Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme
sich! Eine gewaltige Walze aus Licht und Wärme bewegte sich, wurde größer und gewaltiger, ließ die Luft glühen. Ein Schwall nahezu unerträglicher Hitze fegte über Laura hinweg, brach sich an den Wänden und raubte ihr für einen Augenblick den Atem, bevor die Hitzewolke nach oben entwich und sich dort dringend benötigten Sauerstoff holte.
Jack und Milt und Andreas brüllten, während sie einen gewaltigen Holzbalken quer durch den Raum rollten, ihn vor sich hertraten, immer wieder, ihn über die Wurmwesen hinwegrattern ließen. Der Koloss war gut und gern drei Meter lang und so dick, dass Laura ihn kaum hätte umfassen können. Immer wieder stießen ihn die drei Männer vorwärts, über die nun panisch wirkenden Würmer hinweg. Sie bewegten sich wie im Kollektiv und wollten sich in die Erde wühlen; doch kaum einem der Tiere gelang es, dem Flammenmeer zu entkommen. Zu gierig war das Feuer, und die Funken, die umhersprühten, erreichten selbst jene, die sich im hintersten Winkel des Raums in Sicherheit zu bringen versuchten.
Die Wurmwesen breiteten ihre Arme aus und bewegten sie, als wollten sie davonfliegen. Die Mimikry-Gesichter zeigten Bilder des Elends; selbst nun, da sie allesamt starben, drückten sie ihre Emotionen auf eine ganz besondere Art aus, die Laura erschreckte.
Die Feuerhölle ringsum erreichte einen fulminanten Höhepunkt und verlor jetzt, da Jack, Milt und Andreas mit ihrer Glutwalze den Raum fast vollends gequert hatten, rasch an Kraft.
Laura zog sich die Jacke von den Schultern und schlug damit auf einige Glutnester ein, die sich in gefährlicher Nähe von Wolf bildeten. Der Mann rührte sich nicht. Er lag da mit völlig verdrehten Gliedern, über und über mit Blut besudelt. Zoe ertastete Wolfs Puls, brachte den Mann in eine stabile Seitenlage und wusch dann mit Wasser, das sie von irgendwo herbeizauberte, sein Gesicht sauber. Das Model tat dies mit einer Routine, die vermuten ließ, dass sie sich intensiv mit Erste-Hilfe-Maßnahmen beschäftigt hatte.
Das Zischen und Wimmern der Würmer ließ nach. Jene Menschen, die sich auf die Sicherheit bietende Treppe geflüchtet hatten, stiegen nun herab und begaben sich auf die Jagd nach den letzten überlebenden Tieren. Sie zertraten sie, zertrümmerten die Leiber mit Lehmbrocken oder fackelten sie ab. Sie taten es mit ganz besonderer Verve. Sie genossen den Sieg; er schmeckte süß nach all den Risken und Gefahren, die sie während der letzten Stunden hinter sich gebracht hatten.
Laura atmete tief durch. Die Überlebenden hatten eine Schlacht geschlagen, und sie hatten sie gewonnen.
»Gibt's Verluste?«, fragte Jack kurz angebunden. Er warf Wolf einen besorgten Blick zu.
»Er hat einige schlimme Verbrennungen«, antwortete Zoe, »aber er wird wieder. Ein, zwei Tage Ruhe, und ...«
»Wir haben diese ein, zwei Tage nicht«, fiel ihr der Sky Marshal ins Wort. »Unsere Lebensfrist läuft in vierzehn Wochen ab. Du weißt, was mit jenen geschieht, die sich dann noch im Land Innistìr befinden.«
Ja, sie alle wussten es. Sie hatten es gesehen und erlebt. Jene, die während des Flugzeugabsturzes gestorben waren, hatten sich aufgelöst und waren fort, verschwunden.
»Wir müssen morgen weiterziehen«, fuhr Jack fort. Er drehte sich im Kreis und heischte um die Aufmerksamkeit aller Menschen ringsum. »Glaubt ja nicht, dass wir die Würmer besiegt haben. Wir haben sie bestenfalls zurückgeschlagen. Mag sein, dass sie in einigen Stunden zurückkehren. In noch größeren Mengen, mit noch größerer Angriffswut. Wir müssen dafür sorgen, dass die Feuer so kräftig wie möglich brennen und sie von uns fernhalten.«
Er hielt den schlaffen Leib eines getöteten Wurms hoch in die Luft. »Diese Stadt ist vor langer Zeit verlassen worden. Mag sein, dass diese Viecher daran Schuld tragen. Vielleicht kann uns Najid darüber Auskunft geben. Najid?«
Keine Antwort. Laura sah sich um, wie alle anderen Mitglieder des Trupps. Wo war der junge Sklavenhändler?
Sandra Müller trat zögernd hinter dem Rücken ihres Vaters hervor. Sie hielt sich den verschorften Unterarm. Ein langer und tiefer Kratzer zeigte sich in der Armbeuge. »Ich habe ihn losgeschnitten, als sich die Würmer auf uns stürzten!«, rief sie mit Stolz in der Stimme. »Er sollte sich wehren können! Ich konnte doch nicht zulassen, dass sie ihn auffressen!«
»Und wo ist er jetzt hin, dein kleiner Freund?«, hakte Jack nach.
Sandra senkte den Kopf. »Ich ... Er hat mir mein Messer weggenommen,
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