Schattenlord 7 - Das blaue Mal
den bösen Gedanken der Bewohner Dar Anuins gezüchtet und herangezogen werden. Sie sind eine schreckliche Waffe, wenn man sie gegen einen Feind richtet.«
Das Wasser half. Zoe fühlte sich ein klein wenig besser. Doch die Geräusche rings um sie blieben wie auch die merkwürdigen Lichteffekte. »Maletorrex hat einen dieser Efrains in mich ... verpflanzt?«
»So ist es. Man sagt, dass es ungeheuer schwierig sei, einen Efrain zu bändigen. Es muss den Priester sehr viel Kraft gekostet haben, wenngleich er es sich nicht anmerken ließ.«
»Lirla ist in der Lage, den Efrain wieder zu entfernen?« Zoe zuckte zusammen. Der Gast an Bord ihres Körpers machte sich deutlich bemerkbar. Er zwickte und zwackte ihren Unterleib.
»Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen.« Aramie zögerte. »Aber man spricht der Syndicatin große Fähigkeiten im Umgang mit Geisteswesen zu. Außerdem ...«
»Ja?«
»Du hast in vier Tagen deinen ersten öffentlichen Auftritt. Es wird der Priesterschaft und Lirla kaum in den Kram passen, dass du unpässlich bist.«
In vier Tagen. Ein Auftritt. Vor den Bewohnern Dar Anuins.
Zoe unterdrückte ein Lachen. Derzeit war sie nicht einmal in der Lage, selbstständig auf die Toilette zu gehen, geschweige denn die Gesandte von Dar Anuin zu mimen.
»Ich bin also auf das Gutdünken Lirlas angewiesen? Ihr könnt nichts tun, um mir zu helfen?« Zoe zuckte zusammen. Der Efrain wühlte sich durch ihren Magen, hinterließ eine feurige Spur und kroch den Hals hoch, als wollte er sie durch den Mund verlassen. Doch er tat ihr diesen Gefallen nicht.
Aramie blickte zur Seite, als nähme sie Blickkontakt mit anderen Dienerinnen auf. »Es gibt ein Mittel, das deinen Schmerz ein wenig lindem könnte.«
»Aber?« Zoe hustete. Ihre Bauchmuskeln schmerzten, ihr Rücken ebenso. Sie wollte erbrechen, konnte aber nicht.
»Einige von uns nehmen Meudire, die Goldene ,« sagte Aramie.
»Ein Rauschmittel?«
»Ja. Der Extrakt einer Pflanze, die in den unteren Bereichen des Palastes wächst, in völliger Dunkelheit. Meudire schenkt dir Licht. Fröhlichkeit. Und Kraft.«
»Aber?«
»Die Goldene macht bereits nach wenigen Anwendungen süchtig. Sie verändert den Körper. Es ist, als würde Meudire alle verfügbaren Energien aus deinem Leib saugen und deinem Kopf sagen, dass es dir gut geht. Doch irgendwann kommt das Erwachen. Die Goldene verkürzt deine Lebenszeit um viele, viele Jahre.«
Zoe wollte lachen, wurde aber gleich wieder durch Stiche im Herzbereich daran erinnert, dass ein Schmerzgeist in ihr wütete. Sie krächzte: »Die Zeit, die mir auf dieser verdammten Welt bleibt, ist in Wochen bemessen. Und sollte ich wider Erwarten doch entkommen und in meine Welt zurückkehren können, kenne ich einige Arbeitskolleginnen, die mit Entzug ihre Erfahrungen haben und mir sicherlich helfen können.«
»Die Goldene lässt sich nicht einfach so vergessen oder beseitigen. Sie bleibt in dir, solange du lebst.«
Der Efrain raste nun durch ihren Leib. Er biss und kratzte und berührte sie an verschiedenen Stellen in ihrem Inneren. Um dann den Weg in Zoes Kopf zu suchen.
Die Pünktchen vor ihr wurden zur weißen Wand, die Töne zu einem Jaulen und Kreischen, das sie beherrschte und niemals wieder zu enden schien.
Zoe schrie. Schlug um sich. Geiferte. Fühlte Feuchtigkeit. Erbrochenes. Nichts war mehr da, anhand dessen sie sich orientieren konnte. Der Efrain füllte sie aus, liebte sie auf seine schreckliche Art und Weise und machte, dass ihr alles, wirklich alles, gleichgültig zu werden drohte.
»Gib mir das Zeug«, hörte sie sich schreien, »jetzt gleich!«
Lirla kehrte, wie angekündigt, erst drei Tage später zurück. Sie lächelte, als wäre sie in besonders schönen Erinnerungen verhangen, und sie summte eine fröhliche Melodie.
Zoe brachte die Kraft auf, ihr entgegenzutreten. Der Efrain war zwar da, und er tat schreckliche Dinge mit ihr, doch es gelang ihr stets, seine Angriffe abzuwehren. In ihr steckte so viel Kraft, so viel positive Energie ...
»Ich sehe«, sagte die Syndicatin, kaum, dass sie ihrer ansichtig wurde, »du hast den Efrain ruhiggestellt. Wohl mithilfe einiger Dienerinnen?«
Zoe ging nicht auf die Frage ein. »Du musst ihn entfernen, Lirla. So rasch wie möglich! Oder möchtest du, dass ich morgen bei meinem ersten öffentlichen Auftritt zusammenklappe?«
»Dazu wird es nicht kommen. Die Goldene weiß es zu verhindern. Aber du hast recht: Der Efrain muss entfernt werden, solange es noch
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