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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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der Kleine und zog sie beiseite, hin zu den Häusern.
    »Was hast du ihm als Bezahlung gegeben?«, fragte Milt.
    »Rauschmittel. Sündteure Pulverchen, für deren Besitz die gesellschaftliche Position eines Henkers normalerweise nicht reicht. Doch das tut nichts zur Sache. Er hat mir erzählt, dass der Auftrag, Arishe und Cronim hinzurichten, vom Obersten Magier Comrik stammte. Die beiden hätten versucht, in den Palast des Überflusses vorzudringen, und waren bei einer Routinekontrolle vom Magier entdeckt worden. Sie hatten vorgehabt, innerhalb der Mauern einen Mord zu begehen, und zwar an Belorion. Und der dritte Geselle, Akrim, wurde auf Geheiß Belorions selbst hingerichtet.«
    Laura versuchte, die Zusammenhänge zu begreifen. Gemäß Finns Erzählung waren Cronim und Arishe dem Sklavenhändler auf den Fersen gewesen, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Ihre Ermordung erschien ... plausibel. Warum aber sollte Belorion Anweisung geben, den eigenen Vertrauten töten zu lassen? Hingen die beiden Tötungsbefehle unmittelbar zusammen, oder mussten sie getrennt voneinander betrachtet werden?
    »Hat dies denn irgendeine Bedeutung für uns?«, fragte Finn. Er hieb mit einer Faust in die offene Fläche der anderen Hand, dass das Fett seiner Oberarme zu schwabbeln begann. »Ich behaupte: gar nichts! Wir sind hierhergekommen, um Gina zu befreien.«
    »Hat irgendjemand Zoe gesehen?« Laura sah sich irritiert um. Jene Tonne, in der sich die Freundin erleichtert hatte, fehlte wie auch das nunmehr aufgedunsene und schwabbelige Model.

    Sie nahmen die Suche nach Zoe auf und bemühten sich, dabei tunlichst kein Aufsehen zu erregen. Kaum jemand kümmerte sich um sie. Sklaven und Bürger niederen Ranges hielten sich respektvoll von ihnen fern; andere Städter, die in Sänften oder Rikschas sitzend die Arbeit des Henkers mit leuchtenden Augen bewunderten, missachteten jene vermeintlichen Landsleute, die doch tatsächlich zu Fuß gingen.
    Wächter stolzierten an ihnen vorbei; sie waren Söldner, die deutlich zur Schau stellten, welche Macht sie besaßen. Die Stadt war ausgehöhlt, und sie würde recht bald dem Untergang geweiht sein, wenn sich nicht jemand aufraffte und den Verfallserscheinungen gegensteuerte.
    »Und?«, fragte Laura Najid, der von einem Erkundungsgang in der Umgebung zurückkehrte.
    »Nichts. Niemandem ist etwas aufgefallen. Die meisten Bewohner, so fürchte ich, schweigen aus Angst. Angst davor, in eine Angelegenheit hineingezogen zu werden, in der sie nur verlieren können. Wie die Dame Gystia ...«
    »Ich verstehe.« Lauras Herz schlug rasend schnell. Sie machte sich Sorgen um die Freundin. Was war geschen? Sie hatten sich doch bloß für ein, zwei Minuten aus den Augen verloren ...
    Kinder tollten umher. Neun- oder Zehnjährige die einem Ball hinterhersprangen. Er bewegte sich, als hätte er ein Eigenleben, und zwar das eines Frosches. Die Kinder lachten und quietschten, sie scherten sich nicht um den nahen Pranger, und sie kümmerten sich nicht um jenen Standesdünkel, der Städter von Wächtern und von den anderen Bürgern trennte.
    »Wartet hier auf mich. Aber lasst mich bitte nicht aus den Augen.« Laura folgte den Mädchen und Jungen, die mitsamt ihrem Spielgerät mal hier-, mal dorthin trieben. Sie beobachtete sie eine Weile, um dann, als der grade mal faustgroße Ball in ihre Nähe kam, rasch zuzuschnappen und ihn festzuhalten.
    »Du bist aber ganz schön fix!«, sagte der erste Ankömmling. Ein Junge, der wohl Elfenblut in sich hatte und dessen goldrot gesprenkelte Augen in der Sonne hell glitzerten.
    »In meiner Jugend war ich recht gut mit dem Ball.«
    »Als du noch nicht so dick warst?«
    Laura lächelte. »Als ich noch nicht so dick war.« Sie legte ihm das heftig vibrierende Ding in die Hand. »Zeig mir, wie weit du damit schießen kannst. Wenn du es bis zu den Kehrern schaffst, die eben den Goldstaub von der Straße schaffen, bekommst du eine Belohnung von mir.«
    »Das ist eine Kleinigkeit! Soll ich mit oder ohne Magie schießen?«
    »Ohne selbstverständlich! Schummeln gilt nicht.«
    Der Junge grinste, wog den Ball in der Hand ab, umringt von seinen Freunden, flüsterte ihm ein paar Worte zu und wartete, bis sich das Toben in seinem Inneren gelegt hatte. Dann trat er zu, so kräftig er konnte. Der Ball flog und flog und flog, mindestens zehn Meter über den Arbeitsplatz der Kehrer hinaus. Die Kinder ringsum johlten und eilten ihrem Spielgerät hinterher; nur der kleine Elf blieb mit ausgestreckter

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