Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme
alles staute und die Menschen, für Laura nicht erkennbar, gegen eine unsichtbare Gefahr angingen. ...
Eine riesige Staubwolke erhob sich. Sie verdunkelte die Sonne und bewirkte, dass sich seltsam bedrückendes und düsteres Licht über sie legte. Laura, die am Ende der Gruppe gegangen war, sah von einem Moment zum nächsten nichts mehr. Blind taumelte sie voran, stolperte gegen etwas Weiches, Nachgiebiges. Stürzte, rappelte sich mühsam wieder hoch.
Cwym. Er lag da und starrte verständnislos ins Leere. In diesen schrecklichen Sandsturm, der sich mit einem Mal ausgebildet hatte und von einem irrwitzig klingenden Pfeifkonzert begleitet wurde.
»Was geschieht hier?«, fragte sie den Elfen laut schreiend und schüttelte ihn am Kragen. »Was geht da vor sich?«
Cwym sagte etwas, sie konnte angesichts der schrecklichen Geräuschkulisse kein Wort verstehen, so weit sie sich auch zu seinem Mund hinabbeugte. Erst als der Lärm ein wenig nachließ und er ihr einige Worte zuschrie, konnte sie ihn verstehen. »Ein Thaíne! Ein Grenzer! Ein Wesen aus der Unterwelt, das uns von hier fernzuhalten versucht! Wir müssen zurück, alle!«
Was auch immer dieser Thaíne war: Die Panik in der Stimme des Elfen verriet, dass sie so rasch wie möglich reagieren mussten. Sie zog Cwym hoch, mit einer Kraft, die sie selbst nicht verstand, und schob ihn vor sich her, in die ungefähre Richtung jenes Menschenknäuels, das sie vor Augen gehabt hatte, bevor diese Sandwolke hochgestoben war.
»Du hilfst mir!«, forderte sie von ihm. »Egal wie! Sieh zu, dass du die Aufmerksamkeit des Thaíne auf dich ziehst, während ich die Leute in Sicherheit bringe. Verstanden?!«
»Ich ...«
»Verstanden?«, brüllte sie noch einmal und warf Cwym einen Blick zu, der ihn augenblicklich zum Handeln zwang.
Er kreuzte die Arme vor der Brust und sagte Unverständliches. Immer wieder dieselben Worte. Der Nebel lichtete sich ein wenig, der Schauer an kleinen und kleinsten Sandkörnern ließ nach. Die Sonne schaffte es, einige zögerliche Strahlen durch die Dunkelheit zu senden.
Laura befand sich in unmittelbarer Nähe zweier Frauen. Sie zog sie hoch und schubste sie in jene Richtung zurück, aus der sie gekommen war. Weiter. Hin zu dem einzeln im Sand sitzenden Mann, der blicklos vor sich hin starrte. Bathú, der Elf. Auch ihn packte sie, versetzte ihm einen Satz Ohrfeigen links und rechts. Sie hieß ihn, zu seinem Freund zu gehen und ihn zu unterstützen - was auch immer er gerade tat.
Zoe! Sie erkannte die Freundin trotz der geschwollenen Augen, die kaum eine vernünftige Sicht erlaubten, und half ihr schwungvoll auf die Beine. »Kümmere dich um die anderen!«, befahl Laura und deutete vage in Richtung dreier Menschen, die sich panisch aneinandergeklammert hatten.
Sie selbst näherte sich dem Ursprung all dieses Chaos. Einem Wirbel aus Staub und Pflanzenresten und langen Lianen, die aus dem Boden hervorbrachen - und wie wild nach den Menschen ringsum schlugen. Eine Gestalt schob sich aus dem Untergrund. Sie wirkte entfernt menschenähnlich. Dutzende Pflanzenarme wuchsen aus ihrer Brust, und sie bewegten sich unabhängig voneinander. Jeder Schlag, den dieser ... Thaíne mit einem seiner dornenbesetzten Ranken austeilte, bewirkte dieses schrille Geräusch, das über all das Chaos tönte und die Überlebenden noch mehr in Panik versetzte.
Laura griff nach dem nächstliegenden Mann und brachte ihn aus der Reichweite des Thaíne. Über seiner Brust zeigte sich die blutige Spur eines Hiebs; zentimeterlange Dornen staken im Fleisch.
»Achtung!«
Laura warf sich reaktionsschnell zur Seite. Eine Ranke peitschte herab und fuhr tief ins sandige Erdreich. Dort wo sie eben noch gelegen hatte. Erneut wollte sie ausweichen; doch zu ihrem Glück hatte sich der mit langen Dornen bestückte Pflanzenarm zwischen Felsbrocken verfangen. Der Thaíne stöhnte und ächzte und konzentrierte seine Kräfte darauf, sich zu befreien, während alle anderen Lianenglieder schlaff auf dem Boden lagen.
»Lauft!«, rief Laura jenen anderen Menschen zu, die nach wie vor wie erstarrt dalagen. »Bewegt eure Ärsche! Jetzt!«
Irgendjemand ergriff die Initiative. Frauen und Männer zogen sich gegenseitig hoch, stützten einander und hasteten davon. Zwei Frauen halfen einem Schwerverletzten und zogen ihn unter Aufbietung aller Kräfte hinter sich her.
Laura kümmerte sich nicht mehr weiter um ihre Gefährten. Sie tanzte vor dem Thaíne auf und ab, breitete die Arme aus. Tat alles, um
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