Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme
sich Laura neugierig ein.
»Ich ... kann darüber nichts sagen. Ein Zauber hindert uns daran, das Geheimnis des Innersten des Palastes nach außen zu tragen.«
»Ich verstehe nicht ...«
»Dann halt den Mund, dumme Menschin!«, fuhr Gystia sie an. »Hier im Palast herrschen völlig eigene Gesetze und nicht jedermann ist dafür geschaffen, sie zu durchschauen.«
Laura schwieg. Sie tat gut daran, der Dame nicht weiter in die Quere zu kommen. Sie hatte einen Narren an Finn gefressen; an den anderen Menschen, die noch dazu Masken ihrer Landsleute trugen, zeigte sie keinerlei Interesse.
Dieser Raum war schmal und klein. Im Vergleich zum vorherigen wirkte er wie eine Besenkammer. Binnen weniger Sekunden erreichten sie den nächsten Durchgang, der diesmal von zwergenhaften Wächtern auf ebenso zwergenhaften Reittieren gesichert wurde. Die Tiere stießen bei jedem Passanten eine Art Rülpser aus, und als sie einmal nicht reagierten, schritten zwei der Gnome augenblicklich ein und nahmen den verzweifelt dreinschauenden Elfen mit sich.
»Konzentriert euch auf etwas möglichst Schönes. Auf etwas sexuell Stimulierendes. Die Wer-Gnome und ihre Tiere können eure Stimmungen erfassen.«
Sexuell stimulierend ... Und woher sollte sie so rasch ein passendes Bild herzaubern?
Sie fühlte Milts prüfende Blicke auf sich ruhen - und erwiderte sie lächelnd. Seltsame Ideen machten sich in ihr breit, und nur zu gern wäre sie stehen geblieben, tagträumend, um über Milt nachzudenken.
Die Wer-Gnome winkten sie durch. Na also, geht ja ... , dachte Laura und senkte den Kopf, um niemanden ihr rotes Gesicht sehen zu lassen.
Sie betraten einen weiteren Saal, der wieder von größeren Ausmaßen war. Durch eine transparente Kuppel fiel Sonnenlicht. Es ließ manche der Mosaiksteine aufleuchten, manche nicht, und wer auch immer auf eines der grell lodernden Steinchen trat, blieb für einen Augenblick wie gebannt stehen, um dann, nachdem er einige Worte gemurmelt hatte, weiterzugehen.
»Wir warten hier!«, sagte Gystia und winkte ihre Begleiter in eine dunkle Ecke unmittelbar neben dem Eingang.
»Worauf?«, fragte Finn.
»Ich muss das heutige Muster erkennen«, sagte die Dame geheimnisvoll. Dann wandte sie sich einem Pärchen von Städtern zu, um sie in ein belangloses Gespräch zu verwickeln, während sich die getarnten Menschen untereinander unterhielten.
Nach einer Weile kehrte Gystia zurück. »Ich hab's«, murmelte sie. »Achtet auf meine exakte Schrittfolge, während ich hinüber zur anderen Seite wechsle, und folgt mir. Seht ihr den Schokoladenbrunnen? Dort treffen wir uns. Er ist die letzte Ruheoase, bevor wir es mit Comrik und seinen Schergen zu tun bekommen.«
Gystia ging mit geziert wirkenden Schritten davon, blieb einmal kurz stehen, drehte sich nach links, ein Schritt nach rechts, geradeaus - und dies mit einer völlig natürlich wirkenden Eleganz und Körperbeherrschung, dass niemand sich wunderte und sich niemand ihr zuwandte.
»Habt ihr euch das Muster gemerkt?«, fragte Jack, nachdem die Dame das Zwischenziel erreicht und ihnen zugewinkt hatte.
»Ich versuch's«, sagte Laura. Sie holte tief Atem und bewegte sich vorwärts. Eins, zwei, drei. Stehen bleiben. So tun, als wäre etwas runtergefallen. Einen kleinen Schritt zur Seite. Atem holen, nach rechts weitergehen ...
Unmittelbar neben ihr traf ein Lichtstrahl auf. Er setzte das Mosaikmuster in Flammen. Ein Menschenähnlicher kam auf dem Feld zu stehen - und wurde von dem Leuchten augenblicklich in einen unheimlich wirkenden Bann gezogen. Er sagte ein paar Worte, als wäre er nicht mehr Herr über seine Sinne. Ein gazeähnlicher Stoff erschien vor seinem Mund, scheinbar aus Sonnenlicht gewebt, und schnappte nach seinem Atem.
Er stahl seine Worte, umwickelte sie und schlängelte sich davon, auf ein unbekanntes Ziel links von Laura zu während der Menschenähnliche aus seiner Lethargie erwachte und den Weg fortsetzte, als sei nichts geschehen.
Sie erreichte glücklich ihr Ziel nahe dem Schokobrunnen und naschte gierig an der sprudelnden, lauwarmen Flüssigkeit, um ihrer Rolle als Städterin gerecht zu werden.
»Mit ein wenig Geschick kann man das Schema durchschauen, mit dem der Saal durchdrungen wird«, sagte Gystia wie zur Erklärung, als Lauras Begleiter ohne Ausnahme den Weg gefunden hatten. »Gerät man in eines der Rumorfelder, fühlt man sich gezwungen, Wortballast abzusondern. Böse Dinge, die einem gerade durch den Kopf gehen oder im Unterbewusstsein
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