Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen
blutenden Wunden an den Beinen und den Armen.
Immerhin hatte Felix durchsetzen können, dass seine Leute seit Neuestem Brustpanzer und Helme trugen. Dies würde in der Praxis, an der Oberfläche, hoffentlich entscheidende Vorteile mit sich bringen.
Die Kämpfe fanden allmählich ein Ende. Die Verletzten wurden beiseitegeschafft, die vermeintlichen Sieger humpelten aus der Halle, nicht ohne Angela durch einen Kniefall ihre Ehrerbietung erwiesen zu haben.
Weitere Gruppen kamen hereinmarschiert. Sie stellten ihre Gelenkigkeit zur Schau, zeigten akrobatische Kunststücke, ihre Geschicklichkeit im Umgang mit Wurfmessern, Schleudern, Handkrallen und Fangnetzen.
»Ich bin durstig«, sagte Angela und wischte sich mit einer fahrigen Handbewegung eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Hast du nicht etwas ... anderes für mich als dieses schreckliche Gesöff?« Sie deutete auf den Weinkelch.
»Ein wenig später, Liebste.«
»Aber ich fühle mich unwohl! Krank! Kraftlos! Ich brauche deine ganz besondere Medizin. Besorg sie mir, sofort!«
Sie sah ihn böse an, und für eine Sekunde musste er befürchten, dass sie ihn mithilfe ihrer Begabungen dazu zwang, den Kräutersud herauszurücken. Allerdings wusste er längst, dass sie bluffte. Er hatte sie mürbegemacht. Sie gehorchte ihm wie ein kleines Kind.
»Ich sagte: später!« Er drückte ihre Hand, bestimmt und so, dass sie seine Unnachgiebigkeit spüren konnte. »Warte noch ein bisschen. Vorfreude ist eine schöne Sache, nicht wahr?«
Angela lächelte gequält. Sie, die mächtigste Person in diesem riesigen Raum, unterwarf sich ihm. Seine geliebte Frau war zu benebelt und hatte zu große Schmerzen, um zu begreifen, wie sehr er sie manipulierte. Doch sie würde es ihm eines Tages danken. Alles, was er tat, war bloß zu ihrem Besten.
Die Heeresschau war aufregend und ermüdend zugleich. Felix hatte selbst einige Mühe, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten. Er nippte an seinem Weinbecher, dessen Inhalt er vor Beginn der Beschau etwas von Krasarhuus Kräutersud beigemengt hatte. Das Getränk schmeckte angenehm bitter – und es erhöhte seine Konzentrationsfähigkeit.
Und derart geringe Mengen können mir ganz gewiss nicht schaden ...
All jene, die Vorführungen geliefert hatten, die Zuseher, die Ratsherren, Kinder und Greise – sie sammelten sich entlang der Wände der weitläufigen Höhle. Sie wandten sich gespannt den Ratsherren zu – und im Besonderen ihrer neuen Herrscherin, Angela.
Felix beugte sich zu ihr hinüber, öffnete den kleinen Beutel, den er bereitgehalten hatte, und presste die pastöse Kräutermasse in ihren Weinkrug. Er tat es mit vorgehaltener Hand und mit einer antrainierten Routine, sodass die Ratsherren glauben mussten, dass er sich mit seiner Frau besprach.
Er hielt das Tongefäß fest, bevor Angela danach greifen konnte. »Sag bitte!«
Sie wurde rot im Gesicht, war voll Wut – und zugleich hilflos. Ihre Kräfte reichten längst nicht mehr aus, um ihm etwas anzutun. Sie benötigte Krasarhuus Kräutersud so sehr ...
»Bitte«, flüsterte sie.
»Bitte, mein lieber Mann.«
»Bitte, mein lieber Mann.«
»Ich werde dich niemals mehr verlassen ...«
Sie plapperte seine Worte nach; es handelte sich um eine Liebeserklärung, wie er sie niemals zuvor gehört hatte. Während die Gog/Magog ringsum warteten und immer unruhiger wurden, machte sie ihn glücklich.
Er schob ihr den Krug zu. »Trink jetzt«, sagte er.
Gierig setzte sie an und kippte den Inhalt des Gefäßes in einem Zug hinunter. Setzte ab, umklammerte mit den Fingern die Kante des Holztisches, sodass die Knöchel weiß hervortraten, atmete tief ein, röchelte. Ihr Gesicht bekam einen dunkleren Teint, sie grinste.
Das Lächeln sah ziemlich dämlich aus, befand Felix. Doch die Gog/Magog störten sich nicht daran. Sie meinten wohl, dass dies Teil der Vorbereitung jenes Schauspiels war, das die Kristallhexe jetzt gleich bieten würde.
Angela begann zu reden. Ihre Stimme klang voll und keinesfalls so zögerlich wie eben noch, als sie Felix ihre Liebe erklärt hatte. Sie redete vom Heldenmut der Gog/Magog und von den vielen glorreichen Taten, die sie an der Oberfläche des Reichs Innistìr begehen würden. Sie sprach all das nach, was er ihr vor wenigen Stunden eingetrichtert hatte, und sie tat es genau in jenem Tonfall, der den Bewohnern der Tiefe imponierte.
»Wir werden uns mit König Akuró verbünden«, rief sie mit theatralisch erhobenen Armen, »und wir werden Alberich aus Innistìr
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