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Schattenmacht

Schattenmacht

Titel: Schattenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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obwohl ihre Augen ihren Schmerz verrieten. »Ich habe erfahren, was ich wissen wollte«, sagte sie. »Danny lebt. Und er ist in den Fängen von Nightrise. Bisher war es nur ein Verdacht, aber jetzt ist es eine Tatsache. Und das bedeutet, dass ich jetzt weiß, was ich zu tun habe.«
    Sie fuhr wieder los. Jamie sah zurück. Die Sonne schien, und das Bürohaus mit der Nightrise Corporation sah nicht anders aus als alle anderen, die es umgaben.

EIN EINFLUSSREICHER FREUND
    Die Polizei hatte das Carlton Hotel am Wiltshire Boulevard südlich von Beverly Hills weiträumig abgesichert. Jamie hatte inzwischen den Eindruck gewonnen, dass Los Angeles kein Zentrum hatte, sondern sich einfach von einem Distrikt zum nächsten ausbreitete… aber wenn die Stadt eine Geldbörse hatte, dann bewahrte sie diese eindeutig hier auf. Jamie hatte noch nie so viele teure Läden und Boutiquen auf einmal gesehen. Alle Schaufenster waren voll mit Uhren, Schmuck und Fünftausend-Dollar-Anzügen.
    Das Carlton war ein altmodisches Gebäude mit fünfzehn Stockwerken, das einen ganzen Block einnahm. Als Alicia und Jamie vorfuhren, stand sofort ein Dutzend Bedienstete in grauen Fräcken bereit, um ihnen beim Aussteigen zu helfen und dann den Wagen in die Tiefgarage zu bringen. Doch die Zahl der Angestellten wurde noch von den Geheimdienstleuten übertroffen, die ihre eigene Uniform hatten: schwarzer Anzug, weißes Hemd, Sonnenbrille und Knopf im Ohr. Für Jamie wirkten sie fast lächerlich, wie aus einem Zeichentrickfilm. Aber vielleicht war das Absicht. Sie sollten die Tatsache betonen, dass das Hotel geschützt war.
    Senator John Trelawny war hier für vierundzwanzig Stunden abgestiegen, bevor er seine Rede im Kongresszentrum hielt. Er hatte für die eine Nacht den gesamten fünfzehnten Stock bekommen. Bis zur Wahl waren es nur noch fünf Monate, und zu seinem Wahlkampfteam gehörten fast hundert Personen, unter ihnen Medienberater, politische Ratgeber, Redenschreiber, Statistiker, Privatsekretäre und noch mehr Sicherheitspersonal. Sie alle brauchten Zimmer, und für die Zeit ihres Aufenthalts waren alle Aufzüge in den fünfzehnten Stock blockiert. Um zum Senator vorgelassen zu werden, mussten Besucher sich ausweisen und bekamen dann eine Schlüsselkarte von den Geheimdienstleuten. Wer keine Einladung hatte, wurde nicht eingelassen.
    »Wird er uns empfangen?«, fragte Jamie auf dem Weg ins Hotel.
     
    Alicia nickte. »Ich muss ihn nur wissen lassen, dass wir hier sind…«
    Sie kamen in die riesige Hotelhalle, in der ein gigantischer Kronleuchter über einem runden, polierten Tisch hing. Jamie ertappte sich dabei, dass er mit offenem Mund diese Zurschaustellung von Reichtum anstarrte. Es war zu viel von allem. Zu viele elektrische Kerzen, zu viele Vasen mit Blumen, zu viele antike Uhren und Spiegel und Schaukästen mit Handtaschen, Schals und Schuhen. Und zu viele Leute. Es gab einen Tresen für den Portier und einen Empfangstresen, und überall waren Gäste. Wie im Berufsverkehr für Reiche, dachte Jamie. Etwas wie diese Hotelhalle hatte er noch nie gesehen.
    Alicia blieb stehen und schien nach jemandem zu suchen, den sie kannte. Ein paar Augenblicke später hatte sie ihn entdeckt. »Da!«, rief sie und ging los.
    Ein Mann stand neben einem Tisch in der Nähe der Aufzüge. Er trug denselben dunklen Anzug und das weiße Hemd wie die anderen Geheimdienstleute, aber er hatte dazu einen leuchtend bunten Schlips umgebunden, als wollte er darauf hinweisen, dass er eigentlich nicht zu ihnen gehörte. Aber auch bei ihm ringelte sich der verräterische Draht hinter dem Ohr heraus, und er machte offensichtlich denselben Job wie die anderen, denn er ließ seinen misstrauischen Blick immer wieder durch die Halle schweifen. Er war mindestens einsneunzig groß, hatte einen blonden Bürstenschnitt, blaue Augen, die ständig in Bewegung waren, und den Körper eines Gewichthebers. Seine Schultern waren gigantisch. Bestimmt war er früher Soldat oder Basketballspieler gewesen – oder vielleicht auch beides.
    Der Mann entdeckte Alicia und erkannte sie bereits, als sie noch zehn Schritte entfernt war.
     
    »Alicia!« Er begrüßte sie mit Namen, aber er wirkte eher überrascht als erfreut.
     
    »Wie geht es Ihnen, Warren?«
    »Oh, gut.« Er zog die Worte in die Länge. »Ich wusste nicht, dass Sie in Los Angeles sind.«
    »Bis vor ein paar Tagen wusste ich auch noch nicht, dass ich herkommen würde.«
    Warren hatte Jamie bemerkt, der ein paar Schritte hinter

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