Schattenmacht
Alicia zurückgeblieben war, um nicht im Weg zu sein. Er runzelte kurz die Stirn, und Jamie fürchtete schon, dass der Geheimdienstmann ihn erkannt hatte.
»Das ist ein Freund«, sagte Alicia. »Sein Name ist David.« An der Wand war ein Schaukasten mit einer Reklame für DavidoffZigarren. Jamie war klar, dass sie den falschen Namen von dort hatte, und er hoffte nur, dass es dem Sicherheitsmenschen nicht ebenfalls auffallen würde. Alicia drehte sich zu ihm um. »David, das ist Warren Cornfield.«
Warren nickte Jamie langsam zu und sah Alicia wieder an. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er.
»Ich möchte zum Senator.«
»Sie möchten zum Senator?« Cornfield lächelte, aber er war nicht gerade begeistert. »Sie wissen, dass das unmöglich ist, Alicia. Er spricht morgen zu zehntausend Menschen. Ich glaube kaum, dass er jetzt Zeit für Sie hat.«
So leicht ließ sich Alicia nicht abwimmeln. »Als ich gegangen bin, hat er gesagt, dass mir seine Tür immer offen steht.«
»Davon weiß ich nichts.«
»Warum fragen Sie ihn dann nicht?«
»Ich bin nicht sein Privatsekretär, Alicia. Das wissen Sie. Vielleicht sollten Sie ein andermal wiederkommen und einen Termin vereinbaren.«
Jamie konnte sehen, dass Alicia sich nur mit Mühe beherrschte. »Ich bin aber jetzt hier und möchte einen Termin, Warren«, zischte sie. »Und Sie haben recht. Sie sind nicht sein Privatsekretär. Warum rufen Sie also nicht Elizabeth an, die seine Privatsekretärin ist – dann kann sie John fragen, ob er mich empfängt.«
»Sie verschwenden Ihre Zeit.«
»Das werden wir sehen, nicht wahr?«
Alicia lächelte freundlich, aber Warren machte ein mürrisches Gesicht. Es passte ihm nicht, dass jemand so mit ihm redete, aber gegen Alicia kam er nicht an. Er drückte sich einen Finger ans Ohr und ging ein paar Schritte weg. Dabei sprach er in ein verstecktes Mikrofon. Für Außenstehende musste es aussehen, als führte er Selbstgespräche.
Alicia wandte sich wieder an Jamie. »Warren ist Johns persönlicher Sicherheitsoffizier«, erklärte sie. »Eigentlich soll er mit dem Geheimdienst zusammenarbeiten, aber die meiste Zeit tut er so, als wäre er dessen Chef. Wir haben uns nie besonders gut verstanden.«
»Das merkt man.«
»Es heißt, dass er früher bei der CIA war, bis man ihn gefeuert hat. Ich persönlich glaube…«
Alicia beendete ihren Satz nicht, weil Warren Cornfield zurückkam. Er sah jetzt so mürrisch aus wie ein bockiges Kind. »Er sagt, dass er Sie empfängt«, knurrte er.
»Danke, Warren.«
»Für Sie immer noch Mr Cornfield. Schließlich sind Sie kein Teil des Teams mehr.«
Er schnippte mit den Fingern wie ein empörter Hotelgast, der einen Drink bestellen will. Einer der jüngeren Geheimdienstmänner kam angerannt. »Bringen Sie diese beiden Personen nach oben«, befahl er.
»Ja, Mr Cornfield.«
Alicia lächelte ihn an und ging mit Jamie zum Fahrstuhl. Der Sicherheitsbeamte steckte einen Schlüssel ins Schloss und drückte den Knopf für den fünfzehnten Stock. Die Türen glitten zu. »Sind Sie Freunde des Senators?«, fragte er.
»Ich habe für ihn gearbeitet«, sagte Alicia.
»Er ist ein guter Mann«, fuhr der Sicherheitsmann fort. »Vielleicht wähle ich ihn sogar. Dieser Charles Baker ist ein Idiot…«
Als der Lift ankam, wurden sie bereits von einem Mann mit silbergrauen Haaren erwartet. Er trug zwar einen Anzug und ein Hemd, aber keinen Schlips. Warren musste ihn von unten angefunkt haben. Der Mann erkannte Alicia sofort. »Meine Liebe, wie schön, Sie zu sehen. Wie geht es Ihnen?« Er hatte einen irischen Akzent.
»Die Freude ist ganz meinerseits, Patrick. Wetten Sie immer noch auf Pferde?«
»Natürlich. Und ich verliere – wie immer.«
»Das ist ein Freund von mir.« Sie deutete auf Jamie, erwähnte seinen Namen aber nicht. »Patrick organisiert Johns Wahlkampf in Kalifornien.«
»Freut mich, dich kennenzulernen.« Patrick lächelte, und Jamie fand ihn sofort sympathisch. Jamies Auftauchen schien ihn zwar zu erstaunen, aber er stellte keine Fragen. »Der Senator hat leider nicht viel Zeit für Sie, Alicia«, sagte er, als er sie durch den Hotelflur führte. »Er steht ziemlich unter Druck.«
»Wie hält er sich?«, fragte Alicia.
»Er macht seinen Job großartig. Ich wünschte nur, es wäre nicht so verdammt knapp…«
Am Ende des Flurs war eine große Doppeltür, vor der ein weiterer Geheimdienstler Wache hielt. Patrick zeigte einen Ausweis vor und führte Alicia und Jamie in einen großen
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