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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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nicht, deinen Preis hochzutreiben, Kerl!« Der Löwenmann stieß ein Knurren aus. »Dein Bote hat mir eine gewisse Summe genannt, und die wirst du erhalten. Nicht mehr, nicht weniger.«
    »Ist schon gut!« Cheneghy klang eingeschüchtert. »Ich wollte darauf hinweisen, dass das Geld schwer verdient ist.«
    »Das hast du hiermit getan. Also weiter!«
    Petizza besaß ein außerordentlich feines Gehör. Doch nun, da der Stadtkämmerer zu flüstern begann, war auch er überfordert. Er stieß einen lästerlichen Fluch aus, kam auf die Beine, drehte sich im Kreis und rollte mit den Augen. So, dass ihm die Aufmerksamkeit aller Passanten gehörte.
    Leonidas musterte ihn von oben bis unten. Der Löwenmann wirkte müde und verärgert über die Unterbrechung. Noch bevor er etwas sagen konnte, katzbuckelte Petizza schon wieder, murmelte Entschuldigungen und rutschte auf den Knien weg von ihm und seinem Gesprächspartner, ohne die Fettfäden aus den Händen gleiten zu lassen. Er spannte sie an wie die Saiten eines Musikinstrumente, gab sich tollpatschig, fiel auf die Nase und entfernte sich ein weiteres Stückchen.
    Mehrere der Fäden waren nun straff über den Platz gespannt, im trüben Tageslicht kaum erkennbar. Passanten wichen ihm tunlichst aus; sie wollten nichts mit ihm, einem Verwirrten, zu tun haben; sie würden ganz gewiss nicht über die Fäden stolpern.
    Auf der anderen Seite des Platzes tuschelten zwei - vermeintliche - Krüppel miteinander. Gewiss gehörten sie der Diebesgilde an und machten sich Gedanken darüber, wer dieser neue Fetttaucher wohl sein könnte.
    Es scherte Petizza nicht. Er hatte die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass er das Gespräch zwischen Leonidas und Cheneghy belauschen konnte - und das trotz einer Distanz von mehr als zwanzig Metern. Denn die fettigen Schnüre, die er ausgestreut hatte, würden die Stimmen der beiden weiterleiten.
    Magie mochte in Parvenne nicht erlaubt und auch kaum möglich sein. Doch der Zauber, den er anwandte, war so klein, so marginal, dass er kaum als solcher erkannt wurde. Es handelte sich um winzige Lauscher, kaum wahrnehmbar, die an den Schnüren klebten und ihn die Unterhaltung verfolgen ließen.
    Cheneghy: »Der Seelenfänger ist auf dem Weg zur Gläsernen Stadt.«
    Leonidas: »Das ist alles, was du mir zu sagen hast?« Und dann: »Moment mal! Warum ausgerechnet dorthin? In der Gläsernen Stadt gibt es rein gar nichts für Barend Fokke zu holen. Also muss es einen besonderen Grund geben, dass er sein Schiff dorthin steuert. Was wiederum bedeutet, dass sich Laura in der Gläsernen Stadt befindet. Der Kapitän hat schließlich finstere Rache geschworen, und Fokke ist dafür bekannt, nachtragend zu sein.«
    Cheneghy: »Das interessiert mich alles nicht. Wie ist es nun mit meinem Geld?«
    Leonidas: »Ich muss zur Gläsernen Stadt, so rasch wie möglich! Ich muss Laura und die anderen Menschen abfangen. Alberich möchte sie lebend haben.«
    Cheneghy: »Alberich ist ein gestrenger Herr, nicht wahr?« Der Stadtkämmerer stieß ein Kichern aus.
    Ein Wagen näherte sich, gezogen von seltsamen Mischwesen mit drei langen Hörnern und sechs Beinen. Sie schienen unwirklich. Unstofflich. Und als müssten sie beweisen, dass es sie wirklich gab, brüllten sie so laut, dass Petizza die Unterhaltung der beiden Männer nicht mehr länger verfolgen konnte.
    Ruairidh in ihm fluchte. Seine Petizza-Identität hingegen griff zu einer Fellflasche, die er sich umgehängt hatte, und nahm einen tiefen Schluck vom Fusel. Er stand auf, behielt die mehr als zwanzig Fäden mühsam in der Hand und torkelte wieder näher auf die Gesprächspartner zu. Sie sahen gut genährt aus, sie würden ihm gewiss ein paar Münzen für ein Mittagsmahl zukommen lassen.
    »... was Laura bloß in der Gläsernen Stadt will?«, fragte Leonidas eben, im Hufgeklapper der Tiere, die immer näher kamen, kaum zu verstehen.
    »Es gibt dort angeblich kostbare Artefakte«, meinte Cheneghy. »Man kennt ja die Gier dieser Menschen. Sie sind meiner Meinung nach weitaus schlimmer als Drachen.«
    Weitere Worte wurden gewechselt. Petizza verstand nichts. Unmittelbar neben ihm jagte der Wagen vorbei. Metallene Räder klapperten über Kopfsteinpflaster, der Kutscher fluchte unbeherrscht, die Tiere röhrten laut.
    Petizza blieb stehen und blickte ratlos zu Boden. Was hatte er eben noch vorgehabt? Er wusste es nicht mehr. Er vergaß, was er war und wer er war. Ruairidh drängte nach oben und ließ die Identität des Fetttauchers

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