Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme
Sicherheit mit.«
»Einverstanden.« Laura gab Andreas Bescheid, der sich nach wie vor mit der Fleischräucherung beschäftigte, und drückte der schlafenden Zoe einen Schmatz auf die Stirn. Die Freundin fröstelte. Sie hatte die Beine dicht an den Körper gezogen. Ab und zu durchfuhr sie ein Schauder. Dann bewegte sie sich unruhig und murmelte Unverständliches.
Vorsichtig kletterten sie über die Holzbarrikaden, die im Kampf gegen die Würmer ihre Wirkung völlig verfehlt hatten. In unmittelbarer Umgebung ihrer Zuflucht zeigten sich Wühlspuren im Boden, die auf die nächtlichen Aktivitäten ihrer Angreifer hinwiesen. Manche Tiere hatten es geschafft, sich aus der Feuersbrunst zu retten, um schon nach wenigen Metern aus dem Untergrund aufzutauchen und hier ihr Leben auszuhauchen. Überall lugten ihre Leichen aus Spalten und Löchern hervor; sie waren verbrannt und verkohlt, vom Flammentod eingeholt. Fast hätte Laura Mitleid für die Würmer empfunden.
Fast.
Alles blieb ruhig; ein einzelner Skorpion richtete seinen Stachel bedrohlich auf, bevor er den Weg vor Laura querte und im Schatten eines verfallenen Hauses verschwand.
Sie näherten sich vorsichtig dem Brunnen und hielten sich dabei tunlichst auf festem Untergrund. Milt schöpfte am Brunnen Wasser und füllte seine Trinkflasche. Anschließend verließen sie die Stadt durch jenes Tor, durch das sie sie am Vortag betreten hatten. Nahe den Außenmauern Sugdas deutete nichts auf die Geschehnisse der vergangenen Nacht hin.
Laura drehte sich um. Aus jener Ruine, die sie besetzt hielten, drang eine dünne schwarze Rauchfahne nach oben. Sie wurde vom aufkommenden Wind rasch verwirbelt und zu dünnen Nebelschleiern zerfetzt.
»Najid hat diesen Weg genommen«, sagte Milton und deutete einen Trampelpfad links der Stadtmauer entlang. »Darauf verwette ich meinen rechten Arm.«
»Du gehst sehr sorglos mit deinen Körperteilen um.«
»Nein.« Milton zeigte sein völlig unpassendes Gute-Laune-Grinsen. »Sieh nur: Hier hat jemand vergeblich versucht, keine Fußabtritte im Sand zu hinterlassen und seine Spuren zu verwischen. Er ist dabei nicht sonderlich geschickt vorgegangen - und er wurde von Würmern verfolgt, die hier, hier und hier aus dem Untergrund gebrochen sind.«
Laura begutachtete die vorgeblichen Fährten. Es handelte sich um winzige, wieder in sich zusammengebrochene Löcher und einige Mulden, die vom Wind allmählich wieder aufgefüllt wurden.
»Wo hast du Spurenlesen gelernt?«, fragte sie.
»Die Bahamas sind nicht nur ein Ferienparadies; Andros Island, die größte Insel, besteht großteils aus naturbelassenem Regenwald und Sumpfland. Als guter Touriführer lernt man sowas.«
»Wie deinen Hokuspokus?«
»Ich besitze nun mal gewisse ... Begabungen«, sagte Milt mit beleidigter Miene, bevor er wieder sein so gut aussehendes Strahlegesicht aufsetzte. »Obeah ist real.«
Laura schwieg. Milt, eigentlich ein grundsolider und bodenständiger Mensch, besaß im krassen Gegensatz zu seinen sonstigen Ansichten ein ausgeprägtes Faible für die Geisterwelt des Obeah-Kults.
Laura wollte nicht länger darüber nachdenken. Während der letzten Tage hatte sie zu viel gesehen und zu viel erlebt. Ganz offenkundig gab es Dinge zwischen Himmel und Erde, die sich mit den Gesetzen der Naturwissenschaften nicht erklären ließen.
Sie trottete Milton hinterher. Er orientierte sich entlang eines schmalen Trampelpfads, der für eine Weile der Außenmauer der Stadt Sugda folgte, um irgendwann im rechten Winkel abzugehen und in die offene Wüste hinauszuführen.
»Siehst du die dunkle Spur?«, fragte er. »Sie zieht sich im Schlingerkurs die Ränder der Senke hoch.«
»Ich sehe sie.«
»Najid ist diesem Weg gefolgt.«
»Bist du dir sicher?«
»So sicher, wie man sich nur sein kann. Warum sollte unser Freund in zappendüsterer Nacht querbeet laufen, hinein ins Unbekannte? Gewiss weiß er, dass dieser Pfad in Richtung Stadt führt.«
»Das sind Mutmaßungen, Milt.«
»Ich konnte seinen Spuren bis hierher folgen.« Er kratzte mit einem Bein über den Boden. »Jede Wette, dass ich weitere Hinweise finde, wenn wir dem Pfad weiter folgen. Komm!«
Sie entfernten sich von Sugda, überstiegen eine wenige Meter hohe Bodenwelle und verloren die Ruinen aus den Augen. Es war, als verschwänden sie hinter einem Sandschleier, um bald darauf wieder aufzutauchen, nun kleiner und in diesem Felslabyrinth kaum von natürlichen Steinformationen unterscheidbar.
Milt achtete nicht auf
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