Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons
Aufschichten des Feuerholzes.
Jack und Milt kehrten zurück, bevor sich der Himmel über der Schlucht gänzlich schwarz färben konnte. Sie hatten nicht nur einen, sondern drei Wege aus der Schlucht gefunden. Einer schien in Richtung des Gebirges zu führen, ein anderer an der Schlucht entlang nach Süden, der dritte schließlich nach Osten - also Sonnenaufgang.
»Ich schlage vor, den nehmen wir«, sagte Andreas.
Die Umsitzenden nickten. Milt streckte sich. »Aber erst morgen früh. Mir reicht es für heute.«
»Nicht nur dir.« Jack lehnte sich an seinen Rucksack und gähnte. »Am liebsten ...« Er unterbrach sich, hob die Nase in die Luft. Seine Augen wurden groß. »Rieche ich etwa Fleisch?«
Laura roch es im gleichen Moment. Ihr Magen knurrte. Sie hatte nicht bemerkt, wie hungrig sie war.
Der improvisierte Grill, den Cedric, Finn und Simon errichtet hatten, bestand aus einigen Metallstangen, aus Rucksackgestellen und Zelten, wie Laura annahm, auf die man dünn geschnittene Fleischstücke gespießt hatte. Aufgetürmte Steine dienten als Auflage.
Es gab insgesamt zwei Spieße, die übereinander hingen, der untere mit Fleisch, der obere mit Speckschwarten bestückt. Das Fett tropfte auf das Fleisch, wahrscheinlich, damit es nicht austrocknete.
Die drei Männer standen sichtlich stolz neben ihrer Konstruktion.
»Kabelfernsehen?«, fragte Reggie, während er den Grill betrachtete.
Finn neigte den Kopf. »Nicht ganz. WG ohne Küche.«
Nach und nach versammelten sich auch die anderen um das Feuer und warteten. Rimmzahn wies zwar mehrfach darauf hin, dass das Fleisch giftig sein könnte, aber außer Karys beachtete niemand seine Einwände. Als der erste Schwung Fleisch verteilt wurde, waren die beiden die Einzigen, die nichts davon wollten, beim zweiten Schwung probierten sie zumindest, aber erst beim dritten aßen sie mit.
Laura setzte sich zu den Müllers, während Finn ein zweites Wildschwein zu häuten begann. Die anderen Kadaver hatten sie aus dem Lager gebracht, um keine Aasfresser anzulocken.
»Schmeckt es euch?«, fragte Laura.
Luca hatte den Mund so voll, dass er nicht antworten konnte, aber Sandra nickte und sagte: »Wie ein Big Mac.«
Der Vergleich erschien Laura seltsam. »Ich dachte eher an Lamm.«
»Oder Hühnchen«, sagte Felix.
Seine Frau runzelte die Stirn. »Ich glaube, ich sollte zu Hause öfter Huhn kochen. Du weißt anscheinend nicht mehr, wie das schmeckt.« Sie zeigte auf das saftige Stück in ihrer linken Hand. Fett lief über ihr Handgelenk bis in den Ärmel ihrer Jacke. »Dieses Fleisch hier ist eindeutig Schwein. Und zwar das beste Schwein, das ich je gegessen habe.«
Luca schluckte. »Quatsch, das schmeckt wie Steak.«
»Tut es nicht«, sagte Sandra.
Laura stand auf. Sie hatte nicht erwartet, dass eine simple Frage zu einer Diskussion führen würde, doch genau das geschah. Jedes der vier Familienmitglieder beharrte auf seiner Meinung.
Seltsam, dachte Laura. Suchend sah sie sich um, bis sie Milt entdeckte. Er hatte neben Finn und Gina gesessen, stand aber gerade auf, um sich noch ein Stück Fleisch vom Grill zu holen. Laura fing ihn auf dem Rückweg ab.
»Beiß hinein und sag mir, was du schmeckst«, bat sie.
Milt hob die Augenbrauen, als wolle er nach dem Grund fragen, dann biss er aber doch hinein, kaute und schluckte. »Es schmeckt genauso wie eben, nach Wild. Ein bisschen wie Rehrücken.«
Laura zupfte ein Stück Fleisch mit den Fingern ab und steckte es sich in den Mund. Es war zart und saftig,
»Schweinefilet«, sagte sie dann. »Alles, was ich davon esse, schmeckt wie Filet.«
»Ja und?«
»Ich habe einen Streit bei der Familie Müller ausgelöst, weil jeder etwas anderes schmeckt. Hühnchen, Lamm, Rind ... Das Fleisch fügt sich den Wünschen von dem, der es isst.«
Sie zeigte auf das Stück in Milts Hand. »Die Frage ist nur: Wie schmeckt es wirklich?«
Er warf einen Blick darauf und schluckte, doch dann schüttelte er den Kopf. »Nein, die Frage ist, ob wir uns diese Frage stellen sollten. Ich sage Nein. Die Leute sollen sich satt essen und einen Abend lang Spaß haben, ob das Fleisch nun so schmeckt, wie sie glauben, oder nicht. Lass ihnen die paar Stunden.«
Er hatte recht, das erkannte Laura, als sie sich umsah. Die Stimmung war ausgelassen, zum ersten Mal seit Tagen war die Aura des Pessimismus von den Menschen gewichen. Das war wichtiger als ein aufgedecktes Geheimnis.
»Danke«, sagte sie.
Milt sah sie an. »Wofür?«
»Dafür, dass du mir
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