Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons
Finn zurück.
»Weil hier jede Menge gutes Fleisch herumliegt und wir Hunger haben.«
Laura hörte, wie Finn aufstand. »Die Idee ist gar nicht schlecht«, sagte er. »Wir können es zwar nicht haltbar machen, aber für einen Grillabend reicht es schon.«
»Hm, Fleisch«, sagte Milt. Er setzte sich neben Laura auf das Handtuch. »Ich könnte eine ganze Kuh essen, mit den Hörnern.«
Es war kein guter Witz, trotzdem lachte sie. »Wir haben einen Flugzeugabsturz und ein Buschfeuer überlebt«, sagte sie zusammenhanglos. »Vielleicht bleibt uns das Glück ja weiterhin treu.«
»Vielleicht.«
Sie spürte Milts Hand neben der ihren, auffordernd, wartend. Einen Moment lang war sie versucht, sie zu ergreifen, stellte sich vor, wie sie Hand in Hand am Fluss saßen, während über ihnen langsam die Sonne versank, doch dann dachte sie an Johannes und stand auf.
»Ich wasche mich auch erst mal«, sagte sie.
»Okay.« Milt klang enttäuscht.
Laura hockte sich ans Flussufer und tauchte ihre Hände in das klare, kühle Wasser. Sie wusch sich das Gesicht, während ihre Gedanken um die Frage zu kreisen begannen, wie lange sie wohl noch brauchen würde, um die Trennung zu verarbeiten. Wollte sie wirklich ihr ganzes Leben von einer fehlgeschlagenen Beziehung beherrschen lassen?
Nein, das will ich nicht, dachte sie. Wasser tropfte aus ihren Haaren auf die Steine. Die graue Ascheschicht, die sie wie eine zweite Haut bedeckte, war hartnäckig.
Aber noch ist es zu früh. Ich brauche Zeit.
Ja, so war es. Keine übereilten Entscheidungen, kein Verlieben Hals über Kopf, damit war es vorbei. Sie würde von nun an vernünftig vorgehen, die Vor- und Nachteile einer Beziehung abwägen, bevor sie sich darauf einließ.
Milt würde zum Testobjekt ihrer guten Vorsätze werden, schließlich konnte sie nicht leugnen, dass sie ihn attraktiv fand.
Der neuen Laura reicht das nicht, dachte sie. Die neue Laura will Stabilität und Zuverlässigkeit, kein Abenteuer.
Eine leise innere Stimme, tief verborgen unter guten Vorsätzen, wagte anzumerken, dass sie drohe, den Spaß an der Liebe zu verlieren, aber Laura hörte ihr nicht zu.
»Wer kommt mit?«, fragte Jack. Ein Stück entfernt von ihr stand er auf und streckte sich.
»Ich.« Milt antwortete fast zu schnell, als suchte er nach einem Grund, das Flussufer zu verlassen. Laura hätte gern noch etwas Zeit mit ihm verbracht, nur so, fügte sie in Gedanken rasch hinzu, weil er witzig war und gut zuhören konnte. Das war der einzige Grund. Wirklich.
Sie stand auf, sah zu, wie die beiden das improvisierte Lager verließen und zwischen mannshohen Felsen verschwanden. Die meisten anderen hatten Decken auf den Steinen ausgebreitet, saßen oder lagen darauf. Luca hockte mit übereinandergeschlagenen Beinen neben seinem Vater und versuchte mit seiner Hilfe aus einem Ast und etwas Schnur eine Angel zu bauen, während Finn und Simon vor einem toten Wildschwein standen und diskutierten.
Laura war sich nicht sicher, ob sie das Fleisch hinunterkriegen würde, wenn die beiden das Tier tatsächlich häuteten und zerteilten. Sie hatte so etwas noch nie gesehen.
Andere sammelten Feuerholz. Laura schloss sich ihnen an, ging am Fluss entlang und suchte nach trockenen Zweigen, die irgendwann ans Ufer gespült worden waren. Schließlich fanden sie einen toten Baum. Laura und Reggie kletterten an seinem Stamm empor, brachen Zweige und Äste ab und warfen sie zu Emma, Angela und Sandra hinunter.
»Das wird ein richtiges Barbecue«, sagte Reggie, als sie wieder nach unten stiegen.
»Wenn wir es schaffen, irgendwas zuzubereiten.« Emma schnürte die Äste mit einer Nylonschnur zusammen, die wohl von einer Rettungsweste aus dem Flugzeug stammte.
»Das kriegen wir schon hin.«
Reggie war nicht der Einzige, der optimistisch wirkte. Die gelungene Flucht vor dem Buschfeuer schien alle vitalisiert zu haben. Laura hörte Gelächter und Scherze im Lager, sogar Rimmzahn und Karys wirkten entspannt. Wo eben noch Finn und Simon gestanden hatten, sah sie nun eine kleine Gruppe. Der Ire und der Engländer hockten in deren Mitte, das halb gehäutete Wildschwein zwischen sich. Einige Meter entfernt hatte Cedric begonnen, eine Feuerstelle bauen.
Laura legte die Zweige, die sie auf den Armen getragen hatte, dort ab. Der Mann im Hawaiihemd sah auf und lächelte. »Danke.«
Sie hatte ihn seit dem Absturz nicht so zufrieden gesehen. Was die Aussicht auf ein wenig Essen nicht ausmacht, dachte sie. Dann half sie Cedric beim
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