Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
überbringen.«
    »Du bist bloß ein Sklave!«, sagte einer der Rüsselträger verächtlich. »Scher dich fort, bevor ich dich wegblase!«
    »Ich bin ein freier Mann!« Finn erinnerte sich daran dass ihm Gystia eingetrichtert hatte, Beharrlichkeit zu zeigen und sich ja nicht abweisen zu lassen. »Ich habe ein Signum der Dame bei mir, das mich als ihren Vertreter ausweist.« Er zog einen bescheiden wirkenden Armreif aus Zinn vom Handgelenk und reichte ihn dem Wächter. Er trug seltsame Zeichen, die bei längerem Betrachten Schwindel erzeugten. »Möchtest du ihn anfassen?«
    Der Rüsselträger wirkte mit einem Mal unsicher. »Ich kenne diese Dinger. Sie sind gefährlich. Nur Auserwählte sind in der Lage, sie zu tragen.«
    »Zweifelst du daran, dass ich auserwählt bin? Soll ich der Dame Gystia Nachricht bringen, dass du ihrem Urteilsvermögen nicht vertraust?«
    Der Wächter bedeutete seinem Kumpan, den Weg frei zu machen. Mit einem Ruck öffnete er das Tor. »Ich bin bloß ein einfacher Mann«, murmelte er. »Sollen sich doch die Bet- und Bettschwestern mit dir beschäftigen.« Er gab den Weg frei.
    Finn winkte Brisly, ihm zu folgen, doch der Gnom weigerte sich. Er trat einen Schritt zurück. »Ich gehe da sicherlich nicht hinein. Wenn ich schon sterbe, dann bitte schön von eigener Hand.«
    Finns Lächeln geriet schief. Brisly war ein komischer Kauz. Falsch - ein Gnom! Er würde die Bezeichnung Kauz sicherlich als Beleidigung empfinden. Er verabschiedete sich mit einem Wink und betrat das Innere des Gebäudes.
    Es war von Helligkeit durchdrungen. Die halb eiförmige Kuppel war transparent. Glas, das zu Facetten geschliffen war, brach das Sonnenlicht in prismenartig aufgefächerte Strahlen, die über eine kunstvoll angelegte Wiesen- und Gartenanlage fielen.
    Zwei Frauen kamen ihm entgegen. Sie trugen lange schwarze Mäntel, die ihnen ein nonnenhaftes Aussehen gaben.
    »Du wünschst?«, fragte die eine; sie musterte Finn abschätzig.
    »Die Dame Gystia hat mir eine Empfehlung für die Ehrenwerte Bet- und Bettschwester Sikhiom mitgegeben.« Nachdem er erneut sein Sprüchlein aufgesagt hatte, verbeugte er sich tief.
    Die Sprecherin trat näher an ihn heran. Sie hatte einen süßlichen Duft aufgetragen, und auf ihrem Spitzkopf zeigten sich obszöne Tätowierungen. »Du bist ein Mensch wie sie!«, sagte die Frau angewidert.
    »Ja, das bin ich.« Finns Herz klopfte. Wenn er die Worte der Bet- und Bettschwester richtig deutete, war Karen also noch am Leben.
    Beide sahen sie ihn an. Musterten ihn von oben bis unten. »Wir werden dich zu Schwester Sikhiom bringen«, sagte die eine nach einer Weile, um seufzend hinzuzufügen: »Es trifft sich gut, dass du gekommen bist.«

    Sikhiom saß in einer Wanne, die mit milchähnlicher Flüssigkeit gefüllt war. Sie bot ihren Oberkörper offen dar. Er war von langen und kurzen Narben grässlich verunstaltet, die löchrigen Brustwarzen von mit Brillanten behangenen Schmuckstücken eingefasst.
    »Ich erinnere mich an dich«, sagte die Bet- und Bettschwester anstelle einer Begrüßung. »Du wurdest ebenfalls als Ware angeboten.«
    »So ist es, Ehrenwerte Schwester.«
    »Deine Herrin hat dir die Freiheit geschenkt?«
    »Ja, Ehrenwerte Schwester.«
    Sikhiom wies die anderen im Raum befindlichen Frauen an, das Gemach zu verlassen. Sie gehorchten augenblicklich, und nach nur wenigen Sekunden waren sie allein in einem Zimmer, das von sich sanft im Wind wiegenden Stoffen eingefasst wurde.
    »Du weißt, dass Gystia und ich uns nicht sonderlich gut vertragen?«
    »Ja, Herrin.«
    »Genauer gesagt herrscht Krieg zwischen uns beiden. Die Dame ist mit der Erziehung nicht einverstanden, die ich dem Oberheiligsten Donautus angedeihen lasse.«
    »Ich bin über Details nicht informiert, und sie interessieren mich auch nicht sonderlich.«
    »Seltsam.« Sikhiom lächelte und zeigte ihre angespitzten, grün gefärbten Zähne. »Die Stadt spricht über nichts anderes als die Arbeit, die ich in Donautus investiere. Der Orden der Bet- und Bettschwestern gilt seit langer Zeit als oberste Instanz, wenn es darum geht, den künftigen Obersten Mäzen auf seine Aufgaben vorzubereiten.«
    »Ich bin kein Bürger dieser Stadt, und eure Ränkespiele kümmern mich nicht.«
    Die langen schwarzen Haare standen mit einem Mal wie Gestrüpp vom Kopf der Bet- und Bettschwester ab, und ein Hauch von Magie bewirkte, dass aus ihrem Gesicht blaugrüne Blitze hervordrangen. »Hüte deine Zunge!«, rief sie mit tiefer, vibrierender

Weitere Kostenlose Bücher