Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt
so rein gewesen, so frisch … Nein, das war bestimmt kein Natron. Salz … Randy war nicht sicher. Allerdings entdeckte er keine Salzkrusten am Rand des Tümpels, nichts was ausgeschwemmt worden wäre.
Also beruhige dich, sieh nicht alles so schwarz und überzeuge dich selbst, dass alles in Ordnung ist.
Randy riss sich zusammen und stapfte zu der Senke hinunter. Am oberen Rand ließ er einen Markierungsstab zurück, die anderen würde er für den Rückweg verwenden, um einen kürzeren Weg vom Lager hierher zu finden. Noch hatte er Zeit, die Sonne hatte gerade den Zenit überwunden, und wenn sie auf dem Weg nach Westen war, fand er sich leichter zurecht.
Er hatte einige Fotos mit dem Handy gemacht, um sich leichter zu orientieren, obwohl er ja ein »Sohn der Wüste« war. Sicher war sicher. Ob die anderen auch auf die Idee gekommen waren? Ach ja, Rudolf hatte sein Handy gar nicht mehr. Ob Cedric eines besaß, wusste er nicht, aber Rita hatte ein teures Teil, mit dem man bestimmt auch Spiegeleier braten und Toast machen konnte. Bestimmt hatte sie daran gedacht, alles zu dokumentieren.
Bevor er endgültig abstieg, sah Randy sich noch einmal um, verglich das, was er sah, mit den Fotos und war sicher, den Rückweg leicht finden zu können. Er glaubte sogar zu wissen, wo das Wrack lag und welche Dünen er als Orientierungspunkte nehmen musste.
Abgesehen von der Farbe des Sandes ist es eine Wüste wie jede andere.
Das war beruhigend, egal ob sie sich nun in einer fremden Welt befanden oder nicht.
Randy stieg hinab, spürte gleich, wie es feuchter und kühler wurde, und öffnete dankbar das Hemd. Schweiß perlte auf seiner glatten Brust, der zu trocknen anfing, je weiter er nach unten gelangte.
Gleich war es so weit. Gleich kam die Erlösung …
Laura kauerte sich auf ihrem Lager zusammen und versuchte, ihre Nerven unter Kontrolle zu bekommen. Milt hatte ganz recht, sie musste sich am Riemen reißen. Aber wie sollte sie das, wenn sie von etwas derart Unfassbarem, Unheimlichem umgeben war? Misstrauisch beobachtete sie die übrigen Lagerbewohner. Wer von ihnen sollte über solche Kräfte verfügen und vor allem - warum? Es musste ein Wesen von hier sein, etwas, das da draußen lauerte. Das sich seinen Spaß damit machte, gestrandeten Menschen Angst und Schrecken einzujagen. Vielleicht war Laura nicht die Einzige?
Doch sie konnte mit niemandem darüber reden. Zoe hielt solche »Fantastereien« für dummes Zeug und hörte nicht zu; hier wäre das erst recht der Fall, weil sie sich ansonsten einer Tatsache stellen müsste, die sie überhaupt nicht wahrhaben wollte.
Laura wollte das ebenso wenig, aber sie war schon so infiziert, so beeinflusst, dass sie sich nicht entziehen konnte. Mit rationalem Verstand daranzugehen war ihr nicht mehr möglich. Die einzige Erklärung, die sie fand, war keineswegs angenehm.
Und die sah so aus: Sie lag immer noch eingeklemmt im Flugzeug, sterbend und langsam verdurstend, und durchlebte in ihren letzten Minuten oder Stunden eine fantastische Reise, die ihr Verstand aus allem zusammensetzte, was er jemals an Informationen erhalten hatte, und es mit surrealen Träumen verquickte. Vielleicht hatte der Schock sie dazu gezwungen, sich in den Wahnsinn zu flüchten, oder sie lag im Koma, und ihr Geist freute sich über die unendliche Freiheit, die er plötzlich ausnutzen konnte. Leider geriet alles zu einem Albtraum, aus dem sie nicht aufwachen konnte.
Laura richtete sich auf, als Milt kam. Zoe war unterwegs; sie konnte nie lange still sitzen.
»Geht’s wieder?«, fragte er. »Ich mach mir wirklich Sorgen um dich.«
»Dazu besteht kein Grund«, sagte sie abweisender, als sie wollte. »Ich kann schon auf mich aufpassen.«
»Da bin ich mir nicht so sicher.« Er grinste versöhnlich und setzte sich neben sie. »Ich fühle mich irgendwie für dich verantwortlich, nachdem ich dich aus dem Wrack gezogen habe.«
»Bist du etwa Chinese?«
»Wieso?«
»Nun, bei denen ist es Sitte, wenn jemand einem anderen das Leben rettet, bleibt er zeitlebens für ihn verantwortlich.«
»Wie bitte? Der Gerettete muss nicht seine Dankbarkeit erweisen, sondern …«
»… kann weitere Fürsorge fordern, ganz recht.«
»Na, das erklärt einiges.« Milt lachte ungläubig. »Aber so meinte ich das nicht, Laura.«
Sie winkte ab. »Ich weiß. Und es ist sehr nett von dir, dass du dich um mich kümmerst. Ohne dich wäre mein Stand hier inzwischen ziemlich schlecht.«
»Erstens habe ich nichts anderes zu tun,
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