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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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hatte, und unternahm dann einen neuerlichen Versuch, den Saal zu verlassen. Diesmal hielt sie niemand auf.
    Bösartiges Gelächter verfolgte sie, während sie, immer schneller werdend, düstere Gänge entlangflüchtete, weg von hier, weg von diesem Ort des Schreckens. Ihre Dienerinnen, die im Vorraum gewartet hatten, folgten ihr eine Weile, gaben dann aber auf. Zu schnell war sie, von Dämonen verfolgt, die Maletorrex ihr nachgeschickt hatte und die Zoe niemals mehr wieder loswerden würde, da sie in ihr steckten, eingebracht durch einen einzigen Schlag, der sie nicht nur körperlich verletzt hatte.
    Zoe flog förmlich durch die Räume der Kartause, ohne Blicke für die Geschehnisse links und rechts zu haben. Irgendwann, irgendwo kam sie zur Ruhe, völlig ausgebrannt und erschöpft. Sie verkroch sich in einem dunklen, feuchten Winkel, dort, wo sich nicht einmal Ratten versteckten. Dennoch war sie nicht allein. Jemand begleitete sie. Jemand saß in Zoes Leib.

8
    Intermezzo:
    Die Wahrheit über
    Dar Anuin (IV)
     
    D er Palast der Ideen wuchs und wuchs; Karawanen kamen von weit her, um die Stadt sowie all seine Prunkbauten zu bewundern - und um Bücher zu bringen, in denen das Wissen der Elfen-Geschlechter geschrieben stand. Jene Wesen, die Weisheiten suchten, austauschten und mitunter fanden, stammten keinesfalls nur aus Innistìr, sondern auch aus den Anderswelten. Selbst die überaus wertvollen »Nekrologischen Betrachtungen über das wahre und wahrhaftige Sterben« fanden ihren Weg nach Dar Anuin. Sie wurden von einem Vertreter des Totenreichs Annuyn gespendet.
    Er war ein Mann, dem die Aura des Unheimlichen anhaftete. Sein Gesicht war niemals zu sehen; es verbarg sich hinter einer Wand aus Nebel. Er trug den Namen Abesque - doch Shire war sich sicher, dass es sich um den Herrn des Totenreichs höchstpersönlich handelte, um Samhain.
    Er gab sich höchst interessiert, als ihn Shire durch die Palasthallen führte. Er stellte Fragen zu den geplanten Ausbauten, gab da und dort Ratschläge, betastete das Gestein und flüsterte Worte, als könne er mit dem Fels reden, unterhielt sich mit Bibliothekaren, erkundigte sich nach anderen lagernden Büchern und Schriften.
    »Ausgezeichnet«, sagte er zum Abschluss ihres Rundgangs. »Ihr habt großartige Arbeit geleistet.«
    »Und wir stehen erst am Anfang, Hoher Herr.« Shire fröstelte in Gegenwart des Mannes. »Wir hoffen, noch viel, viel mehr Wissen hier lagern und allen Interessierten zur Verfügung stellen zu können.«
    »Sei nicht zu übermütig, Frau Shire. Sei stolz auf das, was du bislang erreicht hast.«
    »Was möchtet Ihr damit andeuten?«
    »Gar nichts, Frau Shire. Ihr Kurzlebigen nehmt euch bloß immer zu viel vor und seid dann verzweifelt, wenn gegen das Ende eures Lebens zu viele Sachen unerledigt Zurückbleiben.«
    »Ich habe noch einige tausend Jahre Leben vor mir, Herr Abesque.«
    »Gewiss, gewiss. Wie geht es übrigens der Schwarzseherin?«
    Shire fühlte einen Stich in ihrem Herzen. »Ausgezeichnet«, log sie.
    »Warum tut Ihr das? Warum sagt Ihr gegenüber einem Boten Annuyns die Unwahrheit?«
    »Es ist ... Sie ist meine Freundin!«
    »Auch Freundinnen sterben. Es liegt ausschließlich am Betrachter, wenn er glaubt, dass der Tod stets ihn und sein persönliches Umfeld betrifft. Dies nur am Rande. Ihr werdet diese banale, aber dennoch allgemeingültige Weisheit auch in den Nekrologischen Betrachtungen wiederfinden.«
    »Danke für den Hinweis.« Shire zögerte. »Lässt das Totenreich mit sich handeln?«
    »Worauf möchtet Ihr hinaus?« Samhain vulgo Abesque beugte sich interessiert vor.
    »Arachie Larmas Ratschläge sind von unschätzbarem Wert. Ich wäre froh, würde sie noch ein wenig länger ... bei mir bleiben.«
    »Ihr glaubt, dass ich Einfluss auf Leben und Sterben aller Elfen habe? Ihr irrt, Frau Shire.«
    »Ich kenne die Spielregeln von Leben und Sterben, Herr Abesque. Und ich weiß, dass gewisse Dinge möglich sind, selbst wenn sie nirgendwo geschrieben stehen.«
    Der vorgebliche Diener schwieg lange. Schließlich sagte er: »Ihr seid eine intelligente und weise Frau, aber auch unendlich dumm. Ist es Euch denn ernst mit Eurem Wunsch, das Leben der Schwarzseherin verlängert zu wissen?«
    Shire ging nicht näher auf die Unverfrorenheit des Herrn Samhain ein. »Ja«, sagte sie kurz angebunden.
    »Ein Pakt mit dem Totenreich bringt manchmal nicht den gewünschten Erfolg.«
    »Dennoch: Was würde es mich kosten?«
    Samhain trat einen Schritt

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