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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Syndicatin, mittlerweile blass geworden, gehorchte. Sie packte Zoe am Arm und nahm sie mit sich, hin zum breiten Toreingang. Baran, der Zeremonienmeister, folgte ihr, ebenso Epimos, der unbeeindruckt von dem sich ausbreitenden Chaos wirkte. Der Kindswächter hatte ein Schwert gezogen, das er mit sparsamen Bewegungen schwang. Mit jedem Hieb tötete er mehrere Schaben oder einen Vogel. Er zog eine Schneise des Todes, die trotz der Überzahl der Tiere nicht mehr geschlossen wurde. Die Angreifer zeigten gehörigen Respekt vor ihm. Sie schienen zu spüren, dass gegen einen derartigen Kämpen kein Kraut gewachsen war.
    Dann trotteten sie aus dem Tor des Weißen Hauses. Sie, die Grogs. Eine Großfamilie mit insgesamt neun Mitgliedern. Drei Halbwüchsige wollten vorneweg stürmen, doch sie wurden vom Alphatier zurückgerufen, von jenem Grog, der letzte Nacht an Prinz Laychams Seite gesessen hatte. Er scharte vier Weibchen um sich und einen weiteren ausgewachsenen Einzelgänger, der womöglich sein Bruder war.
    Gemeinsam griffen sie an. Sie packten eine unvorsichtige Elfenwächterin und zerfetzten sie innerhalb weniger Sekunden. Es geschah so schnell, dass Zoe es kaum wahrzunehmen vermochte. Plötzlich lag da ein Haufen Fleisch, wo sich eben noch ein atmendes Lebewesen befunden hatte.
    Das Chaos erreichte seinen Höhepunkt. Elfen in nicht mehr ganz so sauberen Kostümen liefen kreuz und quer und schrien ihre Angst laut hinaus, ein Priester torkelte über den Vorplatz, von Hunderten winzigen Vögeln befallen und aus ebenso vielen Wunden blutend, eine Elfenwächterin stürzte zu Boden, von Ungeziefer befallen, die Angehörigen mehrerer Häuser des Hochadels bahnten sich rücksichtslos einen Weg durch die Massen, um so rasch wie möglich in Sicherheit zu gelangen ...
    Das Leittier der Grogs stieß einen Angst erregenden Schrei aus, der alle Wächter zurückweichen ließ. Alle - bis auf Epimos, in dessen kindliche Züge sich nun etwas Ernsthaftes schlich.
    Der Kindswächter kannte keine Angst. Er ging stur auf das Grog-Rudel zu. Er hatte die Aufgabe, die Gesandte und Lirla sicher ins Innere des Weißen Hauses zu schaffen, und er würde diese Aufgabe erfüllen, komme, was wolle.
    Einer der halbwüchsigen Grogs war nicht mehr zu bändigen. Er stieß vor, wollte sich in seinem Blutdurst im Wächter verbeißen - und bekam dessen scharfe Klinge in die Flanke. An jener Stelle, an der die Körperpanzerung endete und in den nur schlecht geschützten Bauch überging.
    Der Grog jaulte laut auf, schnappte einmal gierig nach Epimos und erhielt für seinen Wagemut ein zweites Mal die Rechnung präsentiert. Der Wächter stach ihm mit einer Bewegung, die zu schnell erfolgte, um sie mit den Augen verfolgen zu können, in den Mund, spießte ihn auf und riss den sterbenden Grog mit einer erschütternden Leichtigkeit hoch in die Luft wie ein Huhn, das auf einem Bratspieß hing.
    Jetzt!, dachte Zoe, die sich der grausamen Faszination des mit äußersten Mitteln geführten Kampfes nicht entziehen konnte - und tatsächlich attackierte nun der Rest des Rudels. Das Leittier hielt sich weiterhin im Hintergrund und knurrte Anweisungen, während seine Weibchen, der ältere Einzelgänger und die Jungtiere über Epimos herfielen. Sie taten dies mit beachtlichem Geschick und Intelligenz - und mussten dennoch einige Treffer des Wächters hinnehmen. Er schlitzte sie seitlings auf, traf sie an den ungeschützten Dreiecksschnauzen, hackte da eine Pfote ab und dort ein ganzes Bein ...
    Doch die Übermacht war zu groß. Epimos ging zu Boden. Er lachte dabei. Hieb weiter um sich, mit glänzenden Augen, von Blut bedeckt. Er verschwand unter den Grogs; irgendwie schaffte er es ein letztes Mal, sein Schwert hochzureißen und ein Weibchen aufzuschlitzen, bevor die Bewegungen seines Arms langsamer wurden und er verschwand wie ein Schiff, das im Ozean unterging.
    Sechs Grogs hatten den Kampf überlebt. Sie näherten sich Zoe und kreisten sie ein. Ein Halbwüchsiger schnappte blitzschnell nach ihrer Hand, packte sie - und hielt sie liebevoll in seinem Maul, als wollte er mit ihr spielen.
    »Lasst die Gesandte in Ruhe!«, schrie Extevirra. Sie stürzte herbei, Schriftstücke unter den Arm geklemmt, die von Exerzitien gemäß ihrem Götterglauben kündeten. Wütend hieb sie damit auf den vordersten Grog ein, als könnte sie ihn mit den Papierrollen ernsthaft gefährden. Sie war so voller Wut und voller Überzeugung der Richtigkeit ihres Tuns, dass sie gar nicht in Betracht

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