmte ein so makellos schönes Gesicht, dass die besten Bildhauer bei diesem Anblick geweint hätten. Ihre Haut war rein und ebenmäßig wie der Marmor unter seinen Füßen. Offenen Mundes stand er da, von der überirdischen Schönheit gebannt.
    Bewegungen links und rechts von der Weißen Lady rissen Cole von der berauschenden Schönheit los. Links, direkt neben ihr auf dem Podium, wachte ein riesiger dunkelhäutiger Sumnier mit verschränkten Armen. Rechts stand eine schlaksige Frau in mittleren Jahren, die sich gerade mit nachdenklicher Miene räusperte.
    »Wende die Augen ab, Wurm!«, befahl der mächtige Krieger mit unglaublich tiefer Stimme. Er war der größte Mann, den Cole je gesehen hatte. So groß, dass Cole ihm gerade einmal bis zur Brust reichte. Rote Narben zogen sich kreuz und quer über den muskulösen Körper, der von der Hüfte aufwärts nackt war. Der riesige Sumnier trug einen goldenen Speer mit einer böse gekrümmten Spitze, die er auf Cole richtete, ehe er mit einem einzigen riesigen Schritt vom Podium auf die oberste Stufe der Treppe sprang.
    Auf einmal fühlte Cole sich sehr einsam. Der riesige Sumnier machte einen weiteren Schritt.
    »Genug, General«, befahl die Weiße Lady. Sie sprach leise und mit anmutigem Tonfall, und doch erfüllte die Stimme den ganzen Audienzsaal. »Unser Gast ist mit unseren Gebräuchen offensichtlich

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