Schattenlord 7 - Das blaue Mal
geht.«
Zoe erschrak. »Solange es noch geht?!«
»Hat man dir das denn nicht gesagt?« Die Syndicatin lachte schallend. »Ein Efrain nistet sich ein. In deinem Kopf, in deinem Körper. Er baut sich ein Nest, aus dem man ihn nach einer Weile nicht mehr rausbekommt. Du vergisst niemals mehr, dass er da ist. Er erinnert dich in jedem Augenblick deines Lebens daran, auch wenn er dir mal keine Schmerzen bereiten sollte.« Lirla betrachtete sie prüfend. »Ich denke, dass er bereits sehr weit mit dem Bau seines Geleges ist.«
»Nimm ihn raus!«
»Vielleicht wollte Maletorrex, dass der Efrain in dir bleibt? Er hat mit keinem Wort erwähnt, dass ich dich von ihm befreien sollte.«
»Bitte!«
Lirla runzelte die Stirn. »Ich denke, dass du genug bestraft bist. Und ich glaube nicht, dass du dieselben Fehler ein zweites Mal begehen wirst. Stimmt’s?«
»Natürlich nicht!«
»Du wirst niemals mehr versuchen, das Blaue Mal zu entfernen?«
»Nein.«
»Du wirst dich fügen. Wirst meine Anweisungen befolgen und bei deinen Auftritten ein braves Püppchen sein?«
»Ja. Selbstverständlich.«
»Leute versprechen viel, wenn ihr Leben oder ihre geistige Gesundheit auf dem Spiel steht. Insbesondere ihr Menschen seid schwach.«
»Bitte!«
Lirla winkte Aramie herbei und sagte, ohne Zoe aus den Augen zu lassen: »Die Herrin und ich werden nun für eine Weile allein bleiben. Wenn ihr Schreie hört, kümmert euch nicht darum. Wenn ihr Flehen und Klagen hört und Töne, die euch um das Schicksal eurer Herrin fürchten lassen, bleibt ihr dennoch diesem Raum fern. Verstanden?«
»Ja, Syndicatin.«
»Ein Zuwiderhandeln würde den Tod für eine von euch bedeuten. Ein Efrain sucht sich, wenn er von seinem Wirt befreit wird, das nächstbeste Opfer. Sollte er nicht dich, sondern jemand anderen aus der Dienerschaft auswählen, werde ich dich zur Rechenschaft ziehen. Ein Efrain ist zu gut, um im Leib von Sklavinnen hausen zu müssen. Er ist ein schönes, edles und wertvolles Geschöpf. Er verdient Besseres als ein Geschöpf wie deinesgleichen.«
»Ich habe verstanden, Syndicatin.«
»Dann geh jetzt!« Lirla wandte sich Zoe zu. »Es wird ein wenig schmerzen. Möchtest du zuvor noch ein wenig vom Meudire nehmen?«
»Nein danke. Ich habe heute schon vom Goldenen gehabt.« Aber der Gedanke hatte etwas Verlockendes an sich. Nur ein ganz klein wenig. Nur kurz mal über das gepresste Pflanzenpäckchen drüberlecken, um den Geschmack im Mund zu spüren ...
»Bist du dir sicher?«
»Ja«, sagte Zoe mit möglichst fester Stimme.
»Wie du meinst.« Die Syndicatin nickte. Womöglich lag so etwas wie Bewunderung in ihren Blicken. »Dann machen wir uns ans Werk. Leg dich auf den Rücken und entspann dich, so gut es geht. Denk an etwas Schönes und achte nicht auf das, was ich tue.«
Zoe tat, wie Lirla ihr befahl. Sie ließ sich auf das Himmelbett fallen. Sie schloss die Augen und dachte an ihre Kindheit zurück, an einen Tag, den sie auf dem Land verbracht hatte, auf dem Bauernhof ihres Onkels. Ihre beste Freundin Karen und sie hatten gemeinsam im Heu gelegen und hatten die Wanderung der sinkenden Sonne durch die Lücken der Spanten einer Seitenwand beobachtet. Sie hatten die Melodie der Hits dieses Sommers gesummt und sich über freche Burschen unterhalten, vor allem über diese kleine Rotznase mit den Sommersprossen, die sich über Zoe lustig machte und der sie dennoch nicht böse sein konnte. Er rührte etwas in ihr, was sie sich selbst nicht erklären konnte. Es kitzelte in ihrem Bauch und erzeugte ein seltsames Wohlbefinden.
Aber halt! Was eben noch angenehm war, wurde zu Schmerz, und der Schmerz steigerte sich zu einer Qual, die die Gedanken an schöne Jugenderinnerungen verjagten.
Zoe schrie. Sie brüllte. Wollte aufstehen und sich gegen denjenigen wehren, der auf sie einprügelte. Sie hieb wild um sich, schlug Löcher in die Luft. Denn da war nichts und niemand.
»Bleib ruhig, du nichtsnutziges Ding!«, hörte sie eine Stimme aus weiter Ferne. »Sonst kann ich dir nicht helfen.«
Zoe meinte sich an die Frau zu erinnern, die mit ihr sprach. Irgendwie hatten sie miteinander zu schaffen gehabt. Doch sie brachte ihre Gedanken nicht mehr richtig auf die Reihe. Immer wenn sie meinte zu verstehen, was hier vor sich ging, nahm der Schmerz noch ein wenig mehr zu und besaß sie noch weniger Kontrolle über ihren Körper.
Etwas löste sich aus ihr. Bekam sie etwa ein Kind? Waren dies die Momente der Geburt?
Zoe nahm das Ding, das sich von
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