Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
Niederländische Westindische Kompanie übernahm Westafrika und die Neue Welt. Dazu kamen viele kleinere Gesellschaften, die Routen über die Ostsee bis Russland und Italien betrieben.
    Barend Fokke wurde 1635 geboren, mitten im Dreißigjährigen Krieg. Wie so oft ging es darum, welche Religion praktiziert werden durfte.
    Der junge Fokke wuchs in einem protestantischen Haus auf. Sein Vater besaß ein kleines Schifffahrtsunternehmen, das er seinem Sohn übertragen wollte, sobald dieser volljährig war. Der Sohn hatte genau wie sein Vater Salzwasser im Blut und verbrachte jede freie Minute auf See. Schon als Knirps nahm ihn sein Vater mit an Bord und bildete ihn aus, unterrichtete ihn in allem, vom Schiffbau bis zur Verteidigung und natürlich Nautik.
    Als der junge Fokke fünfzehn Jahre alt war, der Dreißigjährige Krieg war inzwischen vorbei, und die Börse von Amsterdam erfuhr einen gewaltigen Aufschwung, kam das Unternehmen seines Vaters in Schwierigkeiten. Ein Konkurrent hatte ihn bei einem wichtigen Geschäft ausgebootet, der Handelspartner ihn hintergangen. Fokke senior, der sich sehr viel von diesem Handel versprochen hatte und deswegen ein hohes Risiko eingegangen war – nach Abschluss wäre er nicht mehr gut situiert, sondern reich gewesen –, war von einem Tag zum anderen ruiniert. Alle Versuche, das Unternehmen zu retten, schlugen fehl, sämtliche Partner wandten sich von ihm ab. Er galt als Versager und wurde zur persona non grata. Mit dieser Schande konnte er nicht leben, also erschoss er sich.
    Zurück blieben eine verzweifelte Witwe und der unmündige Sohn, der bitteren Zorn über diese Schmach empfand und keinesfalls gewillt war, als Matrose auf einem Fischkutter zu enden.
    Es begab sich, dass zu dieser Zeit alle Regenten in Amsterdam bei einer Versammlung zugegen waren. Die Familien hatten sich inzwischen zu Dynastien entwickelt wie die Boelens Loen, die de Graeff, die Bickers, die in Amsterdam residierten, die Van Foreest in Alkmaar und noch einige mehr. Sie alle waren untereinander längst verwandt und verschwägert, zur Erhaltung des oligarchischen Systems.
    Nacheinander ersuchte der junge Fokke um einen Termin bei den Familien. Damit er auch wirklich vorgelassen wurde, schwindelte er bezüglich seiner Herkunft. Er stellte sich eine gut klingende Visitenkarte zusammen und formulierte eine Geschäftsidee, die er möglichst geheimnisvoll darstellte.
    Es hagelte Absagen. Und dann kam die einzige Zusage, von Frans Pieter Hooft aus der damals bekanntesten Regentenfamilie Amsterdams, die eine Menge Wissenschaftler und Künstler hervorgebracht hatte. Frans Pieter kümmerte sich um die Reederei, die hauptsächlich Getreidehandel mit dem Baltikum betrieb, aber bestrebt war, ihren Einfluss auszuweiten.
    Der junge Fokke verwandte große Sorgfalt auf seine Kleidung und ein gepflegtes Äußeres, und er ließ sich von seiner Mutter noch einmal ein paar Lektionen im guten Benimm erteilen, bevor er sich auf den Weg zu dem mächtigen Patrizierhaus machte. Die Räume waren hoch und hell, die Einrichtung ganz im Stil der Zeit. An den Wänden hingen viele Gemälde der künstlerischen Familienangehörigen, aber auch von anderen berühmten Malern. Lange Gänge führten zu den Zimmern, in die immer wieder Nischen eingelassen waren; in einer davon stand ein – nicht funktionierender – Nachbau des perpetuum mobile, das Pieter Jansz Hooft und Jakob Dircksz de Graeff in ihrem chemischen Labor erfunden hatten. Eine traditionsreiche Familie – und sehr vermögend. Wenn der junge Fokke an das eher bescheidene Haus seiner Eltern dachte und an seinen Vater, der in Seemannskleidung mit angepackt hatte und ein hart arbeitender Mann gewesen war, der nicht nur ein Unternehmen führte, sondern auch körperlichen Einsatz gegeben hatte ...
    Frans Pieter Hooft war ein Mann Anfang vierzig, mit energischem Kinn und strengen grauen Augen. Er empfing den jungen Fokke in seinem Arbeitsraum, der von einem wuchtigen Schreibtisch und Bücherregalen beherrscht wurde. Sonnenlicht fiel durch schmale, aber sehr hohe Fenster herein.
    Der junge Fokke durfte auf dem unbequemen, schmalen und zudem niedrigen Stuhl vor dem mächtigen Tisch Platz nehmen und zu dem mächtigen Mann aufsehen.
    »Nun, Mijnheer Fokke, wir wollen nicht lange darum herumreden«, eröffnete Frans Hooft das Gespräch. Er wedelte mit dem Papier, mit dem Barend Fokke sich Zutritt verschafft hatte. »Sie haben Glück, wenn ich Sie nicht wegen Hochstapelei verhaften lasse. Das

Weitere Kostenlose Bücher