Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme
Du hast diesem Najid vertraut, und du bist verantwortlich dafür, dass wir nun hier festsitzen. Ich möchte von dir kein Wort mehr hören, geschweige denn einen Ratschlag!«
Jack rempelte sie an und drängte sich an ihr vorbei, hin zu Andreas und Cedric, die sich am anderen Ende des Pferchs unterhielten.
Laura fühlte die Blicke auf sich ruhen. Der Sky Marshal hatte recht. Sie trug Schuld an ihrem Unglück. Sie war nicht nur ein Unglücksrabe. Nein; darüber hinaus war sie auch ein viel zu gutgläubiges Geschöpf, das diesmal nicht nur sich selbst in die Scheiße geritten hatte.
Sie starrte zwischen den Gitterstäben hindurch ins Freie, während die als Menschen verkleideten Elfen eine lebhafte Diskussion mit Jack und Andreas begannen. Es kümmerte Laura nicht, welche Ausbruchspläne die Verbündeten schmiedeten. Niemals mehr wieder würde sie sich in die Führung der Gruppe einmischen, niemals ...
Najid kam durch das Tor auf sie zugeschlendert, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und süffisant vor sich hin lächelnd.
»Wie geht's dir?«, fragte er aus gehörigem Abstand.
Laura winkte ihm und schrie: »Komm ein paar Schritte näher, und ich zeige dir, wie ich mich fühle!«
»Ach, du bist so herrlich naiv.« Najid trat näher. Vorsichtig, nach allen Seiten blickend. »Ihr seid alle schrecklich leicht zu durchschauen. Es ist nicht schwer, euch Menschen mit Begriffen wie Ehre, Vertrauen und Ehrlichkeit zu packen. Doch dass selbst die Elfen unter euch nicht erkannten, was ich vorhatte ...« Der Elefthi lachte setzte sich in den Straßenstaub und zog die Beine an »Wir müssen ein wenig warten, bis meine Leibdiener aus den Hängenden Gärten eintreffen. Ich habe bereits nach ihnen schicken lassen.«
Er wandte sich an Jack: »Versuche nicht, deine seltsame Waffe auf mich abzufeuern. Ihr steht unter Beobachtung. Ringsum sitzen Wächter, die euch mithilfe ihrer magischen Kräfte überwachen. Sie sind es gewohnt, mit renitentem Sklavenmaterial umzugehen; und glaube mir: Sie scheuen vor nichts zurück.«
Najid deutete in Richtung der Häuserfronten links und rechts. Seltsame Gestalten zeigten sich in schmalen, schießschartenähnlichen Fenstern. Als sie bemerkten, dass die Blicke der Menschen sie suchten, zogen sie sich ins Innere der Gebäude zurück.
»Wollt ihr mich ein wenig unterhalten, bevor meine Freunde kommen? Habt ihr etwas zu sagen?«
Najid gellten schreckliche Flüche aus gut zwei Dutzend Kehlen entgegen. Der junge Sklavenhändler ließ die Schmährufe regungslos an sich abprallen. Er blieb ruhig sitzen, mit geschlossenen Augen, und hörte aufmerksam zu.
Zwei schrecklich aussehende Gestalten bogen um die Ecke und kamen mit polternden Schritten näher. Sand, der auch in den Straßen der Stadt allgegenwärtig war, staubte auf. Die beiden Leibdiener Najids waren etwa drei Meter groß und halb so breit. Klobige Köpfe saßen auf zernarbten Schultern. Die Körper wirkten wie von einem Steinmetz-Lehrling aus Granit gemeißelt. Sie waren seltsam unfertig, wie auch die nur rudimentär vorhandenen Gesichtszüge kaum eine Regung zuließen.
Najid winkte die beiden Riesen zu sich heran. »Aljoi und Shawen sind meine treuesten Sklaven. Sie sind zwar nicht sonderlich redselig, aber ihr werdet auch ohne Worte rasch verstehen lernen, was sie von euch wollen.«
Er schnippte mit den Fingern. Eines der Geschöpfe hieb mit der Faust auf den Boden, so rasch und so wuchtig, dass Laura den Hieb kaum nachvollziehen konnte. Ein Loch, einen halben Meter tief, befand sich mit einem Mal dort, wo der Riese hingeschlagen hatte.
Das gibt dem Wort »Schlag-Loch« eine völlig neue Bedeutung, dachte Laura und wunderte sich selbst über die innere Ruhe, mit der sie die Situation beurteilte.
»Aljoi und Shawen sind angewiesen, euch mit aller Härte zu bestrafen, solltet ihr auf dumme Ideen kommen.« Ein weiterer Wink des Kleinen - und der links stehende Riese öffnete das Gittertor mit einem Ruck.
»Wir begeben uns nun in die Sklavenhallen der Hängenden Gärten. Dort werdet ihr bis zum morgigen Auktionstermin untergebracht. Abmarsch!«
Najid ging vorneweg, ohne sich weiter um die Menschen zu kümmern. Aljoi und Shawen nahmen ihm die Arbeit ab. Laura stolperte nicht einmal zehn Meter hinter dem Sklavenhändler her. Zu gern hätte sie ihr Glück versucht, sich ihm mit einigen raschen Schritten zu nähern und ihn zu würgen. Doch sobald sie auch nur eine ungewöhnliche oder zu rasche Bewegung tat, fühlte sie die Blicke
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