Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers
aussieht, finden sich diejenigen, die nicht am Tanz teilgenommen haben, in dieser Ruine wieder«, erklärte Laura. »Bisher sind wir drei, aber wer weiß, vielleicht ist hier noch irgendwo einer von uns.«
»Haben wir einen Zeitsprung gemacht oder so was?«
»Das war auch meine Überlegung.« Felix half ihm auf die Beine. »Aber wie und warum?«
»Suchen wir weiter«, schlug Laura vor. »Eine andere Wahl haben wir nicht.«
Es war tröstlich, dass sie nun zu dritt waren. Das ließ hoffen, dass sich alles aufklären würde. Sie durchstöberten Zimmer für Zimmer und fanden immerhin die Reiseebeutel ihrer Gefährten - aber sonst nichts und niemanden.
Die Theorie mit dem Zeitsprung klang nun allerdings nicht mehr so einleuchtend, denn wieso sollten Kleidungsstücke und Gegenstände mit transferiert werden, deren Besitzer aber nicht? Wo mochten sie sein?
»Wir finden sie bestimmt alle auf einmal«, meinte Milt. »Wir haben nicht am Tanz teilgenommen und sind alle da aufgewacht, wo wir uns, äh, schlafen gelegt haben. Wenn unsere Freunde bis zum Schluss gefeiert haben, sind sie bestimmt alle miteinander kassiert und an denselben Ort gebracht worden, aus welchen Gründen auch immer.«
»Worauf willst du hinaus?«, fragte Felix verwundert.
»Ich glaube, wir sind in eine Falle geraten«, antwortete Milt. »Das Schloss hat schon vorher so ausgesehen, sieht womöglich seit Jahrhunderten so aus, wird aber jedes Mal für nahende Besucher aufgemotzt. Über diese nahezu baumlose Ebene mit kleinen Hügeln sieht man Wanderer ja schon von Weitem kommen, um sich ausreichend vorzubereiten.«
Laura tippte sich mit der Fingerkuppe an die Lippen. »Das leuchtet ein. Deshalb konnten nicht einmal die Elfen genau erkennen, auf was wir zugegangen sind. Es war ein Trugbild, wie wir es schon in der Wüste erlebt haben.«
»Aber wozu sollte das gut sein?« Felix runzelte die Stirn.
»Hat Finn nicht vom Lebkuchenhaus gesprochen?« Laura wies um sich. »Das passt doch. Wir wurden gemästet, um als nächster Gang auf der Banketttafel zu landen.«
»Du meinst, Essen und Trinken waren echt?«
Lauras Magen war dieser Ansicht.
»Aber hallo!«, sagte Milt und rieb sich den Nacken. »Von eingebildetem Alkohol kommt kein solcher Kater, Freund. Und vergiss nicht, wir sind in Innistìr, wo einem gebratene Hühnchen in den Mund fliegen. Ein Rest dieser Magie ist immer noch da, und die Schlossherren wissen sie anscheinend zu nutzen.«
»Aber wo sind dann die anderen?«
»Denk mal nach. Wo hält man Fleisch lange frisch?«
»An einem kühlen, dunklen Ort«, sagten alle drei gleichzeitig.
Es brauchte eine Weile, bis sie den Abgang in den Keller gefunden hatten; er lag hinter der - nun leeren - Speisekammer, versteckt in der großen Küche.
Eine schmale Wendeltreppe aus Stein führte in die Dunkelheit hinab. Felix und Milt kramten in ihren Beuteln; als Ausrüstung hatten sie unter anderem ein paar kleine Fackeln erhalten. Aber wie sollten sie sie entzünden?
Laura irrte umher, während Milt und Felix sich stritten, wie man mit Hölzchenreibung eine Flamme entfachen konnte. Felix pochte auf seine Erfahrung als ehemaliger Pfadfinder, Milt protzte als Naturbursche.
Als sie an einer intakten Außenwand vorbeikam, hörte Laura plötzlich eine Stimme. Zuerst erschrocken, dann neugierig, verharrte sie. »Hallo?«
»Laura! Hol mich hier raus!«
Die Stimme klang sehr leise und fern, aber Laura erkannte sie sofort.
»Glatzkopf!«, rief sie. »Wo bist du?«
»Ich stecke irgendwo in diesem verdammten Gemäuer fest«, kam die Antwort. »Als ich in den Keller runter wollte, hat es mich erwischt. Cwym muss auch irgendwo sein.«
Laura wandte sich zu den beiden Männern um, die sich immer noch beschimpften. »He!«, rief sie laut und scharf. Endlich wandten sie ihr die Aufmerksamkeit zu. »Bathú ist hier irgendwo im Gemäuer! Helft mir suchen!«
Felix und Milt kamen sofort näher. Milt klopfte an einen Stein. »Hallo, Stein?«
»Blödmann«, drang es wütend heraus. »Du bist ja immer noch blau!«
»Woher willst du ...«, brauste Milt auf, dann zuckte er die Achseln. »Okay, da drin ist also Glatzkopf. Und jetzt?«
»Wir gehen alles ab, um ihn zu lokalisieren. Am besten teilen wir uns auf«, schlug Laura vor.
Mit dem Ohr an der Wand schritten sie die Küche ab, klopften in regelmäßigen Abständen und riefen nach Bathú.
Schließlich glaubte Laura, seinen Standort gefunden zu haben. Mit ein paar verwitterten, rostigen Äxten und einem Spieß
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