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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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von minderer Bedeutung«, meinte Cwym. »Außerdem sind die meisten Bewohner Innistìrs sehr naturverbunden. Wir sollten uns parallel zur Straße bewegen. Sie bietet selbst in ihrem Umfeld ein wenig Sicherheit vor Wüstenräubern.«
    »Und warum nutzen wir sie nicht?«
    »Ihre Ausstrahlung ist nicht sonderlich gut«, sagte Najid ausweichend. »Es gibt kaum jemanden, der es wagt, diesen Weg zu benutzen ...«
    Es rumpelte, und unter ihren Beinen bebte es. Laura sah sich erschreckt um.
    Die Menschen reagierten panisch und klammerten sich aneinander. Einige sprangen vom Segler, allen voran Norbert Rimmzahn, und flüchteten in Richtung einer Erhebung, die von flachen, vom Zahn der Zeit glatt geschmirgelten Felsen beherrscht wurde.
    Cwym rief etwas, doch niemand hörte auf ihn. Einmal in Bewegung geraten, waren die Leute nicht mehr zu stoppen. Auch die Müllers eilten hinterher, dem Herdentrieb folgend, dann Zoe, schließlich auch Andreas. Bloß Jack, Milt und sie sowie die Elfen und Najid blieben stehen.
    »Es ist das Holz«, sagte Bathú, nachdem Ruhe eingekehrt war und sich die anderen Menschen auf dem Hügel verloren hatten. »Wir haben es bis aufs Äußerste beansprucht, um so rasch wie möglich hierher zu gelangen. Nun stirbt es.«
    »Holz stirbt?«, fragte Laura verwirrt.
    »Auf eine ganz bestimmte Art und Weise, ja«, antwortete Cwym unerwartet freundlich. »Bäume, die in der Anderswelt, und das wird auch für Innistìr gelten, gefällt werden, bittet man in der Regel um Erlaubnis. Das ist durchaus sinnvoll; denn nicht wenige Elfen beschließen am Ende ihres langen Lebens, eine Metamorphose einzugehen und zu einem Stein oder zu einem Gewächs zu werden. Also unterhalten sich Holzfäller mit den Stämmen, um zu wissen, ob sie in früheren Zeiten ein Elf gewesen sind - und ob sie etwas dagegen hätten, diese oder jene Funktion auszufüllen.«
    »Ich verstehe.« Nein, tat sie nicht.
    »Jenes Holz, das wir zum Bau des Sandseglers verwendet haben, hatte ursprünglich die Aufgabe, den Wesen der Stadt Sugda Sicherheit und Komfort zu bieten.« Cwym seufzte. »Das Holz ist sehr alt. Es erinnert sich kaum noch daran, woher es einstmals stammte und welche Funktion es hatte. Doch ein Rest von Widerstandsgeist ist in seiner Substanz hängen geblieben. Es wehrte sich dagegen, von euch Menschen zweckentfremdet zu werden. Ihr verdankt es einzig und allein uns, dass der Sandsegler bis hierher durchgehalten hat. Kommt nun.«
    Er und sein Gefährte sprangen vom Deck, Ruairidh folgte auf Bathús Geheiß. Najid war längst vom Gefährt gestiegen und wartete nun in Respektsabstand.
    Die drei Elfen verneigten sich vor dem Segler, und wie im Chor sprachen sie einige unverständliche Worte. Auch Ruairidh beteiligte sich mit ernstem Gesicht an diesem seltsamen Zeremoniell.
    »Es ist vorbei«, sagte Cwym nach einer Weile und drehte sich um. »Wartet ein wenig; dann bergt eure Habseligkeiten und folgt uns.«
    Er machte sich auf den Weg, einen Hügel hoch, ohne sich noch einmal umzudrehen. Seine beiden Landsleute folgten ihm. Wenige Augenblicke später stürzte der Mast aufs Deck des Sandseglers herab. Vertauungen rissen, Bohlen zerbröselten, mühsam angefertigte Fässer und Kisten brachen in sich zusammen. Eine Staubwolke legte sich über das Gefährt, das ihnen so gute Dienste geleistet hatte - und nun endgültig gestorben war.

    Sie gingen parallel zur Straße, die nicht viel mehr als ein angedeuteter Feldweg war, mittlerweile von allen möglichen Gräsern überwachsen und kaum noch als solche erkennbar. Sie hielten mindestens hundert Meter Abstand und sahen tunlichst nicht hin. Der Weg war ... war nicht richtig. Er stammte aus einer anderen Zeit.
    Woher stammten diese merkwürdigen Empfindungen? Cwym und Bathú antworteten nicht auf ihre Fragen, und bevor Ruairidh etwas sagen konnte, schnitten ihm seine beiden Landsleute das Wort ab. »Das ist Elfensache«, meinten sie und schwiegen wieder.
    Laura ließ sich zurückfallen und von anderen kleinen Menschengruppen überholen. Sie nahm die Stimmungen auf. Alle fühlten sich unwohl, redeten kaum ein Wort, sahen immer wieder misstrauisch hin zu ihrer Linken, zur Straße. So als spürten und sähen sie Dinge, die ehedem hier geschehen waren.
    Niemand beschwerte sich über die zusätzlichen Erschwernisse, denen sie durch den Marsch über Stock und Stein ausgesetzt waren. Die Stadt ... sie wuchs immer mehr vor ihnen an, und sie strahlte eine Erhabenheit und eine kühle Schönheit aus. Die Distanz

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