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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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begreiflich zu machen.« Najid sah sie abschätzig von oben bis unten an. »Du bist nun mal nur ein Mensch. Die Angehörige eines Volkes, das so vermessen war, die Wirkungsweisen der Magie einfach zu vergessen und sich stattdessen auf das zu verlassen, was es mit fünf erbärmlichen Sinnen fühlen, sehen, hören, schmecken und riechen kann.«
    Laura schluckte ihren Ärger hinunter. Wichtig war einzig und allein, dass Najid mit den Elfen zusammenarbeitete. Sie mussten die Stadt erreichen, so rasch wie möglich!
    Stunden vergingen. Jack und Andreas konsultierten immer wieder den Kompass und besprachen die weitere Vorgehens weise. Laura ärgerte sich, dass die beiden niemanden in ihre Pläne einbezogen. Sobald Milt, Angela Müller, Zoe oder sie selbst sich näherten, versteinerten die Mienen der beiden Männer, und sie wechselten rasch das Thema.
    Anführer sahen anders aus.
    Oder? Waren demokratische Entscheidungsprozesse in einer derartigen Notlage überhaupt sinnvoll? War Zeit für Diskussionen und Abstimmungen? Sollte man engstirnigen Gesellen wie Maurice oder Norbert ein Stimmrecht geben?
    Laura wusste keine Antwort. Sie zog sich in ihre Rolle der stillen Beobachterin zurück, saß nahe dem Mast und verfolgte, wie die beiden Müller-Kinder mit den Anweisungen der Elfen Schritt zu halten versuchten. Das Segel blähte sich wie durch ein Wunder - oder wie durch Magie? - stärker denn je zuvor und bestand dabei eine jede Zerreißprobe.
    Die meisten Menschen hockten im »Heckteil« des Gefährts, eng aneinandergedrängt. Sie blieben stumm und sahen misstrauisch bis ängstlich zu, wie die Elfen und Najid gemeinsam den Segler antrieben.
    Es ging über Geröllfelder hinweg, die nun mehr und mehr das Bild der Landschaft prägten. An Ruinen vorbei, die womöglich einmal Vororte der Stadt der goldenen Türme gewesen sein mochten. Durch ein riesiges Kakteenfeld, dessen gewaltige Stämme sich in schwindelerregenden Höhen gegeneinanderlehnten und derart einen Urwald bildeten, der den Menschen erstmals seit vielen Tagen Schatten und Kühle gewährte. Ein Rinnsal entlang, das den Geruch von Abwässern mit sich brachte und an dessen Ufer wundersame Hybridwesen ihre langen, zweigeteilten Schwänze in die Erde eintauchten, um sich derart mit Flüssigkeit vollzusaugen. Entlang eines Bergrückens, der wie von Zuckerguss eingepackt schien - und der sich bei näherem Hinsehen als riesiger Pulk schmetterlingsähnlicher Tierchen entpuppte, die ihre Flügel während einer Rast ineinander verhakt hatten ...
    Die Amethyst-Wüste fand hier ihre Grenzen. Spuren der Zivilisation wurden sichtbar. Skelette von Reittieren und Metallteile, die im Sand staken und vor sich hin rosteten. Lieblos aufgehäufte Grabhügel. In den Fels gekratzte Symbole und Zeichnungen. Tücher und Fetzen, die der Wind mit sich wirbelte und die wohl aus der Stadt stammten. Vögel mit buntem Gefieder stritten sich um verdorbene und grün schillernde Fleischreste ...
    Dies alles waren Spuren, die vage bekannt waren. Jeder Mensch, der aus der Wildnis des Dschungels, des Ozeans oder der Wüste in den sicheren Hafen einer Stadt zurückkehrte, hätte sie so oder ähnlich wahrgenommen. Und dennoch war alles anders. Irgendwie ... verschoben. Farben und Gerüche wirkten sonderbar; selbst der Wind wehte anders als auf der Erde. Laura fühlte die Unterschiede, konnte sie aber mit ihren Sinnen kaum begreifen. Diese Spuren und Hinweise, die sie so sehr herbeigesehnt hatten, erfüllten ihre Herzen nun mit Furcht.
    Die Stadt! Sie hatten es tatsächlich geschafft! Lauras Herz schlug schneller.
    Ein ganz besonderer Schimmer tauchte die Dünen in goldenen Schein. Die Zinnen und Spitzen der Türme waren hinter den Hügeln bereits zu erahnen. Manche waren rund, manche vier- oder fünfeckig. Alle waren von besonderem Licht umkränzt, für dessen Intensität Laura keine Erklärung fand.
    Der Sandsegler hielt auf Najids Geheiß an.
    »Hinter der nächsten Bodenwelle versteckt befindet sich eine der vier Straßen, die zu den Haupttoren der Stadt führen«, sagte er. »Die Wege waren früher stark frequentiert. Volk strebte aus nah und fern herbei, um die Bewohner der Stadt mit Nahrung und Kleidung zu versorgen, aber auch, um Geschmeide anzubieten oder für Unterhaltung zu sorgen.«
    »Das hört sich sehr mittelalterlich an«, sagte Jack. »Ich hätte mir, ehrlich gesagt, einen höheren Technisierungsgrad vorgestellt.«
    »Wo Magie am Werk ist, sind jene Annehmlichkeiten, die ihr Menschen kennt,

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