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Schattenmacht

Schattenmacht

Titel: Schattenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Als diese Kinder verschwanden, hat man das natürlich sehr ernst genommen. Aber ihre übersinnlichen Fähigkeiten spielten keine Rolle mehr. Das war nicht mehr wichtig. Es wurde meistens nicht einmal erwähnt.«
    Jamie dachte kurz nach. Dann wurde ihm plötzlich etwas klar. »Und was war mit Daniel?«
    Alicia nickte. »Auch über ihn gab es einen Zeitungsartikel«, sagte sie. »Eigentlich wollte ich nicht, dass er erscheint, und ich habe mich sehr darüber geärgert. Aber Tatsache ist, dass auch mit Danny merkwürdige Dinge passiert sind. Er hatte diese Vorahnungen. Es waren keine Träume, nur Gefühle. Einmal hat er mich davon abgehalten, in einen Zug zu steigen. Er war erst sechs und ziemlich hysterisch deswegen. Er hat Spielsachen herumgeworfen, und so habe ich schließlich nachgegeben. In dieser Verfassung konnte ich ihn nicht Maria überlassen. Also bin ich nicht gefahren, und weißt du, was passiert ist? Ein paar Tage später habe ich erfahren, dass in diesem Zug etwas Schreckliches passiert war. Ein Drogenabhängiger hatte jemanden erschossen. Hätte ich das sein können, wenn ich an diesem Tag gefahren wäre? Ich weiß es nicht…
    Aber Danny hat so etwas noch einmal gemacht, in der Schule. Er hat einen Jungen gewarnt, nicht nach Hause zu gehen. Am selben Nachmittag ist auf der Hauptstraße ein Bus ins Schleudern geraten und in die Hauswand gerast. Das obere Stockwerk ist komplett eingestürzt. Natürlich hat die ganze Schule darüber geredet, und eine Lokalzeitung hat Wind davon bekommen…« »Und du glaubst, dass es jemand gelesen hat«, sagte Jamie.
    »Ja. Ich glaube, dass es jemand gelesen hat und dass Danny entführt worden ist, weil er diese besondere Fähigkeit hat. Die letzten Monate habe ich damit verbracht, die Zeitungen nach Kindern wie dir zu durchsuchen. Ich dachte, wenn wirklich jemand Jagd auf Kinder mit übersinnlichen Fähigkeiten macht, kann ich ihm vielleicht zuvorkommen und herausfinden, wer es ist und wo er meinen Jungen hat.
    Jetzt weißt du, warum ich nach Reno gekommen bin. Ich habe zufällig einen Artikel in einer Zeitschrift entdeckt, in dem über zwei Jungen berichtet wurde, die eine Gedankenleser-Nummer vorführen. Der Reporter schrieb, dass er euch zwei Mal gesehen hat und nicht herausfinden konnte, wie euer Trick funktioniert. Also kam ich her, um mir selbst einen Eindruck zu verschaffen…«
    »Du bist genau im richtigen Augenblick gekommen«, sagte Jamie.
    »Ich konnte es nicht fassen, als diese Männer euch mit Betäubungspfeilen und echten Kugeln beschossen haben.« Einen Moment lang leuchteten Alicias Augen auf, und sie konnte die Aufregung in ihrer Stimme nicht verbergen. »Das beweist, dass ich mit meiner Vermutung recht habe. Da draußen ist jemand, der besondere Kinder jagt. Sie haben deinen Bruder, und wo immer sie ihn hingebracht haben… vielleicht ist Danny auch dort.«
    »Eine Sache verstehe ich nicht«, sagte Jamie. »Wenn wirklich jemand Kinder mit besonderen Fähigkeiten entführt – welchen Zweck sollte das haben?«
    »Es könnten die Regierung, die CIA oder etwas in der Art sein. Überleg doch mal – wenn du wirklich die Gedanken anderer Leute lesen könntest, wärst du doch die perfekte Waffe. Du könntest als Spion arbeiten. Du könntest alles Mögliche machen!«
    »An solches Zeug glauben die doch gar nicht.«
    »Natürlich glauben sie daran, Jamie. Sie geben jedes Jahr Millionen Dollar für die Erforschung des Paranormalen aus. Und es gibt bedeutende Unternehmen, die Programme für diese besonderen Kinder und ihre Eltern entwickelt haben. Mit einem von ihnen bin ich sogar in Kontakt getreten, weil ich dachte, dass sie mir helfen könnten.«
    »Welches war das?«
    Alicia stellte ihr Bier ab. »Es ist ein riesiger multinationaler Konzern, der auf den unterschiedlichsten Gebieten tätig ist. Kommunikation, Krankenversicherungen, Sicherheitsdienste, Energie… und so ziemlich alles andere. Sie haben auch eine Abteilung, die sich mit der Erforschung von paranormalen Phänomenen beschäftigt.« Sie verstummte kurz. »Es waren die Leute, die hinter euch her waren«, sagte sie. »Der Name des Konzerns ist Nightrise. «

EIN NORMALER TAG IM BÜRO
    Der Konferenzraum lag im sechsundsechzigsten Stock von The Nail – so hieß der neueste und spektakulärste Zuwachs von Hongkongs Skyline. Das Hochhaus mit den verspiegelten Glasfenstern sah von Weitem tatsächlich aus wie ein riesiger Nagel, der mitten ins Herz der Stadt geschlagen worden war.
    Im Konferenzraum

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