Schattenland - Begegnung mit Victor (German Edition)
und jetzt noch schnell die Antipasti auf den Tisch, dann konnte unser Abend beginnen. Nach den ersten beiden Gläsern Rotwein wurden unsere Zungen zunehmend lockerer und damit auch die Gesprächsthemen einschlägiger. Tina fragte mir Löcher in den Bauch. Selbstverständlich machte sich jede Frau im Laufe ihrer sexuellen Reifephase Gedanken darüber, was ihr gefiel und was nicht. Wie sah ein erfülltes Sexualleben aus? Abendfüllend und feuchtfröhlich diskutierten wir unsere Vorlieben, Neigungen, Wünsche, Fantasien und natürliche die absoluten No go´s. Für mich mochte ich das so beantworten können. Ich mochte es, meinem Gegenüber machtlos ausgeliefert zu sein, mich ganz und gar fallen zu lassen und seine sanfte Macht zu spüren, aus der es kein Entfliehen gab. Ich mochte Rollenspiele, in denen ich unterworfen wurde, wehrlos die Macht meines Gegenübers hinnehmen musste. Dabei spürte ich Angst und Lust zugleich, spürte mich. Mein devoter Anteil überwog deutlich dem masochistischen. Psychische Unterwerfung, machtvolle Worte, die gleichzeitig auch so sanft klingen konnten. Das subtile Spiel, der Kontrast zwischen Belohnung und Bestrafung, freiwilliger Hingabe und Zwang, Zärtlichkeit und Strenge. Allerdings kam hier auch ein klein wenig meine masochistische Ader mit ins Spiel. Körperliche Züchtigung als Strafe für Verfehlungen oder nicht befolgte Befehle.
Seit Victor hatte ich mich intensiv mit meiner Neigung beschäftigt. Bücher zu diesem Thema verschlungen, eigene Fantasien zu Papier gebracht. Oft genug gezweifelt und mich immer wieder gefragt, warum ich nur auf diese Art Lust empfinden konnte. Aber hatte ich schon vollkommen akzeptiert, dass das meine Art war, sexuelles Glück zu empfinden?
Eines schien jedenfalls sicher. Der Mann meiner Träume liebte und lebte mit mir diese wundervolle Art der Sexualität, bei der ich eine starke gefühlsmäßige Nähe und Tiefe zum Partner empfand. Ich würde mich ihm in absoluter Vertrautheit vollkommen hingeben, dabei höchste Lust und tiefste Liebe empfinden können.
Tina, von der ich bis heute Abend nicht mal wirklich wusste, dass sie überhaupt devote Fantasien hatte, sah ihre devote Lust tatsächlich in einer Art Kontrollverlust, der sie dazu zwang, loszulassen, sich „ihrem Schicksal“ zu ergeben und so endlich in der Lage war, Freude an der Sexualität zu empfinden.
Uns beiden war klar, dass es die unterschiedlichsten Ansätze, Gründe und Motivationen gab für diese Affinität zu derartigen Machtfantasien. Wir mussten jetzt nur noch lernen, diese wundervolle Neigung als Teil unserer selbst zu akzeptieren, besser noch, zu lieben. Und genau auf diesem Weg befand ich mich gerade, dank Victor.
Diner
Eine meiner schönsten Fantasien sollte heute Abend tatsächlich Wirklichkeit werden.
„Liebste Mia, zieh dir den beigen knielangen Rock an, dazu eine weiße, leicht transparente Bluse und die beigen High Heels. Trage dein Haar offen und benutze ausschließlich den roten Lippenstift. Ich wünsche, dass du heute deine Nägel rot lackierst. Zieh dir dann den beigen Mantel über und warte auf mich. Ich werde dich um 19 Uhr abholen. Victor“
Mein Herz klopfte ein paar Takte schneller. Es war ein unbeschreiblich erregendes Gefühl, nur erahnen zu können, was passieren würde. Wie weit würde er heute gehen? Tausend Gedanken rasten in Lichtgeschwindigkeit durch meinen Kopf, tausend kleine Blitze jagten durch meinen Körper in Richtung Venushügel. Wahnsinn. Seit es Victor in meinem Leben gab, erlebte ich geistig und körperlich Zustände, die ich bisher nicht kannte. Ich spürte mich.
Jetzt aber rasch ins Bad, die gleiche Prozedur wie vor all unseren Treffen und das gleiche intensive Pochen. Oh wie gern hätte ich mir jetzt einfach nur schnell selbst Freude bereitet. Aber es war schon spät. Victor würde jeden Moment auftauchen. Und schon klingelte es an der Tür. Nervös stolperte ich die Treppen runter, schnappte mir den beigen Mantel aus der Garderobe und öffnete die Tür. Verdammt, sah der gut aus. Augenblicklich fing es auch an meiner Scham wieder an wie verrückt zu pochen.
„Entzückend, liebste Mia! Komm, wir müssen los, ich habe für 19.30 Uhr einen Tisch reserviert.“
Oh, wir gingen essen. Aber wieso hatte er es so eilig, wenn wir doch noch dreißig Minuten Zeit hatten? Kaum saß ich im Auto, griff er in seine Jackentasche und kramte ein graues Seidentuch hervor, mit dem er mir die Augen verband. Die ersten
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