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Schattenmacht

Schattenmacht

Titel: Schattenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Orte, an denen er gern gewesen war. Ich habe über Radio und Fernsehen nach ihm suchen lassen. Sein Bild hing in den Schaufenstern aller Läden und auch auf den Rückseiten vieler Lastwagen. Aber ich habe nichts gehört…«
    »Scott hat ihn gesehen«, murmelte Jamie. »Als du mir das Foto gezeigt hast. Er hat gesagt, dass Danny auf dich wartet.«
    Alicia nickte. »Ich weiß. Das ist die erste Neuigkeit, die ich seit seinem Verschwinden gehört habe.« Sie schluckte. »Das war das erste Mal, dass jemand angedeutet hat, dass er noch am Leben sein könnte.«
    Sie zwang sich fortzufahren.
    »Zwei Wochen vor Weihnachten habe ich eine Entscheidung getroffen. Die Polizei wusste nicht, wo sie noch nach ihm suchen sollte. Aber ich wollte nicht aufgeben. Also habe ich meinen Job gekündigt und angefangen, selbst nach Danny zu suchen. Es gibt viele Organisationen, die sich um vermisste Kinder kümmern, und ich habe zu allen Kontakt aufgenommen. Ich habe Flugblätter verteilt. Ich habe das Internet durchforstet. Weißt du, wie viele vermisste Kinder dort täglich in den Listen auftauchen? Ich habe angefangen, Namen, Gesichter, Zeiten und Orte zu vergleichen. Ich habe alle Fälle katalogisiert, die im letzten Jahr gemeldet wurden. Ich habe die Eltern angerufen und mit ihnen gesprochen.
    Zu meiner Überraschung zeigte sich ein Muster. Anfangs ergab es keinen Sinn, und ich dachte schon, ich bilde mir etwas ein. Aber ich habe schnell gemerkt, dass es stimmten musste. Es gab einen Zusammenhang. Und er hat mich zu dir geführt.
    Ich habe nämlich festgestellt, dass viele der Kinder, die in den letzten sechs Monaten verschwunden sind, etwas Besonderes waren. Was ich damit meine? Ich spreche von Kindern mit besonderen Fähigkeiten. Jamie, ich will nicht lange drum herum reden. Es waren Kinder mit paranormalen Fähigkeiten. Ich weiß, dass das verrückt klingt. Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, und da sollte man eigentlich nicht mehr an solche Dinge glauben, aber es gibt einen eindeutigen Zusammenhang…«
    Alicia stand auf und ging zur Couch. Sie öffnete eine Aktentasche und holte einen Hefter heraus. Eines der Dokumente daraus legte sie Jamie vor. Es war ein Zeitungsausschnitt, der einen ernst aussehenden Jungen mit einem Bürstenschnitt zeigte. Die Schlagzeile lautete:
     
    JUNGE SIEHT KATASTROPHE VORAUS.
     
    Die Story war wenig überzeugend. Anscheinend hatte ein elfjähriger Junge namens Jack Pugh, der auf einer Farm in Kentucky lebte, einen Traum gehabt und seine Eltern danach gewarnt, dass die örtliche Kirche abbrennen würde. Zwölf Stunden später war die Kirche vom Blitz getroffen worden und niedergebrannt. Glücklicherweise hatte es keine Verletzten gegeben.
    »Sechs Wochen nachdem dieser Artikel erschienen ist, verschwand Jack«, sagte Alicia und holte einen zweiten Zeitungsausschnitt hervor.
    Diesmal war es ein Mädchen. Ihr Name war Indigo Cotton, und ihre Geschichte hatte im Miami Herold gestanden. Offenbar konnte sie Löffel verbiegen und Uhren anhalten, indem sie sie nur ansah. In der Zeitung war auch ein Bild von ihr, wie sie sich gegen eine altmodische Standuhr lehnte. Die Uhr war genau um zwölf stehen geblieben, und dem Bericht zufolge hatte sie sie angehalten.
    »Sie ist ebenfalls verschwunden«, sagte Alicia. »Zwei Monate nachdem dieser Artikel gedruckt wurde.«
    Sie zog weitere Ausschnitte aus dem Hefter hervor. Da war ein Junge, der es geschafft hatte, fünf Mal die Gewinner beim Pferderennen vorauszusagen. Ein anderer, durch den alle Glühbirnen seiner Schule auf einmal durchgebrannt waren, ohne dass er sich bewegt hatte. Ein Mädchen, das mit Geistern sprach. Ein autistischer Junge, der die Namen von Leuten schon kannte, bevor sie ihm vorgestellt wurden. Ein weiteres Zwillingspaar, das gewissermaßen in der Gedankenwelt des anderen lebte.
    »Die sind alle verschwunden?«, fragte Jamie.
    »Ein Dutzend von ihnen in nur sechs Monaten. Das hört sich vielleicht nicht viel an, und natürlich sind auch unzählige andere Kinder verschwunden. Aber das hier ist etwas vollkommen anderes. Für mich ist es eindeutig, dass jemand diese Kinder gezielt ausgesucht hat.«
    »Hast du das der Polizei gesagt?«
    »Nein.« Alicia setzte sich wieder. »Lies doch die Artikel. Alle Storys werden mehr oder weniger ins Lächerliche gezogen. Ich meine… ein Mädchen, das Löffel verbiegt? Ein anderes, das mit Geistern spricht?
     
    GEHEIMNISVOLLE KRÄFTE.
    MÄDCHEN PLAUDERT MIT DEM JENSEITS.
     
    Du siehst es doch selbst.

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