Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers
diese Geschichte gebunden und muss in meine Welt zurück. Hier kann ich nicht bleiben.«
»Dann bist du wirklich ein Zwerg?«
»Ich sagte es dir.«
»Ich glaub dir trotzdem nicht. Ein Elf, ja. Aber ein Zwerg ...«
»Ach, mir doch egal«, sagte Nidi beleidigt. »Wirst schon sehen!«
Der Ausgang war eine Art Tor, das flimmernd einen Blick nach außen zeigte. Von der anderen Seite, wurde Laura erzählt, war es nicht erkennbar, sondern reflektierte die Landschaft. Die Händler mussten stets vor dem Tor warten, bis jemand zu ihnen herauskam und eine Passage ermöglichte. Gegen Gebühr natürlich.
»Niemand mehr unterwegs«, sagte Jack und sah sich um. »Das finde ich komisch.«
»Wenn wir auf die Reittiere verzichten, müssen wir den Hinterausgang nehmen«, sagte Cwym.
»Das wäre vielleicht das Beste«, stimmte Jack zu.
»Ich bin sicher, die werden auf der anderen Seite auf uns warten«, unterstrich Andreas. »Wir können nicht außenrum gehen, das wisst ihr doch, wegen dieser Mauer. Es muss nichts zu bedeuten haben, dass wir momentan die Einzigen sind.«
Milt zog die Augenbrauen zusammen. »Zücken wir lieber die Messer und halten uns bereit.«
»Mit ein paar Räubern werden wir fertig«, sagte Cwym. »Niemand sonst kann dort draußen lauern. Und ich nehme doch an, dass die Leute hier Verteidigungssysteme haben.«
Gleich darauf entspannten sie sich, als eine Händlerkarawane, begleitet von einem Sicherheitsposten der Stadt, durch das Tor hereinkam und den Anstieg begann.
»Wir sind einfach zu paranoid«, sagte Norbert erleichtert.
»Ihr bleibt trotzdem hinter mir, Kinder!«, befahl Felix Sandra und Luca.
Auf dieser Seite gab es keine Wache, was sie achselzuckend hinnahmen. Dann traten sie hinaus.
Das Erste, was Sandra sah, war ein vergitterter Karren, der von zwei schweren Ochsen gezogen wurde. »Piet!«, rief sie entsetzt.
»Also alles doch nur Lüge«, sagte Luca bitter. »Die werden bestimmt zum Palast gebracht und bis zur Neige ausgesaugt ...«
Andreas sah die antilopenartigen Reittiere, die geduldig warteten. Aber diejenigen, die mit den Reittieren warten sollten, um sie ihnen zu übergeben, lagen verstreut auf dem Steppenboden. Ihr Blut hatte das vertrocknete kurze Gras dunkel gefärbt.
Niemand sprach es aus. Es sah nicht nach Verrat aus, sondern nach einer weiteren Falle. Aber von wem? Vor allem, weshalb ließ er die Leichen der Helfer einfach liegen?
Während die Menschen sich zusammendrängten, taten die Elfen das, was sie seit jeher am besten gekonnt hatten - sie suchten das Weite. Und zwar in einer solchen Schnelligkeit, dass sie schon zwei Sekunden, nachdem sie losgespurtet waren, unerreichbar waren. Laura sah ihnen unbewegt nach, damit war zu rechnen gewesen. Aber damit wussten sie auch alle, was sie zu erwarten hatten.
So viel dazu, gegen Räuber konnten sie leicht bestehen. Cwym und Bathú hatten sie so gut geführt, und nun waren sie wieder abgehauen, wankelmütig, wie Elfen eben waren. Lauras einziger Trost war, dass sie einen Handel geschlossen hatten, so etwas war in einer magischen Welt nicht so einfach zu brechen. In der Menschenwelt wurde ein Vertragsbrüchiger vor Gericht gezerrt, doch hier sah es ganz anders aus. Die Konsequenzen waren Laura zwar nicht bekannt, aber sie nahm nicht an, dass sie angenehm waren oder mit einem finanziellen Ausgleich aus der Welt geschafft werden konnten.
Milt hielt das Messer bereit, doch er ließ den Arm sinken, als von allen Seiten Soldaten auf sie zukamen. »Verflucht!«, stieß er hervor. Auch die anderen dachten gar nicht erst an Widerstand. Gegen diese Bewaffneten hatten sie keine Chance - erst recht nicht mit auf sie angelegten Armbrüsten.
Zuletzt erschien Leonidas. Obwohl Laura ihn nur kurz auf dem Pferd gesehen hatte, zweifelte sie nicht im Mindesten daran, dass es sich um ihn handelte. Er war der größte und breitschultrigste aller Soldaten, und die anderen wichen eindeutig vor seiner Autorität zurück. Er trug eine braune Lederrüstung mit Alberichs Wappen.
Das war ja nur ein kurzer Ausflug gewesen. Hatte er nichts Besseres zu tun, als sich an ihre Fährte zu heften?
»So also sehen wir uns wieder und zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht«, erklang seine strenge Stimme.
»Nicht ganz«, sagte Jack und wies auf den geschlossenen Helm.
Leonidas öffnete daraufhin den Helm und nahm ihn ab. Ein aufrecht gehender Löwe mit hellem Fell und gelben, funkelnden Augen kam zum Vorschein. Sein von einer mächtigen Mähne umrahmtes
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