Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
als überflüssigen Luxus bezeichnen würden, und ich gewöhnte mich daran. Ich wollte nicht mehr ohne Luxus leben, also musste ich das Spiel mitspielen. Und dann kam die erste Einladung zu einem Bilderbergertreffen. Ich hatte absolut keine Ahnung von diesen Treffen, ich kannte noch nicht einmal diesen Namen. Ich fühlte mich natürlich geehrt und geschmeichelt. Anfangs wunderte ich mich über die strengen Sicherheitsvorkehrungen, die dafür eigens getroffen wurden. Geld schien absolut keine Rolle zu spielen. Nicht im Geringsten. Ein ganzer Hotelkomplex wurde für einige Tage angemietet und weiträumig abgeriegelt. Ich lebte damals in einem Kloster und wurde von einer schwarzen Limousine mit abgedunkelten Scheiben abgeholt. Es mangelte mir an nichts. Ich bekam während der Fahrt Erfrischungen, hätte Champagner trinken können, mich mit Kaviar und allen feinsten kulinarischen Genüssen verwöhnen lassen können, die du dir nur vorstellen kannst. Das Großartigste für mich aber waren die Menschen, denen ich vorgestellt wurde. Ich wurde auf eine Stufe gestellt mit hochrangigen Politikern, Regierungspräsidenten, Außenministern und dem reichsten Mann der Welt.«
»Rockney.«
Alois nickte. »Ein perfekter Gentleman. Manieren vom Allerfeinsten. Völlig normal geblieben, zumindest rein äußerlich. Später merkte ich dann, dass alles nur Fassade ist. Die, die viel Geld haben, wollen ihren Reichtum unter allen Umständen schützen. Er ist ihr Lebensinhalt. Sie tun alles dafür, ihn nicht nur zu schützen, sondern ihn nach Kräften zu mehren. Nicht nur Gewinnoptimierung, sondern Maximierung.«
»Worüber solltest du sprechen?«
»Tja, schwer zu sagen. Zunächst wunderte ich mich darüber, dass ich meine Vorträge nicht selbst ausarbeiten durfte, sondern fertige Manuskripte vorgelegt bekam. Ich war jemand, dem man zuhörte, dem man Vertrauen schenkte. Also legte man mir Vorträge vor, die einen gewissen Zweck erfüllten. Nämlich den, die Teilnehmer in dem zu bestärken, was sie taten, ihnen jegliche Zweifel zu nehmen. Ich sollte derjenige sein, der ihnen Absolution erteilte. Das Verrückte daran war, dass es unglaublich lange gedauert hat, bis ich merkte, was dort gespielt wurde. Ich befand mich in einem Rausch der Selbstbeweihräucherung, der Lobhudelei und der Geltungssucht. Ich bekam mehr Anerkennung, als gut für mich war.«
»Meine Güte. Man kann es sich fast nicht vorstellen, dass es so etwas gibt.«
»Jeder, der an diesen Sitzungen teilnimmt, trägt einen großen Profit davon. Zum einen natürlich eine große Portion Prestige und Profilpflege, zum anderen aber auch reale Vorteile in der Zeit nach einem Treffen der Bilderberger. Auf diesen Meetings wird der Boden für zukünftige Kanzler und Regierungschefs bereitet. Andere wiederum werden ihrer Posten enthoben, tragen aber, rein merkantil betrachtet, keinen Schaden davon. Sie bekommen Beratungsposten bei namhaften Unternehmen mit Spitzengehältern, meistens höhere als zu ihrer aktiven Zeit als Politiker. Wirklich Mächtige bleiben mächtig, ganz gleich, welches Amt sie bekleiden.«
»Gibt es einen inneren Kern, der das Ganze leitet? Wer ist der Chef, wenn es denn einen gibt?«
»Es gibt tatsächlich einen Inneren Kreis, das sogenannte Steuerungskomitee. Dazu gehören natürlich Daniel Rockney, Henry Wirringer und einige andere. Sie entscheiden, wer eingeladen wird, sie üben die Kontrolle aus und haben die letztendliche Macht.«
»Gib mir ein Beispiel, wie sich diese Macht auswirkt.«
Alois kraulte sich den Bart. Feine Schuppen rieselten hervor. Er nickte.
»Zum Beispiel wurde 1973 in Salsjöbaden in Schweden eine weltweite Ölkrise erschaffen. Mit mir waren damals 84 Mitglieder anwesend, darunter keine geringeren als Prinz Reinhard, der den Vorsitz hatte, FIAT Manager, Top-Banker, Großindustrielle verschiedener Ölgesellschaften, Investment Banker von Lehman Brothers, natürlich Rockney, Baron Wilhelm de Reinschild und aus Deutschland Egon Bär als Außenminister, der damalige Bundesminister und spätere Bundeskanzler Gisbert Schmitt und viele andere, die mich heute keines Blickes mehr würdigen, aber dazu komme ich später. Na, jedenfalls war dieses Treffen mein letztes und ich bereue, dass ich nicht schon viel früher hinter die Machenschaften gekommen bin. Außerdem war der Druck noch zu groß, um aussteigen zu können.«
»Was war nun so Besonderes an dieser Konferenz?«
»Auf dieser Konferenz hat ein kleiner Kreis beschlossen, dass die OPEC als
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