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Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons

Titel: Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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konnte.
    Josh wusste einige Antworten, bei den meisten gab er jedoch nach kurzem Nachdenken auf. Hinter ihm wurden die Untoten ungeduldig. Einige wollten sich bereits an Josh vorbeidrängen, aber er hielt sie mit den Armen zurück.
    »Was ist mit deinen Freunden?«, fragte Rimmzahn. »Kommen sie dir irgendwo seltsam vor?«
    Josh musterte das zerstörte Gesicht einer jungen Frau. Ihre wenigen Haare hingen in dreckverkrusteten Strähnen von einem fast skelettierten Schädel. Sie hatte nur noch ein Auge, und durch das aufgerissene Fleisch ihrer Wangen konnte man bis in ihren Mund blicken.
    »Nein«, sagte Josh. »Sie sehen ganz normal aus.«
    Was für ein Wunderwerk ist unser Gehirn, dachte Rimmzahn. Selbst im Angesicht unumstößlicher Beweise weicht es nicht von dem Bild ab, das es von sich selbst erstellt hat.
    Er setzte zum Todesstoß an. »Josh?«
    Der Untote sah ihn an. Er wirkte verängstigt, aber Rimmzahn verdrängte augenblicklich das plötzliche Mitleid, das in ihm aufstieg. Was vor ihm stand, wurde nur durch Magie und die letzten elektrischen Impulse eines toten Gehirns aufrecht gehalten. Es war kein Mensch mehr, nicht einmal ein Tier.
    »Josh, wieso ist dein Hemd voller Blut?«
    »Jemand muss darauf geblutet haben.«
    »Nicht jemand. Du. Es ist dein Blut.« Fasziniert beobachtete Rimmzahn das Gesicht des Untoten. Es verzerrte sich, als erkenne er einen Moment lang die Wahrheit, dann glättete es sich wieder.
    »Du lügst«, sagte Josh.
    »Es ist dein Blut, Josh. Niemand kann einen solchen Blutverlust überleben.« Er feuerte jetzt eine Salve nach der anderen ab. »Lausche in dich hinein, Josh. Was hörst du? Nichts? Ist da nichts, wo du eben noch deinen Herzschlag gehört hast? Und warum atmest du nicht, Josh? Warum hebt und senkt sich deine Brust nicht? Sieh hin. Da bewegt sich nichts. Weißt du, was das bedeutet, Josh? Fühlst du es? Was bist du, Josh? Was bist du?«
    Josh schrie. Es war kein Schrei der Angst oder der Wut, sondern einer, der erfüllt war von solch tiefer Verzweiflung, dass Rimmzahn ungewollt die Tränen in die Augen schossen.
    Die Untoten brüllten und fauchten, wurden Teil von Joshs Verzweiflung, als hätten auch sie in diesem Moment die Wahrheit erkannt.
    Dann lief Josh los. Mit ausladenden Schritten, die Arme vor und zurück schwingend, den Kopf gesenkt wie der Footballspieler, der er gewesen war, näherte er sich Rimmzahn und den zersägten Planken. Doch seinen Muskeln fehlte die Kraft, seinen steifen Gelenken die Geschmeidigkeit, und so wurde das, was er wohl für einen Angriff hielt, zu einem erbärmlich anmutenden Staksen. Seine Füße schlurften über das Holz, seine Arme baumelten an seinen Seiten; er knurrte vor Wut und - Rimmzahn war sich nicht sicher - Scham?
    Die anderen Untoten folgten ihm, waren aber zu langsam, um aufzuholen. Josh näherte sich unaufhaltsam den zersägten Planken. Rimmzahn, dem der Verstand sagte, dass nichts passieren konnte, dass das Holz ihn niemals tragen würde, wich zurück.
    »Ich lebe!«, schrie Josh. »Ich lebe!«
    Er wusste, dass das Holz zersägt worden war, das erkannte Rimmzahn, als Josh in die Knie ging und sich abstieß. Doch anstelle eines Sprungs, der den Footballspieler über die gefährliche Stelle katapultiert hätte, machte der Untote nur einen großen Schritt vor - und trat auf die Planke. Das Holz bog sich durch und zerbrach krachend. Einen Lidschlag später war Josh bereits verschwunden. Rimmzahn hörte, wie er aufschlug.
    Die anderen Untoten stolperten weiter. Zwei von ihnen traten ins Leere, ein dritter erwischte die zweite durchgesägte Planke und stürzte mit ihr in die Tiefe. Die restlichen kamen zum Stehen, nur einer wurde von den nachfolgenden in das Loch gestoßen.
    »Ich lebe!«
    Joshs Schreie rissen auch nach seinem Sturz nicht ab. Rimmzahn wischte sich mit dem Ärmel seines Jacketts über die Augen, wandte sich ab und ging zur Hütte.
    »Du hast es ihm gesagt, oder?«, fragte Emma, kaum dass er eingetreten war. Sie, Reggie und Maurice saßen an einem einfachen Holztisch. Eine Öllampe stand darauf und verbreitete ein gelbes, diffuses Licht.
    »Ja«, sagte Rimmzahn. Er lauschte auf die Schreie, aber in der Hütte waren sie nicht mehr zu hören.
    »Warum hast du etwas so Grausames getan?« Emma wirkte empört. Reggie sah ihn ablehnend an, Maurice nur neugierig, als erwarte er eine große Weisheit oder Tipps für die Börse.
    Ja, warum?, dachte Rimmzahn. Weil jeder es verdient, die Wahrheit über sich selbst zu erfahren? Weil

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