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Schattenmacht

Schattenmacht

Titel: Schattenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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zurückverfolgen. Attentate waren eine schmutzige und gefährliche Sache. Sie waren immer nur der allerletzte Ausweg.
    Doch Susan Mortlake war zuversichtlich.
    »Stellen Sie sich vor, Trelawny würde von einem seiner engsten Vertrauten erschossen«, sagte sie. »Jemand, der absolut keine Verbindung zu uns hat. Er würde sofort gefasst werden, könnte seine Tat nicht erklären und würde den Eindruck vermitteln, einen schweren Nervenzusammenbruch erlitten zu haben. Niemand hätte Zweifel an seiner Schuld. Er würde angeklagt, verurteilt und hingerichtet werden. Es gäbe keine weiteren Ermittlungen. Trelawny wäre tot, und das war’s. Zweifellos würde die Opposition einen anderen Kandidaten aufstellen, aber dafür ist es natürlich zu spät. Charles Baker würde seine tiefe Betroffenheit zum Ausdruck bringen. Er könnte auch zur Beerdigung gehen. Seine Umfrageergebnisse würden in den Himmel schießen, und niemand könnte ihn mehr daran hindern, der nächste Präsident der Vereinigten Staaten zu werden.«
    »Können Sie das erreichen?«, fragte der Vorsitzende.
    »Ja, Herr Vorsitzender, das kann ich.«
    Der Vorsitzende dachte kurz nach. Aber er kannte Susan Mortlake gut genug, um zu merken, dass ihre Zuversicht nicht nur gespielt war.
    »Dann tun Sie es«, sagte er und legte auf.
    Er griff wieder nach dem Schwenker mit dem wertvollen Cognac, betrachtete seine Farbe und ließ ihn im Glas kreisen. Die Alten brauchten Zeit. Vor allem aber brauchten sie eine Welt, die bereit war, die Dinge auf ihre Art zu erledigen. Er war überzeugt davon, dass Charles Baker der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein würde. Er lächelte und hob das Glas an seine Lippen. Im letzten Moment entschied er sich jedoch um und kippte den Rest aus dem Glas in eine Topfpflanze. Teurer Dünger.
    Er stand auf und verließ sein Büro.
     
    New York
    Der Wagen von John Trelawny hielt vor einem vornehmen Wohngebäude am Südende des Broadway. Zwei Männer waren bei ihm. Der Fahrer war wie immer ein Beamter vom Geheimdienst. Trelawny wusste, dass er bewaffnet war und ständigen Kontakt zu seinem Team im zweiten Wagen hielt, der vermutlich nur ein paar Hundert Meter hinter ihnen war. Neben Trelawny saß Warren Cornfield. Sein persönlicher Leibwächter war so groß und breit, dass für den Senator kaum noch Platz auf der Rückbank blieb, aber daran hatte sich Trelawny in den letzten Monaten gewöhnt. Seit dem Tag, an dem er als Präsidentschaftskandidat nominiert worden war, hatte er sich an einiges gewöhnen müssen – unter anderem auch daran, niemals allein zu sein.
    »Ich brauche eine Stunde«, sagte er und wollte aussteigen. »Ich werde Sie begleiten, Sir«, verkündete Cornfield. Trelawny zögerte. Diese Diskussion hatten sie bestimmt schon
    hundert Mal geführt. Cornfield machte nur seinen Job – und er machte ihn gut, das musste Trelawny zugeben. Er wünschte nur, dass ihm sein persönlicher Leibwächter ein wenig sympathischer wäre. »Schon gut, Warren«, sagte er. »Dieses Apartmenthaus hat seinen eigenen Sicherheitsdienst, und niemand weiß, dass ich hier bin. Ich werde mit einer alten Freundin zu Mittag essen, und Sie werden mir sicher nicht einreden wollen, dass sie ein Sicherheitsrisiko darstellt.«
    Schließlich fanden sie einen Kompromiss. Cornfield begleitete ihn ins Foyer, ließ ihn aber allein in den Fahrstuhl steigen. Manchmal fragte sich Trelawny, ob all diese Vorsichtsmaßnahmen wirklich nötig waren, aber wahrscheinlich brauchte es nur einen Verrückten mit einer Waffe, um zu beweisen, dass sie es tatsächlich waren. Und in Amerika war es wirklich kinderleicht, an eine Waffe zu kommen. Das war auch etwas, das er ändern wollte, falls…
    Er spürte kaum eine Bewegung, als der Fahrstuhl mit ihm in den siebten Stock sauste. Die Besitzerin der Wohnung ganz oben erwartete ihn und hatte den Lift entsprechend programmiert. Trelawny dachte an die Frau, die er besuchen würde. Sie kannten sich schon fast ihr ganzes Leben, auch wenn er sich eingestehen musste, dass sie relativ wenig voneinander wussten. Sie war sehr reich. Sie hatte mit der Herstellung und dem Vertrieb von preiswerten Computern für Schulen, Krankenhäuser und Jugendclubs ein Vermögen gemacht. Sie hatte seine Kampagne von Anfang an unterstützt und an der Ost- und der Westküste Spenden für seinen Wahlkampf gesammelt. Das Merkwürdige war, dass er Nathalie Johnson mehr vertraute als jeder anderen Frau der Erde, sogar mehr als seiner eigenen Ehefrau.

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