Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt
Genau das machte ihm zu schaffen. Welchen Grund hatte der Mörder, die Frau zu beseitigen? Wie passte das alles zusammen? Oder war das nur ein unglaublicher Zufall?
Der Dritte glaubte eine Erklärung zu haben. »Typisch Menschen, sie müssen gleich alles kaputt machen, sobald etwas nicht so funktioniert, wie sie es wollen. Wahrscheinlich hat der Mörder mit ihr Sex haben wollen, sie hat abgelehnt, und das hat er übel genommen; ich habe das nicht nur einmal erlebt. Die sind im Umgang miteinander sehr viel hemmungsloser als wir.«
Das klang einigermaßen plausibel. Auch der Erste hatte das schon erlebt.
»In Ordnung, das wäre damit erledigt. Aber da ist noch etwas«, fuhr der Zweite nach dieser Unterbrechung fort. »Was machen wir mit dieser überaus neugierigen Person namens Laura Adrian?«
Alle schnatterten durcheinander, denn Laura war ihnen im Weg.
»Mit der stimmt eindeutig etwas nicht«, stellte der Vierte fest. »Sie kann uns alle in Gefahr bringen, weil sie irgendeine Affinität zur Magie hat, überhaupt zu diesem Land hier. Sie selbst hat keine Ahnung davon, denn sie macht einen immer verstörteren Eindruck, je mehr sie davon mitbekommt. Aber Unschuld hin oder her, wir können das nicht dulden.«
»Dann sollten wir sie beseitigen«, schlug der Fünfte vor.
»Nein!«, lehnte der Erste entschieden ab.
»Wieso denn nicht? Hast nicht du selbst festgestellt, dass die elfischen Gesetze bezüglich der Menschen hier nicht greifen? Es hätte keine Folgen für uns.«
»Sie ist ein Störfaktor, andererseits kann sie uns noch nützlich sein - gerade durch ihre Affinität zu diesem Land. Vergesst nicht, wir sind hier genauso fremd wie die Menschen.«
»Und es liegt nicht zufällig daran, dass sie dir gefällt?«
»Nein. Ich lote nur alle Möglichkeiten aus, und solange wir nicht genau wissen, ob Laura nützlich oder schädlich für uns ist, werden wir nichts unternehmen. Sollte sich herausstellen, dass sie uns in Gefahr bringt, werde ich sofort gegensteuern, dessen könnt ihr versichert sein. Das ist nun einmal meine Spezialität, also überlasst es mir.«
Der Zweite lenkte jetzt ein. »Einverstanden. Wir sollten nicht vorschnell handeln, und bisher sehe ich keine Gefahr in ihr. Sie ist lästig und ein unberechenbarer Faktor, aber nur ein Mensch. Wir sollten in der Lage sein, sie unter Beobachtung und Kontrolle zu halten.«
»Sie hat nämlich sonderbare Träume«, murmelte der Vierte. »Unheimlich, sage ich euch. Es ist besser, sie nicht zu berühren, sonst lösen wir womöglich einen Fluch aus.«
Daraufhin stimmten alle anderen dem Ersten zu.
In der Reihenfolge, wie sie gekommen waren, verließen sie den Kreis. Als der Erste allein war, löste er die Maske auf und schüttete den Glasstaub zurück in das Säckchen; dann öffnete er den Umhang, schüttelte ihn aus und verschnürte ihn als Schatten wieder an seinem Fuß. Zuletzt löste er den Bann auf, und der Platz kehrte wieder dahin zurück, wo er hingehörte.
Um ihn war alles ruhig und verlassen. Die Fußspuren vom Weg hierher hatten die anderen schon weggewischt, und auch der Erste fegte seine Spuren mit einer Handbewegung hinter sich fort.
Im Lager war es still; die Wachablösung hatte stattgefunden, doch niemand konnte sich mehr wach halten. Auch die Lagerwachen schlummerten selig aneinandergelehnt.
Der Erste lächelte in sich hinein. Dann legte er sich schlafen.
9
Konfrontation
T rotz der aufgestellten Wachen, trotz des gegenseitigen Versprechens, aufeinander aufzupassen, verschwanden wiederum Verletzte spurlos.
Und weitere Diebstähle wurden begangen, völlig sinnlose, denn es handelte sich um Gefundenes aus dem Wrack, das der Dieb dort selbst hätte einsammeln können. Anscheinend war er notorisch veranlagt, vielleicht ein Kleptomane; anders ließ sich das nicht erklären. Vielleicht ging es ihm auch nur um den Kick, die »Genialität«, unbemerkt von Schlafenden zu stehlen.
Verständlicherweise brachten diese Ereignisse das Lager in Aufruhr, vor allem Angst griff wegen des fortgesetzten Verschwindens um sich. Die Diebstähle waren eher Nebensache, weil es ohnehin nur noch Fundsachen gewesen waren.
»Außer, wenn es mein Maniküreset gewesen wäre!«, schimpfte Zoe. »Wer sich daran vergreift, ist so was von tot!«
»Vorausgesetzt, du findest heraus, wer es ist«, wandte Milt ein.
»Dann bringe ich eben alle um!«
Rimmzahn ging zu Jack, der allmählich nicht mehr weiterwusste und befürchtete, die Kontrolle zu verlieren.
»Wir
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