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Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers

Titel: Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Glanz.
    »Goldpuder«, erklärte der Walrossartige. »Haltet still.« Er tauchte zwei Finger hinein und rieb den Puder zuerst über Sandras, dann Lucas Lippen.
    »Das dürfte genügen. Jetzt schlaft, morgen gibt es wieder viel zu tun.«
    Piet ging, ohne die Tür hinter sich abzuschließen; er schien sicher zu sein, dass die beiden keine Lust auf einen weiteren Ausflug verspüren würden.
    Luca wandte sich Sandra zu und wollte etwas sagen. Er sah, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten, während sie verzweifelt versuchte, den Goldpuder von den Lippen zu wischen.
    »Mhmm«, machte sie.
    »Was hast du?«, fragte Luca. Oder wollte es fragen. In seinen Gedanken hörte er es. In seinen Ohren hörte er aber: »Mhmm.«
    Der Goldpuder hatte ihre Lippen versiegelt.
    Schweigen war Gold.

9
    Das Schloss
    so grau
     
    E in großer schwarzer Rabe flatterte herein und ließ sich krächzend auf dem Bettrand nieder.
    »Jetzt reicht's!«, rief Laura, wedelte heftig mit den Armen, um den Vogel zu vertreiben. Empört kreischend flatterte er auf und ließ sich vom Wind aus der Ruine tragen.
    Die junge Frau sprang aus dem Bett, verschwand mit ihren Sachen im Badezimmer zu einer hastigen Morgentoilette und kam kurz darauf fertig angekleidet wieder heraus. Mehrmals zog sie an der Schnur, die für die Dienstboten gedacht war, aber stattdessen riss sie irgendwann ab, und der brüchige Stoff bröselte herab.
    »Das darf doch alles nicht wahr sein ...« Laura rieb sich die Stirn. »Ganz ruhig, Mädchen, jetzt nur nichts übereilen. Hier ist der Verstand gefragt, und zwar der kühle, nüchterne.«
    Sie schloss die Augen und öffnete sie wieder. Sie zwickte sich selbst. Sie trampelte auf dem Boden herum. Sie verscheuchte einen weiteren Raben, der sich auf ihrer Schulter niederlassen wollte, und spürte den Luftzug seiner Flügel. Und sprang gerade noch zur Seite, als er aus Rache etwas fallen ließ, was einen hässlichen weißen Klecks auf dem staubigen Boden hinterließ.
    »Es ist wahr, oder? Ich träume nicht. Nein, denn ich führe Selbstgespräche, und das mache ich im Traum normalerweise nicht.«
    Was war nur geschehen? Laura griff nach ihrem Reisebeutel, stopfte alles hinein, was herumlag, und verließ den Raum. Dazu, so lächerlich das auch anmuten mochte, musste sie die Tür öffnen.
    Der Gang draußen sah nicht viel anders aus als der Rest des Schlosses - eine einzige Ruine. Es gab noch die Galerien, aber nur ein Teil der Mauern stand noch, die Glaskuppel existierte nicht mehr, und Laura konnte ungehindert von oben bis zum Eingang unten blicken. Dohlen nisteten in Mauernischen, Ratten und Mäuse huschten über den Boden, und in den Ecken saßen handtellergroße Spinnen, die unermüdlich Netze spannen.
    Das Schloss sah aus, als sei es seit Jahrhunderten verlassen. Laura stellte sich an einen Mauerrest und blickte hinaus; das Land selbst wirkte unverändert zu gestern, aber das mochte nicht viel besagen.
    Der Innenhof war ebenso verlassen wie der Rest, nur noch wenige Holzsplitter und Stofffetzen lagen herum, mit denen der Wind spielte und Staubwirbel bildete, die er über den Hof jagte.
    Laura stellte sich an den ersten Treppenabsatz und überlegte. Sollte sie auf sich aufmerksam machen oder nicht? Drohte Gefahr? War sie ganz allein?
    »Hallo?«, rief sie kurzerhand. Wenn, dann war es besser, sich gleich über die Situation im Klaren zu werden, anstatt durch die Ruine zu stolpern, möglicherweise mit einem Monster auf den Fersen. »Ist hier noch jemand außer mir?« Ihre Stimme hallte und brach sich an den bröckeligen Mauerresten. Dohlen antworteten zirpend und flatterten auf. Kleine Eidechsen huschten über die Steine.
    Laura wartete, und dann keuchte sie auf, als sie Antwort hörte.
    »Laura? Bist du das? Meine Güte, bin ich froh!«
    Von der anderen Seite stolperte Felix heran, blass und verstört. Die beiden umarmten sich unwillkürlich. Nun sah die Situation schon sehr viel besser aus.
    »Hast du eine Ahnung, was geschehen ist?«, fragte der IT-Fachmann konsterniert. »Ich bin ganz normal zu Bett gegangen und nüchtern, möchte ich betonen.«
    »Ich auch«, bestätigte Laura. »Ich habe mich nicht am Tanz beteiligt, sondern bin ziemlich früh gegangen.«
    »So wie ich. Mir war nicht nach Spaß zumute.« Felix fuhr sich durch die dunkelblonden Haare, in seinen wasserblauen Augen lag Sorge. »Aber wo sind die anderen? Wenn du und ich hier sind, müssen sie auch noch da sein. Oder ... sind wir irgendwie zeitversetzt worden? Ich meine,

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