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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Außensperre drei. Mr. Mc Donnell verweigert mir den Zugriff auf seinen Kofferraum. Ich kann ihn unter diesen Umständen nicht passieren lassen.«
    Der Mann am Telefon, von dem Schulzke ausging, dass es der Polizeipräsident war, sprach ruhig und besonnen, aber mit der gebührenden Autorität.
    »Schulzke, das ist vollkommen korrekt, wie Sie vorgehen. Unter normalen Umständen müssten Sie Ihre Inspektion unbeirrt fortsetzen oder dem Anliegen der Passage nicht stattgeben dürfen, aber in diesem Fall können Sie, glaube ich, eine Ausnahme machen. Ich kenne Mr. Mc Donnell seit vielen Jahren und vertraue ihm. Wir haben einen außerplanmäßigen Programmpunkt zu besprechen, bevor die Meetings losgehen, und die Zeit drängt. Ich wäre Ihnen dankbar, die Sache unbürokratisch zu handhaben. Ich übernehme die volle Verantwortung.«
    »Aber Herr Schöller, ich bin gehalten, diesen Mann …«
    »Ich kenne Ihre Aufgaben und entbinde Sie in diesem Augenblick kraft meines Amtes davon!« Schöller brüllte ins Telefon. »Nun machen Sie schon und verkomplizieren Sie die Angelegenheit nicht noch mehr.«
    Der junge Schauspieler, den Martin im Theater in Harburg kennengelernt und kurzerhand einige Tage zuvor rekrutiert hatte, imitierte die Stimme Reinhard Schöllers virtuos. Er hatte sich um Längen übertroffen. 1000 Euro Honorar für eine Minute autoritäres Telefonieren ließ man sich nicht so schnell entgehen. Darüber hinaus war es eine gute Übung für das nächste Bühnenstück.
    Der Beamte zögerte, hielt den Ausweis in der Hand und wurde von seinem Vorgesetzten an der Inspektion des Kofferraumes gehindert. Alles hätte dort drin sein können, angefangen von einer Bombe bis hin zu einer Leiche. Dass genau dort eine solche sich in der Dunkelheit zusammenkauerte, so weit wären seine Befürchtungen nicht gegangen. »Na schön. Es ist zwar gegen meine Anweisungen, aber wenn der Chef es so will.«
    Schulzke gab dem Fahrer die gefälschten Ausweise zurück und ließ den Mann mit der Maske, die ihn in den rothaarigen John Clarke Mc Donnell verwandelt hatte, passieren.
    Der Fahrer legte erleichtert den Schalthebel von P auf D und fuhr betont langsam an. Er fuhr nicht, wie die meisten Gäste, zur Hoteleinfahrt, sondern führte den Wagen um das Hotel herum zu einer Rampe, eine Strecke, die sonst nur Lieferanten benutzten. Dort parkte er den Wagen gleich neben der Rampe.
    Die hinteren Konferenzräume lagen nur eine kurze Flurlänge von dem Hinterausgang entfernt. Die Ladung im Kofferraum zu präsentieren, durfte nicht mit zu viel Verzögerung geschehen. Das Timing war perfekt ausgearbeitet worden, inklusive der Verzögerung durch die kritische Überprüfung der Papiere.
    Argwohn erzielte der parkende Wagen innerhalb der Absperrung nicht. Dafür war es zum einen zu früh, zum anderen wusste man von sonderbaren Sicherheitsspleens einiger Teilnehmer, die ihren Wagen nicht dort parken ließen, wo es die meisten taten.
    Die Türen des Autos blieben verschlossen. Man sah auf die Uhr.
    »Jetzt«, sagte Mc Donnell aus dem Fond. »Ruf ihn an.«
    Der Fahrer wählte die bekannte Handynummer des echten Reinhard Schöller und hatte ihn nach kurzem Schellen am Apparat. Im Hintergrund hörte man das Rauschen von Wasser, vermutlich aus dem Bad seiner Suite.
    »Schöller«, meldete er sich kurz. Er hielt die Zahnbürste in der Hand, spuckte den nach Pfefferminz schmeckenden Speichel ins Becken.
    »Herr Schöller, Kurt Grabenhofer mein Name. Ich habe die Aufgabe, einen Termin mit Ihnen zu vereinbaren. Mr. Mc Donnell möchte sich mit Ihnen treffen.«
    Schöller rührte sich nicht. Ihm stand der mit Zahncreme verschmierte Mund offen. Leise Musik säuselte aus dem Lautsprecher des Hotelbades. Momente des Schweigens erschienen dem Anrufer wie Stunden.
    »Mister Mc Donnell möchte mich sprechen?«, vergewisserte sich Schöller. »John Clarke Mc Donnell?«
    »Ja, Sir. Sie haben richtig gehört.«
    »Aber er ist gar nicht angemeldet.«
    Der Fahrer mimte einen pikierten Tonfall. »Nun, das muss er auch nicht. Mr. Mc Donnell kommt eigens Ihretwegen.«
    »Nur meinetwegen?«, fragte der Polizeipräsident. »Na schön. Wann?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, sofort.«
    »Sofort? Ich habe noch nicht gefrühstückt«, murmelte er. »Na gut. Dann eben sofort. Wenn es ihm so wichtig ist. Worum geht es denn?«
    »Darüber ist mir Mr. Mc Donnell keine Rechenschaft schuldig. Ich habe nur die Aufgabe, Sie zu benachrichtigen. Sagen wir, in zehn Minuten im Konferenzraum

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