Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons
Verstand den eigenen Tod verarbeiten kann.« Rimmzahn bemerkte, dass die anderen Untoten ihrem neuen Anführer folgten. Er warf einen kurzen Blick auf Reggie. Zwei Zentimeter Holz, mehr musste er nicht mehr durchsägen.
»Kennt jemand seinen Namen?«
»Josh«, sagte Emma. »Er hat sich mir nach dem Absturz vorgestellt.«
Rimmzahn trat einen Schritt vor, achtete dabei sehr genau darauf, nicht auf die angesägten Planken zu geraten. »Josh!«, rief er dann.
Ihm lief ein Schauer über den Rücken, als sich tote Augen auf ihn richteten. Josh war breit gebaut wie ein Footballspieler und groß. Blut verklebte sein kurzes braunes Haar.
»Warum mussten wir hierherkommen?« Seine Stimme klang völlig normal. Erst als er weitersprach, hörte Rimmzahn kleinere Schwerfälligkeiten darin.
»Niemand hat mich gefragt, ob ich mitkommen will, um irgendeine Tusse zu retten, die ich nicht kenne. Warum?«
Josh schleuderte den Menschen den Speer entgegen. Er rutschte über die Planken und blieb vor Emmas Füßen liegen.
Sie wollte ihn aufheben, aber Karys hielt sie zurück. »Nicht«, sagte er leise. »Am Schaft klebt sein Blut. Vielleicht ist es ansteckend.«
Emma zog die Hand zurück.
»Wir lassen niemanden zurück«, sagte Rimmzahn. Die Unterhaltung faszinierte ihn. Wer konnte schon von sich behaupten, mit einem Toten gesprochen zu haben? »Wir hätten auch dich nicht zurückgelassen, wenn du entführt worden wärst.«
Josh verlor das Interesse an ihm. Er blieb stehen und richtete seinen Blick auf Reggie. Die anderen Untoten schienen zu erkennen, dass er ihnen überlegen war, und gingen nicht weiter, warteten stattdessen auf das, was er als Nächstes tun würde.
»Was macht er da?«, fragte Josh.
»Er sägt.«
»Warum?«
»Kannst du dir das nicht denken?«
Es knackte, als Josh den Kopf schräg legte. »Damit ihr nicht so werdet wie ich?«
»Und was bist du?«
Rimmzahn spürte Emmas Hand auf seinem Arm. »Sag ihm nicht, dass er tot ist. Das wäre grausam.«
»Ich ...« Josh wirkte unsicher. Er sah sich kurz nach den anderen Untoten um, aber keiner von ihnen schien die Unterhaltung zu verstehen, geschweige denn zu verfolgen.
»Ich ...«
Reggie rutschte auf Händen und Knien über den Balken zurück. Die Planken lagen noch neben ihm, waren jedoch in der Mitte durchgesägt und hingen einige Zentimeter nach unten. Sie würden niemanden mehr halten.
»Okay, das war's«, sagte er. »Wir können gehen.«
Emma erhöhte den Druck auf Rimmzahns Arm. »Komm, lass ihn in Ruhe.«
Er schüttelte sie ab. »Geht ruhig, wenn ihr wollt. Ich unterhalte mich hier gerade, falls ihr es nicht bemerkt haben solltet.«
Aus den Augenwinkeln sah er, wie Reggie den Kopf schüttelte. Der Druck verschwand von seinem Arm, als Emma ihre Hand sinken ließ und sich abwandte. »Sag es ihm nicht«, wiederholte sie, dann wandte sie sich ab und ging mit Reggie zu der letzten Hütte des Wegs.
Karys blieb zögernd stehen. Erst als Rimmzahn ihn mit einer Geste wegscheuchte, ging er ebenfalls.
Josh schien vergessen zu haben, was er gefragt worden war. Mit schräg gelegtem Kopf stand er drei oder vier Meter von den durchgesägten Planken entfernt. Sein Oberkörper schwang langsam vor und zurück.
»Josh?«, fragte Rimmzahn.
Der Kopf zuckte hoch. Tote, leere Augen richteten sich auf Rimmzahn.
»Ja?«
»Erinnerst du dich noch an meine Frage?«
»Ja.«
»Und wie lautet die Antwort?«
Josh drehte die Augen so weit nach oben, dass sie in seinem Kopf verschwanden und nur noch das Weiße übrig blieb. »Ich bin Josh Kulasky«, sagte er langsam und stockend. »Zweiundzwanzig Jahre. Ich studiere an der Universität von Tennessee und spiele Football als Linebacker. Ich will Profi werden, aber ich weiß nicht, ob ich gut genug bin. Meine Eltern heißen Do...«
Er brach ab, schüttelte den Kopf. Mit seinen weißen Augen sah er aus wie ein Medium in Trance. »Meine Eltern heißen Doris und ...«
Erneut schüttelte er den Kopf. »Doris und ...«
Es beginnt, dachte Rimmzahn. Genauso, wie ich erwartet hatte.
»Du weißt den Namen deines Vaters nicht mehr?« fragte er. »Findest du das nicht merkwürdig?«
Joshs Blicke richteten sich wieder auf ihn. »Ich habe vergessen, was du wissen wolltest.«
Es war eine Lüge. Er wusste es sehr genau, wollte sich dem Wissen aber nicht stellen. Rimmzahn drängte ihn weiter, stellte ihm Fragen nach seinen Eltern, nach seinem Studium, nach seinem Lieblingsessen und all den anderen Dingen, die jeder Mensch beantworten
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