Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Abhängigkeit gebracht haben. Bekannte Muster würden ausgespielt werden. Gut bezahlte politische Ämter winkten, die Leinen legten sich um die Hälse, was bedeutete da schon der Charme eines alten Seeortes.
Die Schranke an einem der Sicherheitszäune war geschlossen, als eine schwarze Limousine davor zum Stehen kam. Zwei Männer in Polizei-Uniformen standen bereit. Einer der beiden, zwischen 25 und 30 Jahre alt, breite Schultern, glattrasiertes, entschlossenes Kinn war mit einem Gewehr, einer Heckler & Koch PSG1, bewaffnet und demonstrierte Überlegenheit. Der andere, etwas älter, erfahren im Umgang mit hochrangigen Persönlichkeiten, trug eine Walther P 99 an seiner rechten Seite. Er hatte die Aufgabe, die um Einlass bittenden Ankömmlinge zu überprüfen, sie mit der Liste in Einklang zu bringen, wohlwissend, dass es Ausnahmen von dieser Liste gab.
Noch zwei Schritte trennten ihn von der Fensterscheibe, die surrend herabfuhr. Nun hieß es, Professionalität zu wahren.
Der Fahrer reichte nach einem freundlichen » Guten Morgen « die erforderlichen Ausweise. Der Beamte mit der P 99 nahm sie entgegen. Die Scheiben des Fahrzeuges im Fond wurden ebenfalls herabgelassen, so dass das Gesicht auf dem Dokument mit dem des Fahrgastes verglichen werden konnte. Ein Mr. John Clarke Mc Donnell stand nicht auf der Besucherliste, gehörte aber zum internen Kreis des Komitees. Ein weiteres Blatt hinter dem ersten bestätigte die unmittelbare Zugehörigkeit zum erlauchten Kreis der Privilegierten.
»Mr. Mc Donnell, herzlich willkommen in Heiligendamm. Ihr Erscheinen ist uns nicht angekündigt worden. Möchten Sie uns bitte über den Grund Ihres Besuches aufklären?«
»Nun, ich denke nicht, dass ich Ihnen darüber Rechenschaft ablegen muss, aber … gut. Ich bin mit Polizeipräsident Reinhard Schöller verabredet.« Mc Donnell sah auf die teure Uhr. »Er erwartet mich in exakt neun Minuten. Wir sind spät dran. Die Straßensperren, der Stau, Sie verstehen.«
»Ist es Ihnen recht, wenn ich Herrn Schöller von Ihrer Ankunft unterrichte?«
»Nein, das ist nicht erforderlich. Ich habe vor zwei Minuten mit Herrn Schöller telefonieren lassen.«
Der Beamte, der seine Pflicht tat, hielt noch immer den Ausweis in seiner Hand. Eigentlich war alles in Ordnung. Die Gesichter stimmten überein. Der Angereiste bemühte sich nach Kräften bester Deutschkenntnisse, wirkte überaus distinguiert, die kurzen rötlichen Haare glänzten in der Sonne, eine zierliche randlose Brille von Jaguar rundete das Erscheinungsbild eines betuchten Geschäftsmannes ab. Und doch hatte der Beamte ein flaues Gefühl, als er in das Gesicht des Fahrers und des Besuchers schaute. Es glich einem Eindruck, dass etwas nicht richtig war, obwohl alles richtig erschien. Ein schwammiges Gefühl, aber dringlich wie eine volle Blase nach zu viel Bier.
Mc Donnell beugte sich vor und stützte sich an der Kopfstütze des Beifahrersitzes ab.
»Ist etwas nicht in Ordnung? Macht es Ihnen etwas aus, uns nun passieren zu lassen? Ich werde erwartet! Meine Zeit ist knapp bemessen, wie Sie sich denken können.«
Der Beamte klopfte mit dem Ausweis in der Handinnenfläche herum, um ein paar Sekunden Zeit zu schinden. Sein Kollege mit dem Gewehr im Anschlag beobachtete das zögerliche Verhalten seines älteren Kollegen und setzte sich in Bewegung. Mit wenigen Schritten erreichte er den Wagen.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen auszusteigen? Was befindet sich in Ihrem Kofferraum?«, fragte der ältere Beamte.
Die Tür des Fonds öffnete sich und Mc Donnell höchstpersönlich stieg aus. Er schloss den Knopf seiner Anzugjacke. Zugiger Wind traf auf schwitzende Brusthaut.
»Hören Sie, ich verstehe ja, dass Sie Ihren Job machen müssen, aber ich habe es wirklich sehr eilig. Wir werden jetzt die Sache ein wenig abkürzen.«
Mc Donnell ließ sich das Telefon seines Fahrers geben, tippte auf zwei Tasten und hielt es ans Ohr. Die kontrollierenden Beamten gingen davon aus, dass tatsächlich gewählt wurde. Mc Donnell blickte in den Himmel, eine Geste des kurzen Wartens. Dann redete er mit seinem Gesprächspartner einige Worte auf Englisch, wechselte gleich darauf ins Deutsche. »Ja, Herr Schöller, sorry, ich werde gerade aufgehalten. Seien Sie bitte so gut, Ihren Beamten zu sagen, dass sie mich passieren lassen mögen.«
Mc Donnell reichte das Telefon dem älteren Mann mit der P 99 im Halfter. Der nahm es entgegen und ließ Mc Donnell nicht aus den Augen.
»Schulzke hier,
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