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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Treue. Die schönste Galeone, die er je gesehen hatte, und sie sollte ihm gehören? Sofort gab er den Auftrag für die Galionsfigur, die natürlich nur Lieke darstellen durfte.
    Die Witwe Venloor stattete ihre Tochter nicht nur mit einer guten Aussteuer aus, sondern hatte auch etwas für den Schwiegersohn, als Versöhnungsgeste. Sie überreichte ihm ein selbst geschneidertes, kostbares schwarzes Wams mit wunderbaren, aufgestickten Seidenapplikationen, gedacht für seine Fahrten auf See, auf dass er immer passend und vor allem warm gekleidet sein möge.
    »Ich habe meine Tränen und Segenswünsche darin eingearbeitet«, sagte sie, während er andächtig über das einzigartige Geschenk strich. »Es wird dir Glück bringen und dich nie im Stich lassen, solange eure Liebe währt. Trage es, und du wirst heil nach Hause kommen, egal wie gefährlich die Fahrt wird.«
    »Oh, das musst du tun, Barend!«, rief Lieke. »Versprich es mir!«
    Das versprach er gern.
    So wurde in großem Rahmen Hochzeit gefeiert. »Ein schönes junges Paar«, stellten viele der Hochzeitsgäste fest und gratulierten den beiden Witwen, die vereint nebeneinandersaßen und gemeinsam Tränen vergossen. Frans Hooft stolzierte wie ein glücklicher Vater herum.

    Die Hochzeitsreise führte nach Italien, und am besten gefiel Barend Venedig mit seinen vielen Kanälen und Gondeln. Lieke fiel durchaus auf, dass sein Blick immer wieder sehnsüchtig aufs Meer hinausglitt. »Du wirst bald wieder zur See reisen«, sagte sie vergnügt.
    Und so war es auch; kaum waren sie zurück, verlangte Hooft nach der Pflicht. Schon nach wenigen Tagen betrat Barend Fokke seine neue Galeone zum ersten Mal. Bereits seine erste Reise führte nach Übersee, und er blieb zwei Jahre fort. Das Geschäft war hart; es gab viele Neider und Konkurrenten, und auf See wurde kaum nach Fairness gefragt. Hooft wusste schon, warum er Galeonen benutzte, denn die Nachrichten von verunglückten und versunkenen Schiffen trafen praktisch jeden Tag ein.
    Nicht immer waren es die Franzosen oder die Engländer oder auch die Spanier, sondern oft genug Landsleute, die ihren Vorteil suchten. Piraterie war an der Tagesordnung, nicht selten mit Erlaubnis der Könige, die ihre Staatstruhen füllen mussten. Im Falle der Vereinigten Niederlande waren es die Regenten, wenngleich sie niemals offen darüber sprechen würden.
    Als Barend Fokke nach Hause zurückkehrte, war er ein erwachsener Mann geworden. Und er war hart geworden, denn er hatte schlimme Dinge erlebt und schwere Entscheidungen treffen müssen.
    Doch er trug das Wams. Auf See legte er es tatsächlich niemals ab, wie er überhaupt nunmehr als Kleidung Schwarz bevorzugte und die blaue und weiße Uniform nur an Land zu offiziellen Anlässen anzog.
    Lieke wohnte während seiner Abwesenheit im Haus ihrer Mutter, und es änderte sich nicht viel für sie. Auch Fokkes Mutter lebte bei ihnen in trauter Eintracht. Marijke war nicht unzufrieden über den Umstand, dass der ungeliebte Schwiegersohn die meiste Zeit über fern war. Lief sein Schiff im Hafen ein, zog Lieke in das gemeinsame Haus, um ganz für ihren Ehemann da zu sein.

    So vergingen die Jahre. Fokke mehrte Hoofts Vermögen und hatte seinen eigenen Anteil daran. Obwohl der Patrizier ihm die Lieke geschenkt hatte, zahlte er sie ihm nach und nach ab; das war ihm ein wichtiges Anliegen. Nur dann würde ihm das Schiff wirklich gehören. Es blieb immer noch genug zum Leben übrig, und da war Liekes Aussteuer ... Bei der Bank war der stadtbekannte Kapitän mittlerweile gut angesehen, und auch ein paar frühere Geschäftspartner und Freunde seines Vaters wollten gern wieder an die alte Beziehung anknüpfen, doch sie schmetterte er ab; er vergab niemals.
    Lieke hatte nur einen einzigen Kummer, nämlich dass ihre Ehe kinderlos blieb. Sie gab sich die Schuld, doch Barend tröstete sie, dass sie beide sich selbst genug seien. Sie dürfe sich um Waisenkinder kümmern, wenn ihr Kinderlachen fehlte.

    Das letzte Viertel des siebzehnten Jahrhunderts brach an. Amsterdam und die Vereinigten Niederlande standen in höchster Blüte, die Hanse existierte nicht mehr, die niederländische Börse bestimmte die Wirtschaft in ganz Europa. Frankreich wollte davon profitieren, scheiterte allerdings an der Eroberung.
    Doch am Horizont zeigte sich eine weitere Gefahr. Der englische Bürgerkrieg lag einige Jahre zurück, und auf der Insel wuchs langsam eine Konkurrenz zur niederländischen Wirtschaftsmacht heran. Die Engländer

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