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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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musste ihn zumindest unsicher machen.
    Zoe fühlte eine gewisse Freude an dem Spiel, das sie im Auftrag der Priesterschaft spielte. Wenn da nur nicht diese schreckliche Maske gewesen wäre ... Sie drückte und zwackte und rieb an ihrer Haut.
    Zwei Elfen in altertümlich anmutenden Jagdmonturen öffneten breite Türflügel. Das Licht blendete Zoe, als sie ins Freie trat, nach wie vor mit Parwean an ihrer Seite.
    Sie ging mit nackten Beinen über weißen, glatt geschliffenen Stein. Die Berührung fühlte sich gut an, und sie bewirkte, dass Zoe von einem sonderbaren Enthusiasmus gepackt wurde. Ihr gefiel die Rolle als Regentin, trotz des Gefühls der Beklemmung, das mit dem Tragen der Maske einherging.
    Jubel brandete auf, als sie in der Mitte des Vorplatzes stehen blieb, das Kissen weit in die Höhe reckte und sich nach allen Seiten drehte.
    Oh, es war ein schönes, ein erhebendes Gefühl! Sie hatte diese Elfen allesamt unter Kontrolle. Man hielt sie für ein unsterbliches Geschöpf, und man würde ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen, so sie es denn wünschte.
    Vorsichtig legte Zoe das Kissen beiseite, griff nach den beiden Ähren und hielt sie kreuzförmig vor sich. Der Jubel wurde lauter, begeisterter. Die Elfen schrien sich die Kehlen heiser, wegen einiger kleiner Gesten, die sie allesamt schon Hunderte Male miterlebt hatten.
    Sie warf d’Haag einen Seitenblick zu. Die Begeisterung übertrug sich keinesfalls auf ihn. Er trat unruhig von einem Bein aufs andere, als schmerzte ihn jeder Körperkontakt mit dem prächtigen Marmorstein.
    Zoe erinnerte sich der Worte, die sie zu sagen hatte. Stundenlang hatte sie darüber gegrübelt, wie sie die Botschaft sinnverändernd rüberbringen konnte. Sie wusste, dass Maletorrex kein falsches Wort dulden würde. Doch was, wenn sie die Betonungen veränderte? Wenn sie von »glorreichen Errungenschaften« sprach und dabei einen zweifelnden Unterton anklingen ließ? Würden die Priester ihren Ungehorsam erkennen, oder waren sie so sehr in ihrer Traumwelt von Macht, Glanz und Glorie gefangen, dass sie gar nicht hören wollten, was Zoe von sich gab?
    Wenn nur diese schreckliche Maske nicht wäre! Sie bereitete ihr Unbehagen. Ihre Stimme klang hohl.
    Zoe brachte sich den vorbereiteten Text in Erinnerung. Sie hob die Arme.
    Augenblicklich wurde es still. Die Blicke mehrerer hundert Stadtbewohner hingen an ihren Lippen - oder eher an ihrer Maske.
    Sie öffnete den Mund und begann zu reden. Sie lobte die Priesterschaft, die Errungenschaften der letzten Zeit, die gute Zusammenarbeit mit Maletorrex, die tragende Rolle des Hochadels. Und Zoe tat dies mit jener Begeisterung, die man von ihr verlangt hatte.
    Denn die Maske zwang sie, von ihren eigentlichen Plänen Abstand zu nehmen. Die Maske hatte Besitz von ihr ergriffen, einfach so.

    Beispielloser Jubel brandete auf, nachdem sie geendet hatte. Die Elfen strömten näher. Jeder wollte die Gesandte aus der Nähe sehen. Ihre Nähe fühlen, sie betasten, den Saum ihres Gewandes küssen. Doch Zoe wusste genau, was zu tun war. Lirla hatte ihr befohlen, so rasch wie möglich ins Haus zurückzukehren.
    Sie gehorchte. Ein schwerer betäubender Einfluss legte sich, nun, da sie alles Wichtige gesagt hatte, über ihren Verstand. Alle weiteren Worte aus Zoes Mund waren die Worte der Priesterschaft. Jede Handbewegung, jeder Hüftschwung, ein Achselzucken hier und eine geballte Hand da - nichts davon war selbstbestimmt.
    Zoe fühlte, wie ihre Haut unter der Maske brannte. Je mehr sie log und dabei Maletorrex’ Beratungskünste über den grünen Klee lobte, desto intensiver wurde das Hitzegefühl.
    »Geht es dir nicht gut?«, fragte Parwean d’Haag, der weiterhin nicht von ihrer Seite wich.
    »Ich fühle mich ausgezeichnet. Vielleicht ein wenig müde. Wenn du mich nun bitte entschuldigst?«
    »Ein Glas grünen Aspices wird dir guttun, Gesandte. Und vielleicht die Gegenwart eines erfahrenen, charmanten Gesellschafters? Ich habe mir im Haus vorsorglich eine kleine Kammer reservieren lassen.«
    Zoe wollte ablehnen. Sie war verwirrt und verärgert. Ihr Wesen machte sich bemerkbar. Sie sagte: »Gerne, Parwean. Ein Schluck Aspice kann nicht schaden.«
    Sie folgte dem groß gewachsenen Elfen, vorbei an verwundert dreinblickenden Honoratioren, die es nicht glauben konnten, dass die Gesandte einem Mitglied des Hochadels in sein Separee folgte. Hinter Zoe wurde getuschelt, und gewiss fanden sich eben kleine und größere Gruppen zusammen, um sich über ihr

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