Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt
»Da war etwas … Also ich hatte das Gefühl, mit Milt in die Geisterwelt zu wechseln …«
»Warst du dabei, als sie ihm Hilfe versprachen?«
»Ähm … nein.«
»Siehst du. Und deshalb werden wir uns jetzt auf Kommando anders hinsetzen, und dann werde ich weiterschlafen. Lasst mich einfach ab sofort in Ruhe, ihr zwei.«
Sie kämpften ächzend und stöhnend um eine bessere Lage, bis es einigermaßen erträglich war, und dann war Zoe schon wieder eingeschlafen. Laura hörte es an ihrem ruhigen, gleichmäßigen Atmen.
»Laura, glaubst du mir?«, wisperte Milt ihr zu.
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll, Milt. Ich steh seit dem Absturz unter Schock und habe permanent mystische Erlebnisse, was vermutlich ein psychologisches Problem als Ursache hat. Vielleicht liege ich auch im Koma und bilde mir das alles nur ein.«
»Aber da ist etwas, da bin ich ganz sicher. Hier an diesem Ort gibt es eine mächtige Kraftströmung, und auch in dir fließt eine gewaltige Energie.«
»Verschon mich mit deinem Hokuspokus, Milt, und lass mich schlafen.«
Sie hatte schon genug Angst.
14
Immer
weniger
T age später war das verschollene Flugzeug in den Medien immer noch das Hauptthema. In vielen Shows traten Mystiker auf, die im Rampenlicht ihre wilden Theorien präsentieren konnten. Das Geheimnis um das Bermudadreieck flammte wieder auf und fand neue Beachtung.
Es geschah schließlich nicht jeden Tag, dass eine Passagiermaschine spurlos verschwand. Und zwar so spurlos, als hätte sie nie existiert. Flugzeuge, Schiffe, Satelliten, Infrarot, Echolot, einfach alles an Technik und menschlichem Vermögen wurde eingesetzt, um den verschwundenen Flieger zu finden.
Nach einem merkwürdigen letzten Funkspruch von einem »Loch in der Luft« war er plötzlich vom Radar verschwunden.
Augenblicklich waren Suchschiffe und Wasserflugzeuge gestartet, die schon eine Stunde nach dem Notruf die letzte Position erreicht hatten.
Sie fanden nichts. Keine Wrackteile, kein Flugzeug auf anderer Position. Die See lag ruhig und blau, und auch der Himmel gab sein Geheimnis nicht preis. Es war ein Rätsel, das alle in Panik geraten ließ, vor allem die amerikanische Flugbehörde, die eine Menge Klagen auf sich zukommen sah.
Die Angehörigen der Passagiere waren sofort informiert worden und liefen nun Sturm. Nicht nur, dass sie sich Sorgen um ihre Familienmitglieder machten – dass ein ganzes Flugzeug unauffindbar war, noch dazu auf einer derart viel frequentierten und kurzen Route sprengte jegliches Vorstellungsvermögen.
Die Medien stürzten sich sofort auf die Angehörig und stellten deren Kummer und Wut auf allen verfübaren Kanälen dar.
Die Mystiker hingegen suhlten sich in ihren einzig wahren und richtigen Theorien und versuchten, sich gegenseitig zu übertreffen; sie bezeichneten die Rivalen als inkompetente Spinner und Heuchler, die den Hinterbliebenen Hoffnung vorspiegelten, wo es keine mehr gab. Damit hatten sie zwar recht, ohne es zu wissen, doch sie führten als Beweis die abstrusesten Theorien ins Feld.
Natürlich durften dabei UFOs nicht fehlen, das Wirken Außerirdischer, die sowieso in letzter Zeit sehr häufig gesehen worden waren. Das war von vornherein die beliebteste Theorie. Dann gab es Raum-Zeit-Verschiebungen, geheimnisvolle Erdkräfte und dergleichen mehr.
Ein ganz Kühner behauptete gar, dieser Vorfall müsse mit einem Ereignis vor einigen Jahren zusammenhängen, als die Welten, wie er es bezeichnete, ineinanderzustürzen drohten. Auf die Bitte hin, diese merkwürdige Aussage zu präzisieren, fabulierte er von der Anderswelt und der Geisterwelt und der Zeit, die die Unsterblichkeit genommen habe, weil die Trinität zerstört worden sei, und noch weitaus Fantastischeres; jedenfalls wurde er nie wieder in eine Show eingeladen, denn selbst den Anhängern verworrenster Theorien war dies zu viel.
Umso mehr, als der Bestseller-Sachbuchautor Tom Bernhardt, der als anerkannte Koryphäe auf dem Gebiet der Mystik galt - und zwar in ernst zu nehmender Hinsicht, da er hauptsächlich Theorien zerpflückte und widerlegte -, sich weigerte, an einer Diskussionsrunde mit dem Fantasten teilzunehmen. Lediglich ein walisischer Druidenzirkel wollte sich weiter mit dem Mann unterhalten, brach den Kontakt dann aber ab, als er anfing, von einem Vulkanausbruch auf Island zu reden, und ihn als Folge von »Ragnarök« bezeichnete.
Natürlich gab es auch ernste wissenschaftliche Überlegungen, wie ein Flugzeug vom Himmel verschwinden
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