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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Spürsinn waren längst erwacht, Eigenschaften, die Gefahr bedeuten könnten, wenn sie unbedacht eingesetzt wurden.
    Er blickte auf die Uhr. Es war halb acht und er beschleunigte seinen Gang. Catherine würde mit dem Essen zum wiederholten Male auf ihn warten. Dennoch war er heiter, beinahe beschwingt.
    Er ahnte nicht, dass ihn zu Hause eine Situation erwartete, die ihn an den Rand des Abgrundes bringen würde.
    Nach zwanzig Minuten zügigen Schrittes erreichte er seine Wohnung. Die Heiterkeit, die ihn noch Minuten zuvor erfüllt hatte, wich einer sonderbarer Unruhe. Die Tür des Schindler-Aufzugs wich zur Seite und er öffnete seine Haustür. Noch mit dem Blick auf den inneren Türgriff gerichtet, begrüßte er seine Verlobte.
    »Hallo, Schatz!«
    Er rechnete mit einer Standpauke und sang seine Begrüßung in freudigstem Ton. Er bekam keine Antwort. Er hängte die Jacke an die Garderobe, drückte die Klinke zum Wohnbereich herunter und noch auf der Schwelle dorthin brach die Welt, die er sich mühsam aufgebaut hatte, zusammen. Er sah Catherine auf dem unteren Treppenabsatz liegen, der Körper eigenartig verdreht, die Augen geschlossen. Aus Nase und Ohren trat eine wässrig-blutige Flüssigkeit aus. An ihrem Hals hatte sie eine feine Schnittwunde, nicht tief und nicht mehr blutend, wie von einem Ratscher. In medizinischen Dingen unerfahren, wagte er nicht, sie anzufassen, sie umzudrehen. Was, wenn er bei dem Versuch, sie aufzurichten, ihr Rückenmark zerriss? Er kannte nur vorsichtige Handgriffe, die man bei Motorradfahrern anwandte, die einen Unfall hatten. Die Verzweiflung trieb ihn dennoch und er versuchte, sie behutsam zu wecken.
    »Oh, mein Gott!«, entwich es ihm. »Schatz, wach auf. Komm, wach auf.« Pohlmann tätschelte die Wange, fasste an den Hals und fühlte dort einen schwachen Puls. Dann sprang er auf, riss das Telefon von der Basisstation und rief den Notarzt an. »Bitte kommen Sie schnell. Meine Frau ist die Treppe hinuntergestürzt und rührt sich nicht.« Eilig fügte er hinzu: »Sie ist im siebten Monat schwanger.«
    Wenige Minuten später erschienen drei Rettungskräfte: ein Arzt und zwei Sanitäter. Der Arzt überprüfte, ob sie noch am Leben war; er öffnete ihre Augenlider, leuchtete mit einer kleinen Lampe hinein, die Pupillen verengten sich. Er maß den Blutdruck, er war kritisch, aber offenbar nicht lebensbedrohlich. Warum sie nicht aufwachte, konnte er nicht erkennen. Immerhin war sie auf den Kopf gefallen. Er steckte die Ohrstecker des Stethoskops in die Ohren und legte die Membran auf ihre Brust über ihrem Herzen. Schwache Herztöne, aber gleichmäßig, waren vernehmbar. Dann hielt er das Gerät auf ihren Bauch, ertastete den Umfang, suchte etwas Lebendiges in ihrem Bauch, suchte einen weiteren Herzschlag. Er schüttelte zaghaft den Kopf, zog den Ärmel der Bluse ihres linken Armes hoch und legte eine Infusion an. Den Helfern gab er hektische Anweisungen, die Verletzte von der Treppe fortzuschaffen. Sie hoben sie vorsichtig zu dritt auf den Teppich, legten ein Kissen unter den Kopf.
    Martin stand neben der Szene und konnte nichts tun, außer still und verstohlen zu weinen. Nicht noch einmal, betete er und die Szenen vom Unfall seiner damaligen Verlobten waren präsent wie nie zuvor.
    »Wird sie wieder gesund?«, fragte er den Arzt, der sich bisher auf seine Arbeit konzentriert hatte.
    »Wir brauchen für eine sichere Diagnose erst ein EEG, Röntgen, Ultraschall für das Kind und eine Menge Sofortmaßnahmen, um herauszufinden, ob etwas gebrochen ist.«
    »Wird sie wieder gesund, hab ich gefragt.« Er hoffte inständig auf ein Ja.
    »Das kann ich Ihnen im Moment noch nicht sagen.«
    Martin bemerkte in den Augen des Arztes eine ehrliche Traurigkeit.
    »Ich glaube schon, aber ich finde keine Herztöne des Kindes. Wir müssen uns beeilen, dass sie ins Krankenhaus kommt.«
    Martin senkte wortlos den Kopf.

    Zu viert schafften sie Catherine in den Fahrstuhl, in dem sich eine hintere Tür öffnen ließ, um eine Trage transportieren zu können. Der Krankenwagen fuhr mit Blaulicht und Martinshorn ins nahegelegene städtische Klinikum Lüneburg. Martin setzte sich im Inneren des Transportwagens neben sie und hielt ihre Hand. Noch ging er davon aus, dass sie unachtsam gewesen und gestolpert war. Dass sie die schmale Stufe verfehlt hatte. Warum jedoch lag sie mit den Füßen zuoberst, mit dem Rücken nach unten? Nach einem normalen Sturz sah das nicht aus, das realisierte er flüchtig.
    Bis

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