Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen
lagen. Das Gefühl der Zweisamkeit war zum bestimmenden Faktor ihrer Existenz geworden. Mehr brauchte es nicht, nicht mehr.
Sie lösten sich voneinander, gestärkt und voll Magie, die in ihnen arbeitete. Cwym wischte sich beinahe verschämt Tränen aus den Augenwinkeln. Elfen weinten nicht, wie jedermann wusste. Er und Bathú schon. Es mochte menschlich anmuten, derart viele Gefühle zu entwickeln, und gewiss galten sie in manchen Kreisen von ihresgleichen als Parias. Doch es scherte sie nicht. Sie waren einander selbst genug.
»Gehen wir«, sagte er mit rauer Stimme und deutete Richtung Norden. »Ruairidh und Gloria warten auf uns.«
»Das bezweifle ich.« Bathú lächelte müde. »Aber es stimmt: Man sollte einen Auftrag des Königs der Crain nicht unerledigt lassen, und noch weniger sollte man an einen Misserfolg denken.«
»Na, siehst du.« Cwym blickte sich um. Sie waren von hohen, schmalen Bäumen umringt, die knallgelbe Früchte trugen. Links von ihnen plätscherte Wasser in einem schmalen, kaum erkennbaren Bachbett vor sich hin. Die Landschaft wirkte idyllisch, doch gewiss barg auch sie Gefahren. In Innistìr gab es mehr Schein als Sein.
»Hilf mir!«, bat er Bathú. Er erinnerte sich einiger alter Sprüche, vollführte die notwendigen Handbewegungen und murmelte einige elementare Worte. Wind fuhr durch die Äste. Elfenmagie hinterließ fast immer Spuren. Vollbrachte man ein magisches Werk, musste man stets damit rechnen, auch anderswo Zerstörung anzurichten.
Aus dem Wasser wuchs eine Kugel, schillernd, aber keinesfalls reflektierend. An der Oberfläche zeigten sich wundersame Bilder von Zierrat und gebogenen Hölzern und Metallen, die immer deutlicher hervortraten, bis sie aus dem Wasserball gewachsen waren und ihn nun umgaben. Ein Kutschengestell entstand, verziert, von gebogenen Hölzern und metallenen Teilen getragen, während sich aus dem kühlen Nass ein Aufsatz formte, in dem sie beide mühelos Platz fanden.
»Und wer soll dieses Ding in Bewegung halten?«, fragte Bathú, durchaus beeindruckt.
»Wirst du schon sehen.« Cwym packte seinen Freund beim rechten Arm und nutzte dessen Kraft, um seine eigene zu verstärken und gegen einen der Fruchtbäume zu richten. Er tastete nach einem Tier, das ihm geeignet schien, erfasste endlich eine Art Erdhörnchen ohne sonderlich stark ausgeprägten Willen und pflanzte ihm den Wunsch ein, ihnen zu Diensten zu sein.
Es reagierte rasch, und es ließ die Vergrößerung anstandslos geschehen. Schon bald war das Tier länger als ein ausgewachsener Elf und um einiges kräftiger. Es kam herbeigehoppelt, schlüpfte rasch in das Tragegeschirr und keckerte lautstark als Signal dafür, dass es bereit war, die Kutsche zu ziehen, wohin auch immer sie es wollten.
»Das halten wir beide nicht lange aus«, meldete Bathú Zweifel an. »Dieser Zauber kostet enorm viel Kraft.«
»Wir werden uns unterwegs stärken. Wichtig ist, dass wir uns von nichts mehr ablenken lassen und uns völlig auf unser Ziel konzentrieren.«
Bathús Gesicht verdüsterte sich. »Was ist mit Laura und ihrem Kampf gegen den Drachenelfen Alberich?«
»Sie legt auf unsere Unterstützung keinen gesteigerten Wert«, meinte Cwym. »Wir bildeten eine Zweckgemeinschaft, die einige Wochen nützlich und auch notwendig war. Was nun mit Innistìr geschieht, geht uns weiter nichts an.«
»Was aber, wenn Alberich siegt und wir niemals mehr wieder von hier entkommen können?«
»Dazu wird es nicht kommen. Wir haben bislang noch aus jeder misslichen Lage einen Ausweg gefunden.«
»Woher hast du all diese Zuversicht?«
»Worauf sollen wir denn sonst noch bauen?« Cwym grinste. »Alles andere hat versagt. Wir sind auf uns selbst angewiesen.«
Bathú nickte. Er lächelte ebenfalls.
Es tat gut, die Tatsachen zu akzeptieren. Dass sie bislang bloß Mist gebaut und auf die Fehler ihrer Gegner gewartet hatten. All die Masken, die sie verwendet hatten; die Scharaden, das Versteckspiel, Lug und Trug. Das hatte keinerlei Bedeutung mehr. Hier standen sie, zwei Elfen, deren Begabungen nicht sonderlich stark ausgeprägt waren. Sie waren auf sich selbst reduziert.
»Dann lass uns die Sachen einpacken und uns auf den Weg machen.« Bathú deutete auf eine kleine Kiste, die von Fliegenscharen umschwirrt wurde. Er hob den Deckel und blickte angeekelt auf den Inhalt. »Hast du Lust auf Menschenfleisch? Gepökelt, aber doch schon ein wenig ranzig. Wohl so, wie es die Gog/Magog gern mögen.«
»Ich denke nicht.« Cwym
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