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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Frauen, und Sie erhalten Zutritt zu Ständen, die Ihnen sonst nicht offen stehen würden. Als Kleinreeder bleiben Sie immer in Ihrer Mittelschicht. Solide und angesehen, ja, aber genügt Ihnen das? Ich sehe es Ihnen an, Sie sind ehrgeizig, und Sie wollen Macht.«
    »Macht, Mijnheer?«
    »Oh ja. Sie haben diesen gewissen gierigen Blick. Ich habe Sie beobachtet, wie Sie die Einrichtung meines Zimmers betrachten. Und meine erhöhte Position hinter dem Schreibtisch in diesem feudalen Sessel, wohingegen Sie auf dem Büßerstuhl sitzen. Sie sind von meinem Wohl oder Wehe abhängig. Sie wollen auf meine Seite des Tisches, damit andere von Ihnen abhängig sind.«
    Fokke schluckte.
    Hooft kehrte auf seinen Platz zurück. »Ich gebe Ihnen die Chance dazu!«, sagte er lächelnd. »Und zwar dort, wo Sie hingehören. Als Kapitän einer Galeone werden Sie zum Herrscher der See.«
    Sein Grinsen verbreiterte sich, als er das Aufleuchten in Fokkes Augen sah. Diesen ganz bestimmten Glanz.
    »Ich werde Ihre Ausbildung übernehmen. Sie werden zunächst als Offizier herangebildet, und dann gehen Sie aufs Schiff und werden dort dienen, sagen wir, drei Jahre lang. Wenn Sie fleißig sind und eifrig nebenher studieren, können Sie bereits in fünf Jahren durch mein Protektorat das Patent erhalten und der jüngste Befehlshaber einer Galeone werden, den es je gegeben hat.«
    Fokke schwindelte es. »Sie wollen keine Zeit verlieren, Mijnheer Hooft.«
    »Zeit ist genau das, was ich nicht habe, wenn ich der Westindischen Kompanie Konkurrenz machen will. Deshalb läuft es hier ein bisschen anders und vor allem nicht nach den üblichen Strukturen. Ich brauche hungrige, ehrgeizige junge Männer, die bereit sind, jahrelang auf See und in fremden Ländern zu verbringen. Natürlich wird es Proteste geben, wenn ich die Kapitänspatente derart leichtsinnig an Grünschnäbel verteile, aber ich habe genug Geld, um alle zum Schweigen zu bringen. Ich habe dafür sogar eine eigene Akademie gegründet, und Sie werden einer meiner ersten Studenten sein. Sind Sie dabei?«
    »Was wird aus meiner Mutter, Mijnheer?«
    »Sehr löblich, dass Sie bei aller Gier an sie denken. Ich werde sie in einem meiner städtischen Anwesen unterbringen, wo sie bis an ihr Lebensende gut versorgt sein wird. Den Erlös Ihres Hauses nehme ich als finanziellen Ausgleich.«
    Fokke atmete tief durch. »Zählen Sie auf mich, Mijnheer Hooft.«

18.
    Barend Fokkes Lebensgeschichte, Teil 2

    Für Barend Fokke eröffnete sich eine ganz neue Welt. Er war äußerst ehrgeizig, und er kannte auch keine Skrupel, Konkurrenten auf mehr oder minder feine Weise abzudrängen, damit er stets vorne war. Er wollte unbedingt als Erster das Patent erhalten und in die Annalen als jüngster Kapitän aller Zeiten eingehen.
    Frans Hoofts Akademie schlug enorme Wellen. Wenn er sich nicht in den kleinen Niederlanden aufgehalten und zu einer der mächtigsten Regentenfamilien gehört hätte, hätte es einen Skandal nie gekannten Ausmaßes gegeben. Er brach sämtliche Strukturen auf und hielt sich an keine Regeln. Und ihm wurde klargemacht, dass das Patent seiner Kapitäne, Studium hin oder her, bei keiner anderen Reederei anerkannt würde, wenn sie nicht mindestens zehn Jahre zur See gefahren waren und Schiff und Mannschaft heil zurückbrachten.
    Weder Hooft noch seine Zöglinge interessierte das. Sie bauten die neue Reederei mit auf, besuchten, wann immer es ging, »ihre« neuen Schiffe, die im Trockendock entstanden. Das Personalbüro wurde von Arbeitswilligen geradezu eingerannt, die alle mit dabei sein wollten. Da Hooft über die künftigen Routen schwieg, waren die Ostindien- wie die Westindische Kompanie nervös, ebenso wie die großen Reedereien. Die meisten nahmen richtig an, dass es um die Erschließung weiterer Kolonien und Handelsplätze in der Neuen Welt ging. Natürlich wurden allerhand Versuche unternommen, das Unternehmen zu sabotieren, zu diskreditieren, sogar Klagen wurden eingereicht. Aber das alte Patriziergeschlecht der Hooft konnte das durchstehen, es war eine Macht in Amsterdam, die niemand erschüttern konnte.
    Barend Fokke erwies sich als genau der Mann, den Frans Hooft, der nur Mädchen gezeugt hatte und einen Sohn schmerzlich vermisste, in ihm gesehen hatte. Er war intelligent, fleißig, ehrgeizig und ließ sich durch nichts ablenken. Auf See erwies er sich als hochbegabt; ein wenig hart wohl und äußerst streng, aber er brachte alle Schiffe wohlbehalten zurück, und die Mannschaften

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