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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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wird ein Junge?«, fragte er freudig.
    »Ich war heute noch mal beim Ultraschall.«
    Dass sie lächelte, konnte er nicht erkennen.
    »Es gibt keinen Zweifel mehr. Du bekommst einen Sohn.«
    Martin ließ sich wieder auf sein Kissen herabsinken und kuschelte seinen Kopf auf Catherines Schulter. Zärtlich legte er seine Hand auf ihren Bauch, fühlte darin ein Zucken und meinte, ein Beinchen seines Sohnes zu spüren.
    »Ich versprech’s dir. Ich bin vorsichtig. Ich werde nichts tun, was uns gefährdet.« Ein wohliges Atmen schien von einer Entspannung seiner Verlobten zu zeugen. Er kroch noch weiter zu ihr unter die Decke und ließ seine Hand den Bauch aufwärts wandern. »Darf man im siebten Monat eigentlich noch Sex haben?«
    Sie wandte ihren Kopf zu ihm. Ihre Stimme hatte sich verändert. Sie war wieder weicher geworden. »Prinzipiell bis kurz vor der Entbindung. Babys mögen es, wenn sich ihre Eltern lieb haben.«
    »Na dann.« Martin zog den frischen Pyjama wieder aus. Sie liebten sich, vorsichtig und zärtlich, und doch überschattete ein Gedanke die wundervolle Vereinigung. Die Worte von Jerome hallten in seinem Kopf nach: ›Und denk daran, heute Abend auf dein Konto zu schauen. Nichts ist so, wie es scheint.‹
    Es ärgerte Martin, dass es Jerome verstand, sich sogar in sein Bett zu schleichen, und er versuchte, die Gedanken beiseitezuschieben. Dieser Versuch blieb jedoch erfolglos und so kroch er, sobald Catherine in seinen Armen eingeschlafen war, aus dem Bett heraus, zog sich leise an und schaltete den Rechner im Büro an.
    Schnell tippte er die Kontonummer und Pin ein. Zeitgleich blinkte an einem anderen Ort in Hamburg ein Lämpchen und ein feiner Summton erschien. Der Empfänger wusste, was zu tun war.
    Martin loggte sich ein und wählte im Menü den Unterpunkt ›Umsätze‹. Erwartungsgemäß fand er dort alle Einträge, die er schon kannte: Abbuchungen und Daueraufträge, die er eigens angelegt hatte, Lastschriften von Catherines Einkäufen. Tankstellenbelege und vieles mehr. Er klickte auf Kontostand und erstarrte. Dort fand er eine Summe, derentwegen er die übermüdeten Augen reiben musste. Spielten ihm seine Sinne einen Streich oder las er dort tatsächlich eine astronomisch hohe Summe, von der er nicht wusste, welche Beziehung sie zu seinem Konto haben sollte? Es hatte keine Überweisung stattgefunden und doch las er eine siebenstellige Zahl unten am Rand seines Kontostandes. Mit dieser Summe könnte er mit allem Schluss machen. Ohnehin ermöglichte ihm das Gehalt von Emilie Braun einen gehobenen Lebensstil. Auf das Beamtengehalt hätte er schon jetzt verzichten können, doch mit dieser Summe könnten sie ganz neu anfangen, vielleicht in wärmere Gefilde auswandern, in ein Land, in dem es keine Serienkiller gäbe, falls denn solch ein Land überhaupt existierte.
    Martin loggte sich aus und klappte den Laptop zu, zog das Netz- und das Stromkabel ab. Er wusste, dass dieses Geld nicht real war. Es ist nicht so, wie es scheint, hatte Jerome zu ihm gesagt. Nur wie, um alles in der Welt, war so etwas möglich? Auf seinem Kontostand war eine Summe abgebildet, so hoch, so irreal, dass es ihn nicht nur verwirrte. Es ärgerte ihn, weil er begriff, wie fragil das ganze System war, das er kannte. Konnte so mir nichts, dir nichts ein durchgeknallter Hacker Kontostände verändern? Waren Bankdaten kein Geheimnis mehr? Konnte jeder, wie er wollte, in jede virtuelle Bank einbrechen, wie es ihm gefiel? Martin wollte die Befürchtungen nicht zu Ende spinnen. Ganze Staatssysteme würden ins Wanken geraten, sollte es so einfach sein, dass es keine Privatsphäre mehr gab.
    Keine Geheimnisse mehr gegenüber jedermann.
    Absolute Transparenz, auch für Terroristen.
    Martin strich sich das Haar aus der Stirn und stand von seinem Schreibtischstuhl auf. Er schlich zurück unter seine Bettdecke. Eine Restwärme erwartete ihn, nahm ihn gefangen und hüllte ihn ein in eine Scheinwelt der Geborgenheit.

Kapitel 25
    Juni 2011, Lüneburg

    Am späten Nachmittag des Folgetages stand Martin Pohlmann ein weiteres Mal an der verabredeten Stelle und wartete auf den Wagen seines Informanten. Er sah sich zu allen Seiten hin um, mehrfach. Die Stadt wurde von vielen Touristen besucht und es herrschte reger Verkehr. Eine Vielzahl von Gesichtern, die er nicht kannte. Gesichter, die in alle Richtungen schauten, gelegentlich auch mal zu ihm. Den parkenden schwarzen Wagen am Straßenrand nahm er nicht wahr, auch nicht, dass ein Mann hinter dem

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