Schattenmacht
schlägt sich besser als erwartet, aber bisher ist es uns nicht gelungen, Trelawny ernsthaft zu schaden.«
»Wahlwerbung?«
»Sir, wir haben Werbespots geschaltet, die andeuten, dass Trelawny in der Verbrechensbekämpfung und bei der Einwanderung zu weich ist. Wir haben behauptet, dass er ein Feigling und ein Lügner ist. Es ist uns sogar gelungen, ein paar Zeitungsartikel zu platzieren, in denen angedeutet wird, dass er schwul sein könnte. Aber nichts davon konnte ihm schaden. Aus irgendeinem Grund mögen die Leute ihn, und im Moment liegen er und Charles Baker gleichauf.«
»Baker muss gewinnen. Ein anderes Ergebnis darf es nicht geben. Trelawny darf auf keinen Fall Präsident werden.«
»Nun, Sir, abgesehen von einem Attentat auf John Trelawny wüsste ich nicht, was wir sonst noch tun sollen.«
»Mr Simms, ich denke, Sie sollten alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
»Ja, Sir.«
Der Vorsitzende wandte sich einem Bildschirm zu seiner Rechten zu. »Bitte geben Sie jetzt Ihren Bericht ab«, sagte er.
»Natürlich, Herr Vorsitzender.«
Die Frau auf dem Bildschirm sah ihn direkt an. Mit der großen Brille, dem kurz geschnittenen grauen Haar und dem langen dünnen Hals erinnerte sie eher an eine Lehrerin als an eine Geschäftsfrau. Sie war schwarz gekleidet, und sie sprach von einem Büro in Los Angeles aus.
Ihr Name war Susan Mortlake.
»Ich habe sowohl gute als auch schlechte Nachrichten«, begann sie. »Unser PSI-Projekt läuft jetzt seit anderthalb Jahren, und es scheint, als hätten wir endlich den Durchbruch geschafft. Offenbar ist es uns gelungen, zwei der Torhüter zu finden.«
Das sorgte für Aufregung im Raum. Die körperlosen Köpfe auf den Bildschirmen drehten sich, obwohl sie einander nicht sehen konnten. Die beiden Angestellten, die das Protokoll führten, schrieben fieberhaft mit. Einer von ihnen blätterte eine Seite um.
»Es ist noch zu früh, um absolut sicher zu sein«, fuhr die Frau fort. »Tatsache ist, dass wir Hunderte von Kindern beobachtet haben, die irgendeine übersinnliche Fähigkeit besitzen. Gedankenleser, Feuerkinder, Hellseher… alles, was jenseits der Normalität liegt. Rund die Hälfte von ihnen war natürlich Zeitverschwendung. Ein paar sind weggezogen, bevor es uns gelungen ist, sie aufzuspüren. Aber die anderen… wir sind im Besitz von sechzehn der vielversprechendsten Subjekte und stellen zurzeit in unserer Anlage in Silent Creek Experimente an. Mittlerweile sieht es aber so aus, als wären unsere Bemühungen verschwendete Zeit gewesen. Wir haben einen der Torhüter in unserer Gewalt. Dessen bin ich mir sicher. Bisher konnten wir zwar erst eine kurze Untersuchung vornehmen, aber es ist jetzt schon eindeutig, dass seine Kraft viel größer ist als alles, was wir bisher hatten.«
»Warum haben Sie nur einen von ihnen?«, fragte der Vorsitzende.
»Das ist die schlechte Nachricht, Herr Vorsitzender.« Susan Mortlake verstummte kurz. »Die zwei Jungen – Scott und Jamie Tyler – haben eine Gedankenleser-Nummer in einem Theater in Reno vorgeführt. Es war ihr Vormund, der Produzent der Show, der uns auf sie aufmerksam gemacht hat. Er war nur zu gern bereit, sie uns gegen Bares zu überlassen, aber wir hatten natürlich von Anfang an die Absicht, ihn zu töten. Das ist auch geschehen. Ich habe eine recht einfache Operation zur Gefangennahme der Jungen geplant, aber leider ist dabei etwas schiefgegangen. Vielleicht ist ihre Kraft größer, als wir dachten. Jedenfalls wussten sie, dass wir kommen würden, und einer der beiden – Jamie – konnte fliehen.«
»Wo ist er jetzt?«
»Das wissen wir nicht. Meine Agenten haben berichtet, dass ihm eine Frau mit einem silberfarbenen Wagen zur Flucht verholfen hat, aber sie waren nicht in der Lage, sich ihr Kennzeichen zu notieren. Es ging alles viel zu schnell, und es war dunkel. Ich gehe jedoch davon aus, dass sie die Situation jetzt unter Kontrolle haben.«
»Inwiefern?«
»Wir haben den Produzenten erschossen, einen Mann namens Don White. Er lebte mit einer Frau zusammen, Marcie Kelsey. Wir haben sie mit derselben Waffe erschossen und dann unsere Kontakte zur Polizei von Nevada genutzt, um eine falsche Fährte zu legen. Jamie Tyler wird jetzt wegen der beiden Morde gesucht, und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis er festgenommen wird. Und dann haben wir ihn.«
Susan Mortlake klang zuversichtlich, aber der Vorsitzende war nicht sonderlich beeindruckt. »Ihre Agenten haben diesen Jungen entkommen lassen. Und
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