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Schattenland - Begegnung mit Victor (German Edition)

Schattenland - Begegnung mit Victor (German Edition)

Titel: Schattenland - Begegnung mit Victor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Berger
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die zweite Person auf dem Foto wegretuschiert. Wie konnte er es wagen, mir dieses Bild zu schicken? Das Hochzeitsbild von ihm und seiner Frau? Ich war mir in diesem Moment nicht mehr sicher, ob ich lachen oder weinen sollte. Daneben standen noch zwei weitere Bilder, die die beiden im Urlaub zeigten. Ich hörte Schritte. Also schnell zurück zum Sofa und das Spiel weiter spielen. Es gab sicher noch einige interessante Dinge über Victors Leben zu erfahren.
    Seine Frau betrat den Raum, in der linken Hand zwei Weingläser, in der rechten eine Flasche italienischen Rotwein.
    Eigentlich wäre sie sehr sympathisch, wenn nicht die Tatsache, dass sie seine Frau war, meinen Blickwinkel zu ihren Ungunsten verfälscht hätte.
     
    „Lassen Sie uns anstoßen, Martina! Bitte erzählen Sie mir doch ein wenig von ihrer Freundschaft mit Victor und den guten alten Zeiten.“
     
    Um Himmels Willen. Jetzt musste ich wirklich kreativ sein. Aber gut, nicht umsonst hatte ich einen Job in der Werbebranche. Und so erzählte ich von unserer „gemeinsamen Unizeit“. Sie lauschte meinen Worten. Fast hatte ich ein schlechtes Gewissen, da ja absolut alles gelogen war, aber nur so konnte ich mehr erfahren über Victor und seine Lügen mir gegenüber.
     
    „Aber sagen Sie, Sabine, wann und wie haben Sie Victor kennen gelernt. Ich hab ihn ja nun leider nach unserer gemeinsamen Unizeit komplett aus den Augen verloren.“
     
    „Falls es Sie wirklich interessiert, erzähl ich’s Ihnen sehr gern.“
     
    „Ich bitte darum.“
     
    „Ursprünglich komme ich ganz aus dem Norden. Allerdings war ich geschäftlich sehr häufig in München. So auch vor vier Jahren zur Wiesnzeit. Mein Geschäftspartner hatte einen Tisch in der Käferschenke reserviert. Ich hatte natürlich als echtes Nordlicht kein Dirndl, aber auf die Wiesn zu gehen ohne Dirndl war ja nun ein absolutes No go. Also noch schnell ein Dirndl besorgt und da saß ich nun beim Käfer und musste erst mal diesen Kulturschock überwinden. Allerdings fand ich schon nach der zweiten Maß richtig Gefallen an dieser Art zu feiern. Und genau in diese Situation platzte ein Herr, der mir als Herr Bernstein vorgestellt wurde. Wir saßen den ganzen Abend nebeneinander und hatten viel Spaß. Niemals hätte ich gedacht, dass sich aus einer flüchtigen Wiesnbekanntschaft etwas Ernsthafteres entwickeln könnte, deshalb war ich auch zügelloser als es normal meine Art war. Gegen später kamen wir uns sehr schnell näher. Wir tauschten Nummern aus, obwohl mir sehr wohl bewusst war, dass uns 800 Kilometer trennten. Victor hatte allerdings einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen, dass ich nicht anders konnte, als ihn wieder zu sehen. Wir führten ein Jahr eine Fernbeziehung, bevor ich mich endgültig entschloss, zu ihm in den Süden zu ziehen. Seit zwei Jahren sind wir verheiratet und seit einem Jahr stolze Besitzer dieses wunderschönen Hauses.“
     
    Sie machte den Eindruck, als hätte sie tatsächlich keine Ahnung, was Victor hinter ihrem Rücken trieb. Und es war mit Sicherheit nicht meine Aufgabe, sie darüber aufzuklären. Zumindest jetzt noch nicht.
     
    „Es war ein wirklich schöner Abend, aber ich muss langsam los. Wären Sie so nett und würden Victor meine Mailadresse geben? Und richten Sie ihm bitte ganz liebe Grüße von mir aus.“
     
    „Klar, das mach ich sehr gern.“
     
    Ich hinterließ ihr also meine Mailadresse. Nein, das stimmt nicht ganz. Ich hatte natürlich im Vorfeld alle möglichen Szenarien durchgespielt und deshalb sicherheitshalber einen neuen Mailaccount angelegt, der auf Martina Müller lautete. Ich war gespannt, was passieren würde.
     
    Auf der Heimfahrt brachen alle Emotionen aus mir heraus. Ich schrie, brüllte und weinte gleichzeitig. Das war der schwärzeste Tag in meinem bisherigen Leben. Der Tag, an dem mir bitterlich bewusst wurde, dass nichts so war, wie es ursprünglich schien.
     

 
    Nichts als die Wahrheit
     
     
     
    Im Minutentakt rief ich „Martina Müllers“ Mailaccount ab. Er musste doch reagieren. Was würde ich dafür geben, Mäuschen spielen zu dürfen im Hause Bernstein. Sein Gesicht zu sehen, wenn seine Frau ihm erzählte, dass sie Besuch hatte? Er kannte keine Martina aus seiner Unizeit, soviel war sicher. Was würde ihm in diesem Moment durch den Kopf gehen? Panik? Angst?
     
    Just in der Sekunde sah ich im Posteingang eine Mail von ihm. Na sieh mal einer an, seine offizielle Mailadresse, die ich bisher noch gar nicht

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