Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
Gina aus Süditalien teilen.
    Und er. Finn. Schandfleck der Familie der MacDougals und dennoch ganzer Stolz des Vaters. Gern gesehener Gast in jedem Pub zwischen Boston, Massachusetts und der Falls Road in Belfast, nahe dem Shankills Quarter der nicht besonders gut gelittenen Protestanten der Stadt. Er war ein Hallodri vor dem Herrn, dem kein Bierglas zu tief und kein Frauenrock kurz genug war, und er hatte wahrhaft schon schlimmere Transportmöglichkeiten nutzen müssen, um im volltrunkenen Zustand nach Hause zu gelangen.
    Doch diesmal war er gefesselt, und er fühlte sich hilflos angesichts dessen, was die vier in weite Tücher gekleideten Männer mit ihnen vorhatten. Sie sollten wie Vieh verkauft werden.
    »Go gcreime cúnna ifrinn do bhall fearga!«, quetschte er zwischen den zusammengepressten Zähnen hervor.
    Der Reiter langte nach hinten und hieb ihm mehrmals mit einer Gerte über den entblößten Rücken. Finn unterdrückte den Schmerzensschrei. Was für ein Idiot er doch war! Er hatte vergessen, dass in diesem merkwürdigen Land jeder jeden verstand.
    Er kicherte dennoch leise in sich hinein. »Möge der Höllenhund eure Schwänze auffressen!« - was für eine Vorstellung ... Sie half ihm, ein wenig seines Frusts und seines Ärgers zu vergessen.
    Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie endlich anhielten. Der Blonde glitt von seinem Reittier, packte Finn am Haarschopf und warf ihn hinterrücks ab. Er landete schwer auf dem Rücken im heißen Sand, einmal mehr presste es ihm die Luft aus den Lungen.
    Er kam neben Frans zu liegen. Der dickleibige Mann, nicht älter als fünfundzwanzig, schnappte völlig erschöpft nach Luft. Die drei Frauen und Rudy wurden ein wenig sanfter abgeladen und mit den Oberkörpern aneinander gebunden; die Arme indes wurden befreit, sodass sie sie bewegen und die Blutzirkulation anregen konnten.
    Ein großer, hagerer Mann trat zu ihnen. Er warf helles, dünnes Fladenbrot in den Sand und eine Lederflasche. »Die Ware isst und trinkt!«, sagte er. »Und sie beeilt sich! Sobald die Sonne untergegangen ist, setzen wir unseren Weg fort.«
    Belorion. Der Anführer des kleinen Trupps. Wie alle seine Begleiter hatte er eine lange Zunge im fast kreisrunden Mund, die er wie einen Wurm bewegen konnte.
    Finn griff nach einem Brotfladen, zerriss ihn und reichte die Stücke an seine Mitgefangenen weiter. Sie zeigten keinerlei Interesse an fester Nahrung. Ihrer aller Blicke waren auf die Wasserflasche gerichtet.
    Er löste den korkähnlichen Stöpsel und ließ zuerst Gina davon trinken. Die Süditalienerin wirkte völlig erschöpft. Die Flasche ging reihum, immer wieder. So lange, bis sie den letzten Tropfen aufgeleckt hatten. Erst dann begannen sie, das harte Brot zu beißen.
    Finn verfolgte den Lauf der Sonne. In wenigen Minuten würde sie untergehen und die Reise zur Stadt mit den goldenen Türmen fortgesetzt werden.
    Die Sklavenhändler saßen ein wenig abseits. Sie tranken ein dampfend heißes Getränk aus hölzernen Bechern und unterhielten sich leise. Immer wieder wehte der stetige Wind Gelächter zu den Gefangenen herüber.
    Gina begann zu weinen, Anais und Rudy fielen augenblicklich in das Wehklagen ein.
    »Hört auf!«, sagte Finn. »Diese Kerle kennen kein Mitleid. Vergeudet keine Kraft. Ihr werdet sie brauchen.«
    Anais verstummte, erschrocken über seinen rüden Ton. Rudy verlegte sich aufs Jammern. Gina hingegen ließ sich nicht bremsen. Sie weinte und weinte, und als die Tränen endlich versiegten, waren es Krämpfe, die ihren Körper erschütterten.
    Belorion erhob sich, die drei anderen Männer folgten ihm. Sie schütteten Reste des Getränks in den Wüstensand, verwischten mit den Beinen die Spuren ihres Aufenthalts und kümmerten sich um ihre Reittiere, die sie als Kamira bezeichneten. Die drei Kumpane des Anführers begannen die Tiere mit Kurzhaarbürsten zu striegeln und ihnen den Schweiß von den Flanken zu wischen, um ihnen dann die massiven Satteldecken überzuwerfen.
    Belorion trat zu Finn und seinen Begleitern. Ohne sie anzublicken, sagte er: »Weiter geht's! Die Ware bleibt während des Ritts ruhig. Andernfalls sind wir gezwungen, sie ruhigzustellen.« Er spuckte hellbraunen Sud aus und fuhr sich mit dem überlangen kleinen Finger der linken Hand zwischen die Zähne. Der zugefeilte Nagel brachte ein Stückchen verklumpter Masse zum Vorschein, das an einen Teerbatzen gemahnte.
    Finn stützte sich gegen Rudys Rücken und kam mühsam auf die Beine. »Ich habe eine Bitte,

Weitere Kostenlose Bücher