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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Herr!«, sagte er.
    Belorion drehte den Kopf ein wenig in seine Richtung, sah aber nach wie vor an ihm vorbei. Sein Gesicht zeigte einen erstaunten Ausdruck.
    »Ich spreche nicht für mich, sondern für die jungen Frauen, die uns begleiten«, sagte Finn. Er wählte seine Worte sorgfältig. »Sie sind der Erschöpfung nahe, die Strapazen der Reise könnten sie umbringen. Sicherlich wollt ihr uns lebend in die Stadt der goldenen Türme bringen, um einen möglichst hohen Preis zu erzielen. Wenn ihr den drei Mädchen erlaubt, hinter euch im Sattel Platz zu nehmen ...?«
    Belorion schlug so rasch, so überraschend zu, dass Finn den Hieb mit der unterarmlangen Gerte nicht kommen sah. Der Schlag traf ihn quer übers Gesicht. Über die Wangen, den Mund, die Nase. Die empfindlichen Hautstellen begannen wie verrückt zu schmerzen, und nur mit Mühe konnte Finn einen Schrei unterdrücken.
    »Die Ware redet nicht mit ihrem Besitzer!«, sagte Belorion mit hasserfüllter Stimme. »Die Ware befolgt Befehle. Sie hat keinerlei Rechte. Sie hat nichts zu fordern, nichts zu erbetteln. Ein weiteres Wort der Ware wird zu weit schmerzhafteren Strafen führen. Und sie werden nicht nur jenes Stück Ware betreffen, das es wagt, mit einem Mitglied des Wajun-Clans Kontakt aufzunehmen.«
    Der Sklavenhändler wandte sich ab. Er winkte seinen drei Kumpanen, sich um Finn und seine Mitgefangenen zu kümmern.
    Finn fühlte Blut über seine Nase zu den Lippen hinabrinnen. Es füllte rasch seinen Mundraum, sodass er immer wieder ausspucken musste.
    »Gehorche Belorions Anweisungen«, sagte der blond gelockte Sklavenhändler leise zu ihm, während er Finn wieder auf dem Rücken seines Reittiers verstaunte. »So rasch und so genau wie möglich. Zeige kein Zögern, wage ja kein Widerwort. Ein Wajun wie er kennt keine Achtung vor dem Leben seiner Ware. Du und deinesgleichen habt ihn in letzter Zeit genug gereizt und dann noch der Verlust durch die Mordags - er wird dir nicht mehr zuhören und auch nicht mehr handeln.«
    Finn fiel schwer über das Tier, ihm schwindelte. Das Wasser in seinem Magen gluckste vor sich hin, und Blut troff weiterhin vom Gesicht zu Boden. Eine Staubschicht bildete sich in der Narbe. Das Reittier galoppierte an.
    Finn war ein Mann, dem Rachegefühle weitgehend unbekannt waren. Wenn ihm etwas nicht passte, sagte er es, und er wich einem Streit niemals aus. Doch das Verhalten Belorions weckte etwas völlig Neues in ihm. Etwas, vor dem ihm selbst graute.

    Sie durchquerten ein von hohen Dünen gekennzeichnetes Gebiet. Die riesigen Sandanhäufungen ließen sich in der Dunkelheit nur schemenhaft ausnehmen; dennoch hatte Finn das Gefühl, als würden sie Hunderte Meter in die Höhe ragen.
    Es ging kreuz und quer. Mehrmals wechselten sie die Richtung, mussten einmal sogar unter großem Gefluche der Sklavenhändler umkehren. Dieses Labyrinth stellte selbst die Ortskundigen vor gehörige Probleme.
    Als der Morgen graute, erreichten sie ebenes Gelände, das nun von Geröll gekennzeichnet war, und nach einer wiederum kurzen Verschnauf- und Essenspause ging es in Richtung aufgehender Sonne weiter. Sie umrundeten einen Höhenzug, der von einer mehrere hundert Meter hohen Felsnadel geprägt wurde; während der Stunden größter Hitze quälten sie sich durch öde, von keinerlei Geländemerkmal durchbrochene Wüstenei.
    Ein Tag verging und eine Nacht. Die Sklavenhändler schonten weder sich noch ihre Tiere und schon gar nicht die sechs gefesselten Menschen. Unter argwöhnischer Bewachung von Akrim, dem Blondschopf, erhielten sie in den Morgenstunden des zweiten Tages die Erlaubnis, sich am Rande einer mit sanftem Grün gefüllten Mulde die Füße zu vertreten, einige hundert Meter vom Lager der Sklavenhändler entfernt.
    Nur ganz langsam brachte Finn seinen Metabolismus wieder in Gang. Arme und Beine waren steif. Erst nach minutenlanger Massage fühlte er ein schmerzhaftes Prickeln und Stechen, das sich bald darauf in ein erhitzendes Gefühl verwandelte. Sein Herz schlug wie verrückt von der Anstrengung, und ihm schwindelte.
    Rudy und der jungen Gina ging es weitaus schlechter als ihm, während die so fragil wirkende Karen die Strapazen ohne Wehklagen ertrug. Anais und Frans halfen sich gegenseitig. Die beiden bildeten angesichts der Umstände ein seltsames Pärchen; sie kümmerten sich kaum um die anderen Menschen, waren in einem eigenen Universum gefangen.
    Finn wünschte sich einen großen Eimer uisge beatha herbei. Herrlichen, rauchgoldenen

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