Schattenkrieger: Roman (German Edition)
seinen Posten zurückkehren, und solange er nicht genesen ist, muss ich den Krieg planen und die Ernennung neuer Augmentoren überwachen.«
Lena schüttelte gereizt den Kopf. »Was ist eigentlich mit Halendorf los? Man sollte doch meinen, er brennt darauf, sich an Thelassa zu rächen. Immerhin haben die Mörderinnen versucht, auch ihn zu vergiften.«
Wieder gähnte Barandas. »Es hat ihn sehr verstört, dass er dem Tod so nahe war. Seine Magensäfte sind derart sauer, dass er sich kaum erheben kann. Das behauptet er jedenfalls.«
»Und was ist mit Ardling? Ist auch unser Kanzler durch den Anschlag über alle Maßen erschüttert?«
»Ich glaube, die Kosten eines Krieges gegen unsere Nachbarn beeinträchtigen sein Wohlbefinden viel stärker als all die Aufregung im Sitzungssaal.«
Lenas Miene wurde ernst. Ihr war nicht nach Scherzen zumute. Dabei war das überhaupt kein Scherz. Es wundert mich, dass der Kanzler nicht Selbstmord begangen hat, da nun nach dem Krieg gegen Schattenhafen auch noch die Kosten für den neuen Feldzug hinzukommen.
»Ich habe heute viel zu tun, denn ich muss die neuen Diener einweisen und Stoffhändler und Näherinnen aufsuchen«, erklärte seine Frau. »Auch wenn Kyla und die anderen dies nicht so sehen wie ich, will ich unsere neuen Dienstboten nicht für die Uniformen selbst zahlen lassen. Wann kommst du heute nach Hause?«
Barandas regte sich unbehaglich. »Ich bin heute Abend im Obelisken. Lord Salazar hat meine Anwesenheit angeordnet. Nun schau mich nicht so an, Lena! Viele Magistrate der Stadt sind tot. Da ist es doch nur recht und billig, dass wir anderen unsere Pflicht tun. Besonders in Kriegszeiten.«
Sie seufzte und nickte schließlich. Genau deshalb liebte er sie so sehr. Mitgefühl, Sorge und dann die Billigung. Du bist mein Fels in der Brandung, Lena, du erinnerst mich an meine Menschlichkeit, wenn mich die Welt in ein Ungeheuer verwandeln möchte.
»Was ist mit Legwynd? Hast du seine Mörder schon gefunden?«
Barandas schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Sie können wer weiß wohin geflohen sein, vielleicht sogar nach Norden ins Ödland. Das Bergwerk, Lena … alle, die im Jammertal gearbeitet haben, wurden bei lebendigem Leibe verschüttet.«
»Wer dies getan hat, muss zur Rechenschaft gezogen werden.«
»So wird es auch geschehen, sobald die Wache einige Männer entbehren kann, um eine ausgedehnte Suche durchzuführen. Inzwischen warten wir auf die erste Lieferung aus der Dünung. All diese Mühen bei der Ausbildung neuer Rekruten wäre vergeblich, wenn wir nicht die nötige Rohmagie bekommen, um neue Augmentoren zu erschaffen.«
Lena schaute zu ihm auf. Der grüne Kristall an der Platinkette, die sie am Hals trug, entsprach der Farbe ihrer Augen. Obwohl sie schon fünf Jahre verheiratet waren, verschlug ihm ihre Schönheit immer noch den Atem. »Das steht dir gut«, sagte er und nahm den Kristall in die Hand.
»Du hast mir nie verraten, wo du ihn gefunden hast.«
Er musste grinsen, als er den vorwurfsvollen Unterton hörte. »Wo ich ihn gefunden habe? Wie kommst du auf die Idee, dass ich nicht zum besten Juwelier der Stadt gegangen bin und ihn eigens für dich anfertigen ließ?«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Als ob du dich jemals lange genug von deinen Pflichten losreißen könntest, um schönen Tand für deine verwöhnte Frau zu kaufen. Wirklich, Ran, wo hast du ihn gefunden?«
Sein Lächeln verblasste. Er erinnerte sich noch gut an das Gemetzel, das Thurbal angerichtet hatte, wie er durch Blutlachen gewatet war, wie die grellen Flammen den Leichenhaufen erfasst und die Toten zu schwarzen Skeletten verbrannt hatten.
»Frag lieber nicht«, sagte er. »Ich habe ihn an mich genommen, als ich für Lord Salazar und die Stadt meine Pflicht erfüllt habe. Wenn du ihn nicht mehr haben willst, fällt mir aber sicher jemand ein, der …«
Wieder zog sie eine Augenbraue hoch. »Wer denn? Etwa die gute Frau, oder wie sie sich nennt?«
»Die Edelfrau«, berichtigte er sie. »Um ehrlich zu sein, ich bin ziemlich sicher, dass Cyreena niemals für irgendjemanden eine gute Gefährtin abgeben wird. Andererseits denke ich, dass ein Mann sich eben einfach bemühen muss, so gut er kann …«
Sie schmollte übertrieben, und er grinste wieder und zog sie an sich, um sie zu küssen. »Ich muss jetzt gehen«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie lange ich heute Abend im Obelisken bleiben muss. Warte nicht auf mich.«
»Du kennst mich doch«, antwortete sie mit gerunzelter
Weitere Kostenlose Bücher